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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Professore zu. »Und wie kam es zu diesem ›Verlangen‹ der Quittungen, Professore?«
    »Ihr Sergente wollte meine Mietquittungen sehen, als ob ich so etwas aufheben würde.«
    »Sie heben also nie Quittungen auf, Professore?«
    Ratti winkte ab, und seine Frau sah Brunetti mit einstudiertem Erstaunen an, als wollte sie sagen, was für eine ungeheure Zeitverschwendung es doch sei, über einen so geringfügigen Betrag Buch zu führen.
    »Und was machen Sie, wenn der Besitzer Ihrer Wohnung eines Tages behauptet, Sie hätten die Miete nicht bezahlt? Welche Beweise würden Sie ihm vorlegen?« wollte Brunetti wissen.
    Diesmal sollte Rattis Handbewegung wohl heißen, daß so etwas nicht im Bereich des Möglichen lag, während der Blick seiner Frau andeutete, daß niemand je daran denken würde, das Wort ihres Mannes anzuzweifeln.
    »Würden Sie mir sagen, wie Sie Ihre Miete bezahlen, Professore?«
    »Ich glaube nicht, daß dies Sache der Polizei ist«, entgegnete Ratti kampflustig. »Ich bin es nicht gewohnt, so behandelt zu werden.
    »Wie denn, Professore?« fragte Brunetti ehrlich neugierig »Wie ein Verdächtiger.«
    »Sind Sie schon einmal von anderen Polizisten wie ein Verdächtiger behandelt worden, und wissen Sie darum vielleicht, was das für ein Gefühl ist?«
    Ratti erhob sich halb von seinem Stuhl und sah zu seiner Frau hin. »Das muß ich mir nicht bieten lassen. Ein Freund von uns ist im Stadtrat.« Seine Frau machte eine kurze Handbewegung, und er setzte sich zögernd wieder hin.
    »Können Sie mir sagen, wie Sie Ihre Miete bezahlen, Professore Ratti?«
    Ratti sah Brunetti voll an. »Ich zahle sie bei der Banca di Verona ein.«
    »Am Campo San Bartolomeo?«
    »Ja.«
    »Und wie hoch ist diese Miete, Professore?«
    »Nicht der Rede wert«, antwortete der Professore wegwerfend.
    »Sind es zweihundertzwanzigtausend Lire?«
    »Ja.«
    Brunetti nickte. »Und wieviel Quadratmeter hat Ihre Wohnung?«
    Hier mischte sich Signora Ratti ein, als habe sie es endgültig satt, sich mit solcher Idiotie abzugeben. »Das wissen wir doch nicht. Für unsere Bedürfnisse reicht sie aus.«
    Brunetti zog die Liste der Wohnungen heraus, die von der Lega verwaltet wurden, schlug die dritte Seite auf und fuhr mit dem Finger darauf hinunter, bis er zu Rattis Namen kam. »Dreihundertzwölf Quadratmeter, wie ich sehe. Und sechs Zimmer. Ja, ich nehme an, das reicht für die meisten Bedürfnisse.«
    Signora Ratti fuhr auf. »Und was soll das bitte heißen?«
    Brunetti bedachte sie mit einem nichtssagenden Blick. »Genau das, was ich gesagt habe, Signora, nicht mehr und nicht weniger. Daß sechs Zimmer ausreichen müßten für zwei Personen - Sie sind doch nur zu zweit, oder?«
    »Und das Dienstmädchen«, antwortete sie.
    »Drei also«, räumte Brunetti ein. »Immer noch genug.« Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, als er sich von ihr ab- und wieder ihrem Mann zuwandte. »Wie kam es dazu, daß Sie eine der Wohnungen von der Lega bekommen haben, Professore?«
    »Das war ganz einfach«, begann Ratti, aber Brunetti hatte den Eindruck, daß er langsam zu kochen begann. »Ich habe mich ganz normal darum beworben, woraufhin sie mir zugeteilt wurde.«
    »Bei wem haben Sie sich beworben?«
    »Bei der Lega della Moralità natürlich.«
    »Und wie haben Sie erfahren, daß die Lega Wohnungen zu vermieten hat?«
    »Das ist doch hier in der Stadt allgemein bekannt, Commissario, oder?«
    »Wenn nicht jetzt, dann demnächst, Professore.« Darauf sagte keiner der beiden Rattis etwas, aber Signora Ratti warf ihrem Mann einen raschen Blick zu und sah dann wieder Brunetti an.
    »Wissen Sie noch, wer Ihnen von den Wohnungen erzählt hat?«
    Beide antworteten unverzüglich mit einem Nein.
    Brunetti gestattete sich ein trübsinniges Lächeln. »Da scheinen Sie ja ganz sicher zu sein.« Er malte einen bedeutungslosen Schnörkel hinter ihre Namen auf seiner Liste. »Und mußten Sie ein Bewerbungsgespräch führen, bevor Sie die Wohnung bekommen haben?«
    »Nein«, sagte Ratti. »Wir haben die Formulare ausgefüllt und eingereicht. Und danach hat man uns benachrichtigt, daß wir ausgewählt seien.«
    »Brieflich oder telefonisch?«
    »Es ist lange her, ich weiß es nicht mehr«, antwortete Ratti. Er wandte sich Bestätigung heischend an seine Frau, und sie schüttelte den Kopf.
    »Und Sie wohnen jetzt seit zwei Jahren in dieser Wohnung?«
    Ratti nickte.
    »Und da haben Sie keine einzige Quittung über Ihre Mietzahlungen aufgehoben?«
    Diesmal schüttelte die

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