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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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gesehen.«
    »Sie ist unten im Archiv, glaube ich«, erklärte Vianello.
    »Wie steht es mit seinem beruflichen Leben?« fragte Brunetti.
    »Erfolg, Erfolg und nichts als Erfolg. Er vertritt zwei der größten Baufirmen in der Stadt, zwei Stadträte und mindestens drei Banken.«
    »Ist eine davon zufällig die Banca di Verona?« Vianello zog sein Notizbuch zu Rate und blätterte ein paar Seiten zurück. »Ja. Woher wußten Sie das?« »Ich wußte es nicht, aber Mascari hat da gearbeitet.« »Zwei und zwei macht vier, nicht wahr?« meinte Vianello.
    »Politische Verbindungen?« fragte Brunetti. »Bei zwei Stadträten als Klienten?« fragte Vianello zurück und gab sich damit selbst die Antwort. »Und seine Frau?«
    »Über die scheint niemand viel sagen zu können, aber alle sind offenbar der Ansicht, daß sie in der Familie den Ton angibt.«
    »Familie? Hat er denn Kinder?« »Zwei Söhne. Einer ist Architekt, der andere Arzt.« »Die perfekte italienische Familie«, bemerkte Brunetti. Dann fragte er: »Und Crespo? Was haben Sie über ihn in Erfahrung gebracht?« »Haben Sie seine Akte aus Mestre gesehen?« »Ja. Das Übliche. Drogen. Versuchter Diebstahl an einem Kunden. Keine Gewalttaten. Nichts Überraschendes. Haben Sie noch etwas anderes gefunden?«
    »Nicht viel mehr«, antwortete Vianello. »Er ist zweimal zusammengeschlagen worden, aber beide Male wußte er angeblich nicht, von wem. Das zweite Mal hat er gesagt«, Vianello blätterte in seinem Notizbuch ein paar Seiten weiter, »ah, hier ist es. Er sagte, er sei ›von Dieben angefallen‹ worden.«
    »Angefallen?«
    »So stand es in dem Bericht. Ich habe es wortwörtlich abgeschrieben.«
    »Er liest offenbar viel, Unser Signor Crespo.«
    »Mehr als ihm guttut, würde ich sagen.«
    »Haben Sie sonst noch etwas über ihn? Auf wessen Namen der Mietvertrag für die Wohnung läuft, in der er lebt?«
    »Nein, ich prüfe es nach.«
    »Und sehen Sie zu, ob Sie Signorina Elettra herausfinden lassen können, was es über die Finanzen der Lega gibt oder über die von Santomauro, von Crespo oder Mascari. Steuererklärungen, Kontoauszüge, Kredite. An solche Informationen müßte man eigentlich herankommen.«
    »Sie wird schon wissen, was zu tun ist«, sagte Vianello, während er sich alles notierte. »Noch etwas?«
    »Verständigen Sie mich, sobald Sie etwas hören oder wenn Nadia jemanden findet, der Mitglied ist.«
    »Ja, Commissario«, sagte Vianello und stand auf. »Das ist das Beste, was passieren konnte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, daß Nadia sich für die Geschichte interessiert. Sie wissen ja, wie es all die Jahre gelaufen ist, immer der Ärger, wenn ich länger arbeiten mußte oder am Wochenende Dienst hatte. Aber als sie erst mal Blut geleckt hatte, war sie wie ein Spürhund. Und Sie hätten sie am Telefon hören sollen. Wie sie die Leute dazu gebracht hat, ihr alles zu erzählen. Schade, daß wir keine freien Mitarbeiter beschäftigen.«

17
    W enn er sich beeilte, konnte Brunetti es zur Banca di Verona schaffen, bevor sie zumachte, falls ein Büro, das seine Geschäfte vom zweiten Stock aus führte und offenbar keine Räumlichkeiten für Publikumsverkehr besaß, sich überhaupt an die regulären Öffnungszeiten hielt. Er kam um 12.20 Uhr an, und weil die Eingangstür zu war, drückte er auf den Klingelknopf neben dem schlichten Messingschild mit dem Namen der Bank. Die Tür sprang auf, und er stand wieder in dem kleinen Flur, in dem er am Samstagnachmittag mit der alten Frau gestanden hatte.
    Oben angekommen, sah er, daß die Tür zum Bankbüro geschlossen war, und klingelte zum zweitenmal. Gleich darauf hörte er Schritte, und es öffnete ihm ein großer, blonder Mann, eindeutig nicht der, dem er am Samstagnachmittag die Treppe hinunter gefolgt war.
    Er zog seinen Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn dem Mann hin. »Buon giorno. Ich bin Commissario Guido Brunetti von der Questura di Venezia. Ich möchte Signor Ravanello sprechen.«
    »Einen Augenblick bitte«, sagte der andere und machte die Tür so schnell wieder zu, daß Brunetti keine Zeit blieb, ihn daran zu hindern. Es verging mindestens eine Minute, bevor die Tür erneut geöffnet wurde, diesmal von einem anderen Mann, weder groß noch blond, allerdings war es auch nicht der, den Brunetti auf der Treppe gesehen hatte.
    »Ja?« fragte er Brunetti, als wäre der Mann von vorhin nur ein Phantom gewesen.
    »Ich möchte Signor Ravanello sprechen.«
    »Und wen soll ich melden?«
    »Das

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