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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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dann: »Wie es aussieht, haben wir gemeinsame Freunde, Dottore.«
    »Ach ja?« fragte Brunetti, den die Bemerkung überraschte.
    »Nachdem wir gestern telefoniert hatten, habe ich ein paar Bekannte angerufen.«
    Brunetti schwieg.
    »Ich habe Ihren Namen erwähnt«, sagte della Corte. »Ganz nebenbei.«
    Das bezweifelte Brunetti. »Was für Bekannte?« wollte er wissen.
    »Unter anderem Riccardo Fosco in Mailand.«
    »Ah, und wie geht es ihm?« fragte Brunetti, obwohl er eigentlich viel lieber wissen wollte, warum della Corte einen Reporter anrief, um etwas über ihn zu erfahren, denn er war ganz sicher, daß der Name Brunetti nicht nebenbei gefallen war.
    »Er hat einiges über Sie gesagt«, begann della Corte. »Alles sehr vorteilhaft.«
    Noch vor zwei Jahren wäre Brunetti schockiert gewesen, zu hören, daß ein Polizist es für nötig hielt, einen Reporter anzurufen, um in Erfahrung zu bringen, ob er einem anderen Polizisten trauen konnte, aber jetzt empfand er nur abgrundtiefe Verzweiflung darüber, daß sie so weit gekommen waren. »Und, wie geht es Riccardo?« wiederholte er höflich.
    »Gut, sehr gut. Ich soll Sie grüßen.«
    »Hat er geheiratet?«
    »Ja, letztes Jahr.«
    »Haben Sie die Jagd auch noch nicht aufgegeben?« fragte Brunetti. Gemeint waren Foscos Freunde in Polizeikreisen, die noch Jahre nach den Schüssen auf den Journalisten diejenigen zu finden hofften, die den Anschlag, bei dem Fosco zum Krüppel wurde, zu verantworten hatten.
    »Ja, aber wir hören nie etwas. Sie?« fragte della Corte, woraus Brunetti erfreut entnahm, daß er zu denen gezählt wurde, die immer noch nach Spuren suchten, auch wenn diese inzwischen fünf Jahre alt waren.
    »Nein, wir auch nicht. Haben Sie Riccardo noch aus einem anderen Grund angerufen?«
    »Ich wollte ihn fragen, ob er mir irgend etwas über Favero sagen kann, was wir vielleicht gern wüßten, aber selbst nicht in Erfahrung bringen können.«
    »Konnte er etwas sagen?« erkundigte sich Brunetti.
    »Nein, nichts.«
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, fragte Brunetti: »Haben Sie ihn von Ihrem Büro aus angerufen?«
    Der Laut, den della Corte daraufhin von sich gab, hätte ein Lachen sein können. »Nein.« Brunetti sagte nichts, und es folgte ein langes Schweigen, an dessen Ende della Corte fragte: »Haben Sie eine Durchwahl zu Ihrem Apparat?«
    Brunetti gab ihm die Nummer.
    »Ich rufe in zehn Minuten zurück.«
    Während er auf della Cortes Anruf wartete, spielte Brunetti mit dem Gedanken, bei Fosco anzurufen, um ihn über den Kollegen auszufragen, aber er wollte seine Leitung freihalten und sagte sich, daß allein schon die Erwähnung des Journalisten für della Corte sprach.
    Eine Viertelstunde später rief della Corte zurück. Im Hintergrund konnte Brunetti Verkehrsgeräusche, Hupen und Motorengeheul hören.
    »Ich nehme doch an, daß Ihre Leitung sicher ist«, sagte della Corte, um zu erklären, daß seine eigene es nicht war.
    Brunetti widerstand der Versuchung zu fragen, vor wem die Leitung sicher sein sollte. »Was ist denn los?« fragte er.
    »Wir haben die Todesursache abgeändert. Es ist jetzt ein Selbstmord. Offiziell.«
    »Was soll das heißen?«
    »Im Autopsiebericht stehen jetzt nur noch zwei Milligramm.«
    »Jetzt?« fragte Brunetti.
    »Jetzt«, wiederholte della Corte.
    »Dann wäre Favero also in der Lage gewesen zu fahren?«
    »Ja, und seinen Wagen in die Garage zu manövrieren, das Tor zu schließen und, kurz gesagt, Selbstmord zu begehen.« Della Cortes Stimme klang gepreßt vor Zorn. »Ich finde keinen Richter, der mir die Anordnung unterschreibt, mit den Mordfallermittlungen fortzufahren oder die Leiche für eine zweite Autopsie exhumieren zu lassen.«
    »Wie sind Sie denn an den ursprünglichen Bericht gekommen, den, weswegen Sie mich angerufen haben?«
    »Ich hatte mit dem Arzt gesprochen, der die Autopsie durchgeführt hat; er ist Assistenzarzt im Krankenhaus.«
    »Und?« fragte Brunetti.
    »Als der offizielle Laborbericht zurückkam - er hatte unmittelbar nach der Autopsie eine Blutuntersuchung vorgenommen, aber danach die Proben zur Bestätigung ins Labor geschickt -, war darin ein viel geringerer Barbituratgehalt angegeben, als er ihn gemessen hatte.«
    »Hat er seine Aufzeichnungen überprüft? Und was ist mit den Proben?«
    »Alles verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    Della Corte machte sich gar nicht erst die Mühe, darauf zu antworten.
    »Wo wurden sie aufbewahrt?«
    »Im Labor der Pathologie.«
    »Was passiert normalerweise

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