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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Messern.«
    Foscos Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Ich hatte auch nie Angst vor Maschinenpistolen, Guido.« Dann war ihm seine Bemerkung offenbar peinlich, denn er fügte hinzu: »Ich meine es ernst, Guido, nimm dich vor ihm in acht.«
    »Schon gut, ich werde daran denken. Und vielen Dank, Riccardo.« Dann sagte er noch: »Ich habe immer noch nichts in Erfahrung bringen können, aber wenn ich etwas höre, lasse ich es dich wissen.« Viele Polizisten, die Fosco kannten, hatten verbreitet, daß sie an Hinweisen darauf interessiert seien, wer damals geschossen hatte und wer die Drahtzieher waren, aber wer es auch gewesen sein mochte, war sehr vorsichtig zu Werke gegangen, denn Foscos Beliebtheit bei der Polizei war allgemein bekannt, und das Schweigen dauerte nun schon Jahre. Brunetti hielt die Sache für aussichtslos, trotzdem fragte er gelegentlich nach, ließ hier und dort einen Hinweis fallen und sprach mit Verdächtigen in ganz allgemeiner Form über die Möglichkeit eines Kuhhandels im Tausch gegen die Information, die er haben wollte. Doch in all den Jahren war er der Lösung nicht näher gekommen.
    »Ich weiß es zu schätzen, Guido. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es noch so wichtig ist.« War das Weisheit oder Resignation, was man da heraushörte?
    »Warum?«
    »Ich heirate.« Liebe also, besser als beides.
    »Herzlichen Glückwunsch, Riccardo. Wer ist es denn?«
    »Ich glaube nicht, daß du sie kennst, Guido. Sie arbeitet für die Zeitschrift, aber sie ist erst ein gutes Jahr dabei.«
    »Wann?«
    »Im nächsten Monat.«
    Brunetti machte gar nicht erst falsche Versprechungen, daß er versuchen würde, dabeizusein, aber es kam von Herzen, als er sagte: »Ich hoffe, ihr werdet beide glücklich, Riccardo.«
    »Danke, Guido. Und wenn ich noch irgend etwas über diesen Kerl höre, rufe ich dich an, ja?«
    »Danke. Das wäre nett.«
    Mit weiteren guten Wünschen verabschiedete sich Brunetti und legte auf. Konnte es so einfach sein? Konnten geschäftliche Verluste Viscardi dazu getrieben haben, etwas so Überstürztes wie einen bestellten Einbruch zu organisieren? Nur jemand, der fremd in Venedig war, konnte auf Ruffolo verfallen, einen jungen Mann, der sich ungleich besser aufs Geschnapptwerden verstand als auf sein kriminelles Handwerk. Aber vielleicht hatte die Tatsache, daß er erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden war, als Empfehlung genügt.
    Er konnte heute nichts weiter hier tun, und Patta war garantiert der erste, der von polizeilicher Brutalitat reden würde, wenn ein Millionär am selben Tag von drei verschiedenen Polizisten vernommen wurde, vor allem während der Mann auch noch im Krankenhaus war. Es hatte ebenfalls keinen Sinn, an einem Tag nach Vicenza zu fahren, an dem die Büros der Amerikaner geschlossen waren, obwohl es vielleicht einfacher war, sich über Pattas Befehl hinwegzusetzen, wenn er es in seiner Freizeit tat. Aber nein, Doctor Peters sollte ruhig bis zur nächsten Woche um den Köder herumschwimmen, dann konnte er immer noch einmal sanft an der Schnur rucken. Heute würde er seine Angel in venezianischen Gewässern auswerfen und sich eine andere Beute vornehmen.
    Während der kurzen Perioden, in denen er nicht im Gefängnis saß, wohnte Giuseppe Ruffolo bei seiner Mutter in einer Zweizimmerwohnung beim Campo San Boldo, einer Gegend, die von der Nahe zu dem Turmstumpf dieser Kirche geprägt war, wo es keine bequem erreichbare Vaporettoanlegestelle gab, und, wenn man die »Nähe« auf die Kirche San Simeone Piccolo ausdehnen wollte, auch durch diese, wo die sonntägliche Messe noch in Latein gehalten wurde, in offener Verhöhnung aller Vorstellungen von Modernität oder Zweckdienlichkeit. Die Witwe Ruffolo hatte die Wohnung von einer öffentlichen Stiftung, die ihre diversen Unterkünfte an Leute vermietete, die als ausreichend bedürftig eingestuft waren, zugeteilt bekommen. Normalerweise waren das Venezianer; wie Signora Ruffolo daran gekommen war, blieb ein Geheimnis, obwohl ihre eindeutige Bedürftigkeit von keinerlei Geheimnis umgeben war.
    Brunetti überquerte die Rialto-Brücke und ging an San Cassiano vorbei, dann links, bis er zu seiner Rechten den gedrungenen Turm von San Boldo sah. Er bog in eine enge Calle ein und blieb vor einem niedrigen Haus stehen. Der Name »Ruffolo« war in zierlicher Schrift rechts von der Klingel auf einem metallenen Schild eingraviert; Roststreifen verfärbten unter beiden den Verputz, der schon von der Hauswand blätterte.

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