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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aufzubauen, die ihn vor dem Schlimmsten bewahren. Wie gesagt, aggressives Verhalten bis hin zur partiellen Selbstzerstörung. Fälle von Suizid kennen wir in diesem Zusammenhang bislang allerdings nicht.«
    Â»Wie war das denn konkret bei Herrn Müller? Ich meine, welche Musik löste bei ihm Panik aus, und worin war das begründet?«
    Â»Ich hatte mit ihm lange therapeutische Gespräche, bei denen ein-, zweimal auch seine Ehefrau anwesend war. Aus den Gesprächen schälte sich folgender Sachverhalt heraus. In seiner frühen Kindheit – er muss höchstens vier oder fünf Jahre alt gewesen sein – kamen seine Eltern bei einem schweren Autounfall ums Leben. Kurz vor dem Unglück spielte im Radio eine Musik, die das Kind wohl sehr beeindruckt haben musste, denn es hat sie zeitlebens nie vergessen können. Später, auch noch als Erwachsener, drehte er durch, wie man das salopp ausdrückt, sobald er diese Musik hörte. Seine Frau hatte sie mal als CD aufgelegt, da bekam er eine schlimme Panikattacke. Ich brauchte lang, um ihn wieder ins Lot zu bringen.«
    Â»Was für eine Musik war das denn?«, wollte Kroll wissen.
    Â» Les Préludes von Franz Liszt. Die Hauptmelodie wurde zur Untermalung von Hitlers Wehrmachtsberichten missbraucht. Pompöse, gewaltige, heroische Orchesterklänge mit viel Trompeten und Posaunen. Vielleicht kennen Sie das?«
    In Krolls Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Franz Liszt. In welchem Zusammenhang hatte er den Namen des Komponisten in jüngster Zeit gehört?
    Etwas geistesabwesend antwortete er mit einer Gegenfrage. »Sagen Sie mal, gehört Frau Müller auch zu Ihren Patienten?«
    Der Psychologe reagierte leicht befremdet, weil die Frage in keinem Zusammenhang mit dem eben Gesagten zu stehen schien. »Nein, wieso fragen Sie mich das?«
    Â»Ich meine wegen Ihrer beider Vorliebe für ausgestopfte Tiere.«
    Jetzt hatte Kroll gänzlich bei dem Doktor ausgespielt. Pikiert antwortete er: »Wenn Sie damit meine Käfersammlung meinen, so möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Tiere keineswegs ausgestopft wurden. Und was Frau Müller betrifft: Ich weiß zwar, dass sie eine Schmetterlingssammlung hat, aber das ist noch lang kein Grund, einen Psychologen aufzusuchen.«
    Der Kommissar verabschiedete sich, ohne weitere Fragen zu stellen. In seinen Gedanken war er jetzt ganz woanders.

12. Kapitel – Filmriss
    Den nächsten Tag verbrachte Kroll im Büro. Er mochte das nüchtern-moderne Behördenhochhaus am Berliner Platz nicht besonders. Viel lieber saß er in historischer Umgebung wie dem gemütlichen Hofcafé in der Wahmstraße. Aber das ging im Moment nicht, weil er dorthin nicht die gesamten Akten des Falls Brüllbeton mitschleppen konnte. Wenigstens hatte er von hier oben einen schönen Ausblick auf die Wallanlagen und den Wassergürtel, auf dem kleine Sportboote dahinglitten. Von weiter hinten grüßten die Kirchturmspitzen der Sieben-Türme-Stadt.
    Seinen Assistenten Hopfinger hatte Kroll heute auf Grigorij und Chantal angesetzt, so musste er sich seine Sachen selber zusammensuchen. Er stellte die beiden Schreibtische zusammen und baute alles auf, was sich inzwischen angesammelt hatte. Die beschlagnahmten PCs der Familie Müller; Mirjas gelb-rot gestreiften Schal, den sie auf dem Pfälzer Drachenfels das letzte Mal trug; die leere Packung Corasanol plus aus dem Ferienhaus auf dem Priwall; eine mit AICAR-Kapseln gefüllte Plastiktüte, die dem toten Müller aus dem Mund gefallen waren; die Fotos von der entstellten Leiche unter dem Beton, zusammen mit der Zeichnung, die Kroll für die Fahndung extra hatte anfertigen lassen; das Programmheft der Gruppe ›String Event International‹ mit dem Autogramm von Mateo; der bei Mörtel gefundene Arbeitsplan vom Bauabschnitt Z 23, wo die Leiche vergraben worden war; die Fotos des Portiers Alfred aus Landau, die Mirja gemeinsam mit Mörtel zeigten; ein leerer, aufgeschlitzter Zementsack mit der Aufschrift FB 67/Q, den Krolls Kollege und Freund Arnsberg in der Landauer Lagerhalle sichergestellt hatte; die Patientenkarteikarte von Müllers Hausarzt, die dessen Herzinsuffizienz dokumentierte; Mirjas Notizen über Müllers Geschäftsbeziehungen zwischen Petersburg und Südfrankreich; und natürlich Unmengen von Notizzetteln, Aktenordnern und Zeitungsausschnitten. Wo da anfangen?
    Als

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