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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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anzurufen versucht?«
    »Ja. Keine Antwort.«
    »Bei keiner?«
    »Bei keiner.«
    »Was ist mit den Anschlüssen im Bahnhof und in der Bar?« fragte Brunetti.
    Als Antwort hörte er ein weiteres Schnauben, aber dann erklärte della Corte: »Ich konnte schon froh sein, daß ich die Nummern überhaupt ermitteln durfte.« Es folgte eine lange Pause, und Brunetti wartete auf die Bitte, von der er wußte, daß sie gleich kommen würde. »Da Sie soviel näher dran sind, dachte ich, Sie könnten mal jemand in die Bar schicken, der das Telefon eine Weile im Auge behält.«
    »Wo ist die Bar?« fragte Brunetti und griff nach einem Stift, hütete sich aber, irgendwelche Zusagen zu machen.
    »Heißt das, Sie schicken jemanden hin?«
    »Ich will es versuchen«, antwortete Brunetti, denn mehr konnte er nicht versprechen. »Wo ist sie?«
    »Ich habe nur Namen und Adresse. Ich kenne Mestre nicht so gut, um genau zu wissen, wo das ist.« In Brunettis Augen lohnte es sich auch nicht, Mestre gut genug zu kennen, um zu wissen, was wo lag.
    »Die Bar heißt Pinetta. Via Pagare 16. Wissen Sie, wo das ist?« fragte della Corte.
    »Die Via Pagare ist irgendwo in der Nähe des Bahnhofs, glaube ich. Aber den Namen der Bar habe ich noch nie gehört.« Nachdem er sich nun doch irgendwie zur Mithilfe bereit erklärt hatte, fand Brunetti, daß er im Gegenzug seinerseits eine Information erbitten konnte. »Haben Sie eine Ahnung, wie die beiden Fälle zusammenhängen könnten?«
    »Sie wissen über die Pharmageschichte Bescheid?« fragte della Corte.
    »Wer nicht?« gab Brunetti statt einer Antwort zurück. »Sie meinen, beide könnten damit zu tun haben?«
    »Möglich. Aber für den Anfang wollen wir erst mal alle seine Klienten überprüfen. Er hatte viele in der Region.«
    »Die richtigen Leute?«
    »Allerbeste Adressen. In den letzten Jahren nannte er sich ›Gutachter‹ statt nur ›Steuerberater‹.«
    »War er gut?«
    »Er galt als der beste.«
    »Also gut genug, um die neuen Steuerformulare zu durchschauen«, warf Brunetti ein, um mit diesem Scherz so etwas wie eine menschliche Gemeinsamkeit zwischen sich und della Corte herzustellen. Er wußte, daß alle Italiener sich einig waren in ihrem Widerwillen gegen die Steuerbehörde, aber in diesem Jahr, mit einem Steuerformular von zweiunddreißig Seiten Umfang, das selbst der Finanzminister nach eigenem Eingeständnis weder verstand noch ausfüllen konnte, hatte dieser Widerwille eine neue Stufe erreicht.
    Della Cortes leise geknurrter Kraftausdruck machte zwar seine Gefühle gegenüber der Steuerbehörde deutlich, sprach aber nicht allzusehr von menschlicher Gemeinsamkeit. »Ja, anscheinend war er sogar dafür gut genug. Ich kann Ihnen sagen, daß seine Klientenliste die meisten Steuerberater vor Neid erblassen ließe.«
    »Ist auch Medi-Tech dabei?« fragte Brunetti. Das war die größte der in den jüngsten Preisabspracheskandal verwickelten Firmen.
    »Nein, mit deren Arbeit für das Ministerium hatte er anscheinend nichts zu tun. Und seine Tätigkeit für den Minister scheint rein privater Art gewesen zu sein, das heißt, sie betraf nur die persönlichen Einkünfte des Ministers.«
    »Er war nicht in den Skandal verwickelt?« fragte Brunetti, der das sogar noch interessanter fand.
    »Soweit wir sehen können, nein.«
    »Gibt es ein anderes mögliches Motiv für seinen« - Brunetti verstummte kurz, bis er das richtige Wort fand - »für seinen Tod?«
    Della Corte antwortete nicht sofort. Dann sagte er: »Wir haben noch nichts gefunden. Er war siebenunddreißig Jahre verheiratet, offenbar glücklich. Vier Kinder, die alle studiert haben, und keines davon hat ihm unseres Wissens Kummer bereitet.«
    »Also Mord?«
    »Sehr wahrscheinlich.«
    »Werden Sie das an die Presse geben?«
    »Nein, solange wir noch nicht mehr dazu sagen können, es sei denn, einer von denen kriegt Wind von dem Autopsiebericht«, antwortete della Corte, und es klang, als wisse er das noch eine Weile zu verhindern.
    »Und wenn sie Wind davon kriegen?« Brunetti hegte großes Mißtrauen gegenüber der Presse und ihrem oft gewaltsamen Umgang mit der Wahrheit.
    »Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist«, sagte della Corte brüsk. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgend etwas über diese Bar herausbekommen?«
    »Natürlich. Kann ich Sie in der Questura anrufen?«
    Della Corta nannte ihm die Durchwahl zu seinem Büro. »Und, Brunetti, wenn Sie etwas haben, geben Sie die Information bitte nicht an jemand anderen,

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