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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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entlohnen, was du uns lieferst.«
    Sie dachte kurz darüber nach, und es schien ihr einzuleuchten. »Also gut. Ich erzähle dir, was ich herausbekommen habe, und du sagst mir dann, was es dir wert ist.«
    Nicht ohne Bewunderung stellte Brunetti fest, wie geschickt sie die kritische Frage umgangen hatte, ob er überhaupt bereit war, für Informationen zu zahlen, und einfach an dem Punkt angesetzt hatte, wo das Geschäft schon vereinbart war und es nur noch um Einzelheiten ging. Also gut. »Dann erzähl mal.«
    Chiara, nun ganz Geschäftsfrau, steckte den Rest ihres dritten Brötchens in den Mund, wischte ihre Hände an einem Geschirrtuch ab und setzte sich an den Tisch. »Ich mußte mit vier verschiedenen Leuten reden, bevor ich wirklich etwas herausbekam«, begann sie so ernst, als wäre sie Zeugin vor Gericht. Oder im Fernsehen.
    »Wer waren diese Leute?«
    »Ein Mädchen von der Schule, in die Francesca jetzt geht; eine Lehrerin in meiner Schule, und noch ein Mädchen, auch aus meiner Schule; als viertes eins von den Mädchen, das mit uns zusammen in der Grundschule war.«
    »Und das hast du alles heute geschafft, Chiara?«
    »Klar. Ich mußte mir den Nachmittag frei nehmen, um Luciana zu treffen und anschließend zu Francescas Schule zu gehen und mit dem anderen Mädchen zu reden, aber davor habe ich noch mit der Lehrerin und dem Mädchen aus meiner eigenen Schule gesprochen.«
    »Du hast dir den Nachmittag frei genommen?« fragte Brunetti, aber nur aus Neugier.
    »Klar, alle machen das andauernd. Du mußt nur einen Zettel von deinen Eltern abliefern, auf dem steht, daß du krank bist oder irgendwohin mußt, dann fragt keiner nach.«
    »Machst du das oft, Chiara?«
    »Nein, papà. Nur, wenn es sein muß.«
    »Wer hat dir den Zettel geschrieben?«
    »Mamma war gerade an der Reihe. Außerdem ist ihre Unterschrift viel leichter nachzumachen als deine.« Während sie sprach, sammelte Chiara die Blätter mit ihren Hausaufgaben ein, die auf dem Tisch lagen, machte einen ordentlichen Stapel daraus, legte ihn zur Seite und sah dann zu ihm auf, um endlich mit den wichtigeren Dingen fortzufahren.
    Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich ihr gegenüber. »Und was haben diese Leute dir erzählt, Chiara?«
    »Als erstes habe ich erfahren, daß Francesca diesem anderen Mädchen auch die Entführungsgeschichte erzählt hat, und ich glaube, sie hat dasselbe auch einigen von uns erzählt, als wir zusammen in der Grundschule waren, aber das ist fünf Jahre her.«
    »Wie lange wart ihr denn zusammen in der Schule?«
    »Na, die ganze Grundschule durch. Aber dann ist ihre Familie umgezogen, und sie kam in die Vivaldi-Mittelschule. Ich sehe sie manchmal, aber wir waren ja nicht befreundet oder so was.«
    »War denn das Mädchen, dem sie die Geschichte erzählt hat, gut mit ihr befreundet?«
    Er sah, wie Chiara bei der Frage den Mund verzog, und sagte: »Vielleicht erzählst du mir besser alles auf deine Art.«
    Sie lächelte. »Das Mädchen aus meiner Schule, das ich gefragt habe, kennt Francesca von der Mittelschule, und sie sagt, Francesca hat ihr erzählt, daß ihre Eltern sie gewarnt haben, sie soll nur ja immer achtgeben, mit wem sie redet, und nie mit jemandem mitgehen, den sie nicht kennt. Das ist so ziemlich dasselbe, was sie uns damals gesagt hat.«
    Sie sah beifallheischend zu ihm herüber, und er lächelte ihr zu, obwohl es nicht viel mehr war, als was sie schon beim Mittagessen erzählt hatte.
    »Das wußte ich ja schon, und da dachte ich, es ist besser, wenn ich mit jemandem von der Schule rede, in der sie jetzt ist. Darum mußte ich mir den Nachmittag frei nehmen, damit ich sie auch treffe.« Er nickte. »Dieses Mädchen hat mir erzählt, daß Francesca einen Freund hat. Nein, papà, einen richtigen. Die sind ein echtes Liebespaar mit allem Drum und Dran.«
    »Hat sie gesagt, wer der Freund ist?«
    »Nein, nur daß Francesca ihr nie seinen Namen sagen wollte, aber er ist schon älter, über zwanzig. Francesca hat ihr erzählt, daß sie mit ihm durchbrennen wollte, aber das will er erst, wenn sie älter ist.«
    »Hat das Mädchen dir gesagt, warum Francesca durchbrennen wollte?«
    »Nicht so direkt, aber sie meint, es ist wegen der Mutter, weil Francesca so oft Krach mit ihr hat.«
    »Und der Vater?«
    »Oh, den hatte Francesca wohl sehr gern, er soll immer sehr gut zu ihr gewesen sein, nur hat sie ihn kaum zu sehen bekommen, weil er immer so viel zu tun hatte.«
    »Francesca hat doch auch einen Bruder,

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