Brüllbeton - Kriminalroman
Wort Doping in die Runde.
Doch das war keine gute Idee. Sofort protestierte Rudi unter dem Beifall der anderen aktiven Radsportler: »Du bist kein richtiger Radprofi, das merkt man. Immer diese leidige Diskussion ums Dopen! Als ob wir nur noch Tabletten schluckende Roboter wären. Wir sind Sportler, wir sind stolz auf unsere Erfolge, die wir uns hart erkämpft haben. Durch konsequentes Training, durch die richtige Technik und eben auch durch bewusste Ernährung. Das hat mehr Entbehrungen gekostet, als es sich so einer wie du vorstellen kann. Die Ãbergänge von Mutters Küche über die Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu den ärztlich verordneten Medikamenten waren immer flieÃend. Irgendwelche Bürokraten, die nie ihren Hintern auf einen Rennradsattel gesetzt haben, legen dann fest, was erlaubt ist und was auf die Rote Liste kommt.«
»Genau«, pflichtete Julia ihm bei. »Und wer kontrolliert die Kontrolleure?«
Sofort entspann sich eine heftige Polemik über das Pro und Contra des Dopens. Kroll hielt sich aus der hitzigen Diskussion heraus. Er lieà seinen Blick unauffällig über das Festgelände schweifen. Kevin hatte er schon gleich bei der Ankunft gesehen. Der junge Mann bastelte an der Verstärkeranlage herum und schien von ihm keine Notiz zu nehmen.
Auf der Bühne bereiteten sich die Musiker auf ihren Auftritt vor. Kroll entdeckte Amelie, die ihre Geige stimmte. Die anderen kannte er nicht. Er griff nach einem der Programmzettel, die man auf den Tischen ausgelegt hatte, studierte ihn und steckte ihn anschlieÃend in die Tasche.
Für die musikalische Umrahmung sorgt die Gruppe âºString Event Internationalâ¹: Grigorij Rosenholz, 1. Violine (Russland); Amelie von Hohenstein, 2. Violine (Deutschland); Chantal Lafayette, Viola (Haiti); Mateo Valdez, Violoncello (Spanien).
Neben Amelie saà der Cellist und stimmte sein Instrument. Die beiden scherzten miteinander. Auf die Entfernung konnte Kroll allerdings nicht hören, um was es ging. Aber für ihn machten sie den Eindruck einer intimen Bekanntschaft. Der Kommissar schaute zu Kevin hinüber. Den schien das vertraute Techtelmechtel seiner Stiefmutter mit Mateo nicht zu irritieren.
Am Bühnenrand standen im Hintergrund zwei weitere Musiker. Der Mann sah wie ein russischer Adeliger aus, so, als sei er einem Dostojewski-Roman entsprungen. Auch er hielt eine Geige in der Hand. Grigorij Rosenholz, vermutete Kroll. Die Frau neben ihm war eine karibische Schönheit, traumhafte Figur, zartbraune Hautfarbe, sinnliche Lippen und langes, lilaschwarz glänzendes Haar. Ihr Instrument sah wie Grigorijs Geige aus, war jedoch etwas gröÃer und breiter. Das war sicher Chantal Lafayette mit ihrer Viola, auch Bratsche genannt.
Die beiden stritten sich offenbar. Jeder redete mit heftigen Gesten auf den anderen ein. Kroll fürchtete schon um die empfindlichen Instrumente in ihren Händen. Doch mit einer selbstbewussten, abweisenden Kopfbewegung verschwand Chantal hinter der Bühne. Kroll sah, wie Grigorij zornig auf den Rasen spuckte. Scheint ja ziemlich viel los zu sein in dem Quartett, überlegte Kroll. So eine Musikgruppe muss eine Welt für sich sein.
Nun begann der offizielle Teil des Fests. Reden wurden geschwungen, Vereinsberichte vorgelesen, ehrenamtliche Mitarbeiter ausgezeichnet und natürlich Rudis Teilnahme an der Tour de France gewürdigt. Sogar ein Vertreter der französischen Tour-de-France-Organisation kam zu Wort. Kevin hatte am Ton-Mischpult viel zu tun. Inzwischen dämmerte es, und Kevin setzte nun auch die Scheinwerferanlage geschickt in Szene.
Eine Tombola beschloss den offiziellen Teil. Währenddessen wurde die Bühne umgebaut. Ãberall hingen jetzt schwarze Vorhänge, die sämtliches Streulicht absorbierten. Kevin baute ein paar zusätzliche Mikrofone auf und richtete die Bühnenscheinwerfer ein.
Vor der Bühne stellte man Sitzreihen auf, die sich sofort mit Gästen füllten. Wer zuerst kam, hatte den besten Platz. Dann trat der Vereinsvorsitzende an das Hauptmikrofon und rief: »Und nun, meine Damen und Herren, kommen wir zum kulturellen Höhepunkt unseres Fests. BegrüÃen Sie mit mir die Gruppe âºString Event Internationalâ¹!«
Freundlicher Applaus setzte ein. Die letzten freien Sitze füllten sich. Kroll, der einen mäÃig guten Platz am Rand ergattert hatte, von dem aus er wenigstens den Eingangsbereich
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