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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sein Glas hin, und sie nahm einen kleinen Schluck. »Ist das aus der Flasche im Tiefkühlfach?« fragte sie.
    Er nickte.
    »Woher hast du sie?«
    »Man könnte es ein Bestechungsgeschenk nennen.«
    »Von wem?«
    »Donizelli. Er hatte mich gebeten, den Urlaubsplan so zu arrangieren, daß er nach Rußland - Ex-Rußland - fahren konnte. Als er zurückkam, hat er mir die Flasche mitgebracht.«
    »Es heißt immer noch Rußland.«
    »Ha?«
    »Es ist die Ex-Sowjetunion, aber immer noch das alte Rußland.«
    »Oh. Danke.«
    Sie nickte gnädig.
    »Meinst du, sie fressen sonst noch was?« fragte er.
    »Wer?« fragte Paola zurück, ausnahmsweise einmal ratlos.
    »Die Fledermäuse.«
    »Ich weiß es nicht. Frag Chiara. Normalerweise weiß sie solche Sachen.«
    »Ich habe über das nachgedacht, was ich vor dem Essen gesagt habe«, erklärte er und nippte an seinem Glas.
    Er erwartete eine scharfe Antwort, aber sie sagte nur: »Ja?«
    »Ich glaube, du könntest recht haben.«
    »Womit?«
    »Daß er möglicherweise ein Kunde war und gar kein prostituto. Ich habe die Leiche gesehen. Es war, glaube ich, kein Körper, den ein Mann sich etwas kosten lassen würde.«
    »Was war es denn für ein Körper?«
    Er trank noch einen Schluck. »Es mag ja seltsam klingen, aber als ich ihn sah, fiel mir auf, wie sehr er meinem eigenen ähnelt. Wir haben etwa dieselbe Größe und Figur, wahrscheinlich sind wir im gleichen Alter. Es war schon sehr eigenartig, Paola, ihn da liegen zu sehen, tot.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte sie, aber mehr nicht. »Sind diese Jungen gut mit Raffi befreundet?« »Einer ja. Er hilft ihm bei seinen Hausaufgaben in Italienisch.« »Gut.«
    »Was ist gut, daß er ihm bei den Hausaufgaben hilft?« »Nein. Gut, daß er Raffis Freund ist, oder Raffi seiner.« Sie lachte laut auf und schüttelte den Kopf. »Ich werde nie schlau aus dir, Guido. Nie.« Sie legte ihm eine Hand auf den Nacken, beugte sich vor und nahm ihm das Glas ab. Dann trank sie einen Schluck und gab es ihm zurück. »Wenn du das ausgetrunken hast, könntest du dir dann vorstellen, daß ich mir deinen Körper etwas kosten lasse?«

10
    D ie nächsten beiden Tage verliefen nicht viel anders, nur daß es noch heißer war. Vier der Männer auf seiner Liste hatte Brunetti noch immer nicht unter der verzeichneten Adresse angetroffen, und die Nachbarn hatten keine Ahnung, wo sie waren oder wann sie zurückkamen. Zwei weitere auf der Liste konnten ihm nicht weiterhelfen. Gallo und Scarpa hatten ebensowenig Glück, obwohl diesmal einer der Männer auf Scarpas Liste meinte, der Mann auf der Zeichnung käme ihm irgendwie bekannt vor, wobei er allerdings nicht sagen konnte, wo oder warum er ihn gesehen haben könnte.
    Die drei Männer gingen in eine Trattoria nahe der Questura zum Mittagessen und besprachen, was sie bisher wußten und was noch nicht.
    »Also, jedenfalls hatte er keine Ahnung, wie man sich die Beine rasiert«, meinte Gallo, nachdem es aussah, als hätten sie nichts mehr aufzuzählen. Brunetti war nicht sicher, ob das ein Witz sein sollte oder ob der Sergente nach Strohhalmen griff.
    »Warum sagen Sie das?« fragte Brunetti, trank seinen Wein aus und sah sich wegen der Rechnung nach dem Ober um.
    »Na, die Leiche. An den Beinen waren viele kleine Kratzer, so als ob er es nicht gewohnt wäre, sie zu rasieren.«
    »Wäre es denn irgendeiner von uns gewohnt?« fragte Brunetti, und erklärend fügte er hinzu: »Von uns Männern, meine ich.«
    Scarpa grinste in sein Glas. »Ich würde mir wahrscheinlich die Kniescheibe abrasieren, ich weiß wirklich nicht, wie sie das machen«, sagte er und schüttelte den Kopf ob dieses weiteren Geheimnisses der Frauen.
    In dem Moment erschien der Ober mit der Rechnung. Gallo kam Brunetti zuvor, indem er den Bon nahm, seine Brieftasche herauszog und einige Scheine auf den Tisch legte. Bevor Brunetti etwas einwenden konnte, erklärte er: »Wir sind angewiesen, Sie als Gast der Stadt zu behandeln.« Brunetti überlegte, was Patta wohl dazu sagen würde, außer daß er es nicht verdiente.
    »Mit den Namen auf der Liste sind wir durch«, sagte Brunetti. »Dann müssen wir wohl jetzt mit denen reden, die nicht auf unserer ursprünglichen Liste stehen.«
    »Soll ich ein paar auf die Questura bestellen?« fragte Gallo.
    Brunetti schüttelte den Kopf; das war kaum dazu angetan, sie zur Mitarbeit zu ermuntern. »Nein, ich glaube, wir sollten zu ihnen gehen.«
    Hier mischte sich Scarpa ein. »Aber von den meisten haben

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