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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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wobei der Zweifel in ihrer Stimme deutlich zu hören war. »Warte einen Moment, ich hole mein Adreßbuch.« Sie legte den Hörer hin und war so lange weg, daß Brunetti allmählich glaubte, ihr Adreßbuch müßte in einem anderen Zimmer, ja vielleicht sogar in einem anderen Gebäude sein. Endlich kam sie wieder. »Guido? Die Nummer ist 522 44 04. Ich glaube, sie steht immer noch unter dem Namen der Leute im Buch, die ihm die Wohnung verkauft haben. Wenn du mit ihm sprichst, sag ihm einen Gruß von mir.«
    »Ja, mach ich. Wo ist Raffi?«
    »Ach, der war verschwunden, sobald wir die Koffer abgestellt hatten. Ich rechne vor dem Abendessen nicht mit ihm.«
    »Grüße ihn. Ich rufe dich im Lauf der Woche wieder an.« Mit dem gegenseitigen Versprechen, wieder anzurufen, und einer erneuten Mahnung, die insalata di calamari nicht zu vergessen, legten sie auf, und Brunetti dachte, wie eigenartig es war, als Mann eine Woche wegzufahren und seine Frau nicht anzurufen. Vielleicht war es anders, wenn man keine Kinder hatte, aber er glaubte das eigentlich nicht.
    Er wählte Padovanis Nummer und hatte, wie es in Italien heute zunehmend der Fall ist, einen Anrufbeantworter am Apparat, der ihm sagte, daß Professore Padovani momentan leider nicht ans Telefon kommen könne, aber so bald als möglich zurückrufen werde. Brunetti hinterließ eine Nachricht, bat Professore Padovani um Rückruf und legte auf.
    Er ging in die Küche und holte die vielbesprochene insalata aus dem Kühlschrank. Er entfernte die Plastikfolie und pickte sich mit den Fingern ein Stück Tintenfisch heraus. Kauend entnahm er dem Kühlschrank eine Flasche Soave und goß sich ein Glas davon ein. In der einen Hand den Wein, in der anderen den Salat, ging er auf die Dachterrasse und stellte beides auf dem niedrigen Glastisch ab. Brot fiel ihm ein, also ging er noch einmal in die Küche, um sich rasch ein panino zu holen, und da er schon einmal dort war, dachte er an seine gute Kinderstube und nahm noch eine Gabel aus der Schublade mit.
    Draußen brach er sich ein Stück Brot ab, legte ein Stückchen Tintenfisch darauf und steckte das Ganze in den Mund. Natürlich mußten in Banken auch samstags Dinge erledigt werden - keine Ferien in Geldangelegenheiten. Und natürlich würde sich jemand, der am Wochenende arbeitete, nicht gern vom Telefon stören lassen und vielleicht sagen: »Falsch verbunden«, und den nächsten Anruf gar nicht erst annehmen. Um nicht gestört zu werden.
    Im Salat war etwas mehr Sellerie, als ihm lieb war, weshalb er die kleinen Stückchen mit der Gabel zur Seite schob. Er goß sich Wein nach und dachte an die Bibel. Irgendwo, soweit er sich erinnerte im Markusevangelium, gab es eine Geschichte, wie Jesus nach seinem ersten Besuch in Jerusalem auf dem Rückweg nach Nazareth plötzlich verschwunden war. Maria dachte, er sei bei Joseph und den anderen Männern, und der wiederum glaubte den Jungen bei seiner Mutter und den Frauen. Erst als die Karawane anhielt, um ihr Nachtlager aufzuschlagen, sprachen sie wieder miteinander und entdeckten, daß Jesus nicht da war; wie sich herausstellte, war er nach Jerusalem zurückgegangen und lehrte dort im Tempel. Die Banca di Verona glaubte, Mascari sei in Messina; also mußte das Büro in Messina ihn woanders vermuten, sonst hätten sie sicher angerufen, um sich nach ihm zu erkundigen.
    Brunetti ging ins Wohnzimmer, wo er in einem Wust von Stiften und anderem Schreibkram eines von Chiaras Heften fand. Da es leer war und ihm das Mickymausbild auf dem Umschlag gefiel, nahm er es und trug es zusammen mit einem Kugelschreiber auf die Terrasse hinaus.
    Er fing an, sich eine Reihe von Dingen zu notieren, die er am Montagmorgen erledigen wollte. Bei der Banca di Verona nachprüfen, wohin Mascari reisen sollte, und anschließend dort anrufen, um zu erfahren, welchen Grund man angegeben hatte, daß er dann doch nicht gekommen war. Nachfragen, warum die Herkunft der Schuhe und des Kleides noch nicht festgestellt worden war. Mascaris Vergangenheit überprüfen, die persönliche wie auch die finanzielle. Und den Autopsiebericht noch einmal daraufhin durchlesen, ob die rasierten Beine erwähnt wurden. Außerdem mußte er Vianello fragen, was er über die Lega herausgefunden hatte und über Avvocato Santomauro.
    Das Telefon klingelte, und in der Hoffnung, es sei Paola, obwohl er gleichzeitig wußte, daß sie es gar nicht sein konnte, ging er nach drinnen und nahm den Hörer ab.
    »Ciao, Guido, hier ist Damiano. Ich habe

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