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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Wahrheit über den Tod Ihres Mannes herausfinden können, Signora.«
    »Ich beantworte keine Fragen dazu. Es ist nicht anständig.«
    Er hätte ihr gern gesagt, daß ein Mord nie anständig war, aber statt dessen fragte er: »In den letzten Wochen, war Ihr Mann da irgendwie verändert?«
    Wie nicht anders zu erwarten, sagte sie: »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Hat er beispielsweise etwas über seine Reise nach Messina gesagt? Hatten Sie den Eindruck, daß er gern fahren wollte? Oder eher nicht so gern?« »Das kann ich nicht sagen. Er kam mir vor wie immer.«
    »Und wie war das?«
    »Er mußte fahren. Es gehörte zu seinem Beruf, also mußte er es tun.«
    »Hat er etwas darüber gesagt?«
    »Nein, nur daß er fahren müsse.«
    »Und bei solchen Reisen hat er Sie nie angerufen, Signora?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Sie merkte offenbar, daß er immer wieder auf dieses Thema zurückkommen würde, also antwortete sie: »Die Bank hat nicht zugelassen, daß Leonardo private Telefongespräche auf die Spesenrechnung setzte. Manchmal hat er einen Freund im Büro angerufen und ihn gebeten, mich anzurufen. Aber nicht immer.«
    »Ah ja«, sagte Brunetti. Direktor einer Bank, und wollte ein Telefongespräch mit seiner Frau nicht bezahlen!
    »Haben Sie gemeinsame Kinder, Signora?«
    »Nein«, antwortete sie rasch.
    Brunetti ließ das Thema fallen und fragte: »War Ihr Mann mit einem Mitarbeiter der Bank besonders befreundet? Sie erwähnten einen Freund, der Sie angerufen hat; kann ich seinen Namen erfahren?«
    »Warum wollen Sie mit ihm reden?«
    »Vielleicht hat Ihr Mann im Büro etwas gesagt oder sonst irgendwie zu erkennen gegeben, wie er seine Reise nach Messina einschätzte. Ich möchte mit diesem Freund Ihres Mannes sprechen, um zu erfahren, ob er etwas Ungewöhnliches an seinem Verhalten bemerkt hat.«
    »Ich bin sicher, das hat er nicht.«
    »Trotzdem möchte ich gern mit ihm sprechen, Signora, wenn Sie mir den Namen nennen.«
    »Marco Ravanello. Aber er wird Ihnen nichts sagen können. Mit meinem Mann war alles in Ordnung.« Sie warf Brunetti einen zornigen Blick zu und wiederholte: »Mit meinem Mann war alles in Ordnung.«
    »Ich habe Sie lange genug belästigt, Signora«, sagte Brunetti, während er aufstand und die paar Schritte bis zur Tür ging. »Sind die Vorbereitungen für die Beerdigung getroffen?«
    »Ja. Die Messe ist morgen. Um zehn.« Sie sagte nicht, wo sie stattfinden sollte, und Brunetti fragte nicht. Diese Information war leicht zu bekommen, und er würde hingehen.
    An der Tür blieb er stehen. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Signora. Ich darf Ihnen noch einmal mein ganz persönliches Beileid ausdrücken und Ihnen versichern, daß wir alles tun werden, was in unserer Macht steht, um den zu finden, der für den Tod Ihres Mannes verantwortlich ist.« Warum klang Tod immer besser als Mord?
    »Mein Mann war nicht so veranlagt. Sie werden es herausfinden. Er war ein richtiger Mann.«
    Brunetti reichte ihr nicht die Hand, er verbeugte sich nur leicht und machte die Tür hinter sich zu. Während er die Treppe hinunterging, fiel ihm die letzte Szene von Bernarda Albas Haus ein, in der die Mutter auf der Bühne steht und dem Publikum und der Welt ins Gesicht schreit, ihre Tochter sei als Jungfrau gestorben, als Jungfrau. Für Brunetti zählte nur die Tatsache, daß sie tot waren; alles andere war Eitelkeit.
    In der Questura bat er Vianello zu sich. Da Brunettis Büro zwei Stockwerke höher lag, kam man dort eher in den Genuß auch des leisesten Lufthauchs. Als sie oben waren und Brunetti die Fenster geöffnet und sein Jackett abgelegt hatte, fragte er Vianello: »Na, haben Sie etwas über die Lega?«
    »Nadia hätte ein Gehalt dafür verdient, Dottore«, sagte Vianello, während er sich setzte. »Sie hat am Wochenende über zwei Stunden am Telefon verbracht und mit Freunden in der ganzen Stadt gesprochen. Interessant, diese Lega della Moralità.«
    Vianello würde die Geschichte auf seine Weise erzählen, das wußte Brunetti, aber er dachte, es könnte nicht schaden, ihm das Ganze etwas zu versüßen, und sagte: »Morgen früh gehe ich auf den Rialtomarkt und kaufe ihr einen Blumenstrauß. Meinen Sie, das reicht?«
    »Sie würde mich lieber am nächsten Samstag zu Hause haben«, versetzte Vianello.
    »Wo sind Sie denn eingeteilt?« wollte Brunetti wissen.
    »Ich habe Dienst auf dem Boot, das den Umweltminister vom Flughafen in die Stadt bringen soll. Wir wissen alle, daß er nicht kommt, daß er seinen

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