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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Geringsten an dem letzteren.
    Sobald der andere aufgelegt hatte, wählte Brunetti die Auskunft und ließ sich die Nummer von Dr. Valerio Treponti in Padua geben. Als er in der Praxis des Arztes anrief, sagte man ihm, der Dottore habe einen Patienten und könne nicht ans Telefon kommen. Brunetti erklärte der Sekretärin, wer er war und dass es dringend sei, er werde warten.
    Während er wartete, blätterte er die Morgenzeitungen durch. Wellauers Tod war aus den wichtigsten nationalen Blättern verschwunden und erschien nur auf der zweiten Seite des Lokalteils des Gazzettino und dort auch nur, weil am Konservatorium ein Stipendium auf seinen Namen eingerichtet worden war.
    Ein Klicken tönte aus dem Apparat und eine sonore Stimme sagte: »Treponti.«
    »Dottore, hier spricht Commissario Brunetti von der venezianischen Polizei.«
    »Das sagte mir meine Sprechstundenhilfe schon. Worum geht es?«
    »Ich möchte gern wissen, ob Sie im letzten Monat einen älteren, hoch gewachsenen Mann als Patienten hatten, der sehr gut Italienisch sprach, allerdings mit deutschem Akzent.«
    »Wie alt?«
    »Um die siebzig.«
    »Sie meinen den Österreicher? Wie hieß er noch? Doerr? Ja, genau, Hilmar Doerr. Aber er war nicht Deutscher, sondern Österreicher. Mehr oder weniger dasselbe. Was möchten Sie über ihn wissen?«
    »Könnten Sie ihn mir beschreiben, Dottore?«
    »Halten Sie das wirklich für so wichtig? Ich habe sechs Patienten im Wartezimmer und muss in einer Stunde in der Klinik sein.«
    »Könnten Sie ihn mir beschreiben, Dottore?«
    »Habe ich das nicht schon? Groß, blaue Augen, Mitte Sechzig.«
    »Wann war er bei Ihnen, Dottore?«
    Im Hintergrund hörte Brunetti eine andere Stimme etwas sagen. Dann hielt der Doktor offenbar die Hand über die Sprechmuschel, denn es wurde still am anderen Ende. Eine Minute verging, dann war Treponti wieder da, noch eiliger und ungeduldiger als vorher.
    »Commissario, ich kann jetzt nicht mit Ihnen sprechen. Ich muss wichtige Dinge erledigen.«
    Brunetti ließ das durchgehen und fragte: »Könnten Sie mit mir sprechen, wenn ich heute noch in Ihre Praxis käme, Dottore.«
    »Heute Nachmittag, fünf Uhr. Ich kann Ihnen zwanzig Minuten reservieren. Hier.« Er hatte aufgelegt, bevor Brunetti nach der Adresse fragen konnte. Geduldig und bemüht, gelassen zu bleiben, wählte er noch einmal und bat die Sprechstundenhilfe um die Anschrift. Er bedankte sich mit ausgesuchter Höflichkeit und legte auf.
    Dann saß er da und überlegte, wie er am besten nach Padua kam. Patta würde sich garantiert einen Wagen mit Fahrer bestellen und vielleicht noch eine Motorradeskorte, falls an dem Tag besonders viele Terroristen auf der Autobahn unterwegs sein sollten. Brunetti stand dem Rang nach ein Wagen zu, aber er wollte Zeit sparen und so rief er beim Bahnhof an, um sich nach den Nachmittagszügen in Richtung Padua zu erkundigen. Er erfuhr, dass der Eilzug nach Mailand ihn so günstig nach Padua bringen würde, dass er rechtzeitig um fünf in Trepontis Praxis sein konnte. Er müsste also nach dem Essen mit Padovani direkt zum Bahnhof gehen.

20.
    Als Brunetti ankam, wartete Padovani schon im Restaurant. Der Journalist stand zwischen der Bar und einer Vitrine mit verschiedenen Vorspeisen: Tintenfisch, Strandschnecken, Krabben. Sie schüttelten sich kurz die Hand und wurden von Signora Antonia, der junohaften Bedienung, die hier das Kommando hatte, zu ihrem Tisch gebracht. Nachdem sie saßen, verschoben sie erst einmal ihr Gespräch über Verbrechen und Klatsch und berieten sich mit Signora Antonia über das Essen. Es gab zwar eine Speisekarte, aber die meisten Stammkunden hielten sich nicht daran auf; die wenigsten hatten sie je gesehen. Die Gerichte und Spezialitäten des Tages hatte Antonia im Kopf. Rasch ging sie die Liste durch, aber Brunetti wusste, dass es reine Formsache war. Sie entschied schnell, dass sie den Antipasto di Mare essen wollten, dann den Risotto mit Scampi und den gegrillten Seebarsch, der am Morgen frisch vom Fischmarkt gekommen war, wie sie versicherte. Padovani fragte, ob er vielleicht, wenn die Signora es für angeraten hielt, noch einen grünen Salat haben könnte. Sie widmete seinem Wunsch die gebührende Aufmerksamkeit, erklärte ihn für gerechtfertigt, meinte dann, eine Flasche des weißen Hausweins sei das richtige dazu und ging sie holen.
    Als der Wein auf dem Tisch stand und das erste Glas eingegossen war, eröffnete Brunetti das Gespräch und fragte Padovani, ob er noch viel zu

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