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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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unten auf. Sie begann zu schreien, und er schlug sie noch einmal und riß ihr den Pullover vom Leib, daß sie mit nacktem Oberkörper vor ihm stand. Dann riß er einen Ärmel von dem Pullover und stopfte ihn ihr, als sie etwas zu ihm sagen oder schreien wollte, in den offenen Mund.
    Er sagte etwas zu den beiden, die sie festhielten, und sie hoben sie hoch und legten sie auf den Tisch. Er gab den beiden älteren ein Zeichen. Sie gingen schnell um den Tisch herum, packten sie bei den Füßen und drückten ihre Beine auf den Tisch. Der mit dem Messer benutzte dieses jetzt, um ihren Rock vom Saum bis zum Bund aufzuschneiden.
    Er zog ihn von ihr ab wie die Kunststoffhülle von einem neuen Buch, das man in der Mitte aufklappt.
    Der Kameramann sagte wieder etwas, und der mit dem Messer ging auf die andere Seite des Tischs; er hatte der Kamera die Sicht verstellt. Er legte das Messer auf den Tischrand und zog den Reißverschluß seiner Hose auf. Einen Gürtel hatte er nicht um. Er stieg auf den Tisch und legte sich auf die Frau. Die beiden, die sie an den Beinen festhielten, mußten ein Stück nach hinten ausweichen, um keinen Tritt abzubekommen, als er gewaltsam in sie eindrang. Er blieb ein paar Minuten auf ihr, dann stieg er auf der anderen Seite vom Tisch herunter. Als nächstes war einer der jungen Burschen an der Reihe, dann die anderen beiden.
    Der Ton geriet durcheinander, denn die Männer riefen einander zu und lachten, während der Kameramann sie anzufeuern schien. Das Ganze war untermalt vom ununterbrochenen Ächzen und Wimmern der Frau, aber man hörte die Töne, die sie von sich gab, fast nicht heraus.
    Als letzte sollten die beiden älteren sie besteigen. Der eine zauderte vor dem Tisch und schüttelte den Kopf, aber das wurde mit Hohngewieher quittiert, und so stieg auch er auf den Tisch und machte sich über sie her. Der letzte, älteste, war so erpicht, daß er den anderen regelrecht von ihr hinunterstieß, um sich auf sie stürzen zu können.
    Als alle sechs fertig waren, bewegte sich die Kamera zum erstenmal und ging ganz nah heran. Sie fuhr liebevoll ihren ganzen Körper hinauf und hinunter und verharrte da und dort, wo Blut zu sehen war. Sie endete auf dem Gesicht. Die Frau hatte die Augen geschlossen, aber die Stimme, die Brunetti inzwischen mit Sicherheit für die des Kameramanns hielt, rief ihr leise etwas zu, und sie schlug die Augen auf, nur Zentimeter vor dem Objektiv. Er hörte sie scharf die Luft einziehen und dann ihren Kopf auf den Tisch knallen, als sie ihn in dem vergeblichen Versuch, sich vor der Kamera zu verstecken, heftig zur Seite warf.
    Die Kamera entfernte sich, und mehr von ihrem Körper kam ins Bild. Als der Kameramann wieder an seiner ursprünglichen Position war, rief er erneut etwas, und der erste, der auf die Frau gestiegen war, ergriff das Messer. Der Kameramann sprach wieder, jetzt eindringlicher, worauf der mit dem Messer hinging und so lässig, als hätte man ihm befohlen, ein Huhn fürs Abendessen zu schlachten, die Klinge durch die Kehle der Frau zog. Blut spritzte ihm über Hand und Arm, und die anderen Männer lachten über das dämliche Gesicht, das er machte, als er von der Leiche zurücksprang. Sie lachten immer noch, als die Kamera mit einem letzten Schwenk über ihren Körper fuhr. Sie brauchte nicht mehr genüßlich zu suchen, Blut war jetzt überall genug. Der Bildschirm wurde dunkel.
    Das Band lief weiter, aber zu hören war nur noch sein leises Surren, dazu ein fernes Summgeräusch, das Brunetti nach kurzer Irritation als sein eigenes erkannte. Er verstummte und versuchte aufzustehen, aber daran hinderten ihn seine Hände, die er nicht von der Stuhlkante zu lösen vermochte. Er blickte fasziniert auf sie hinunter und bot seine ganze Willenskraft auf, um die Finger zu entkrampfen. Schließlich gelang es ihm, und er erhob sich.
    Er hatte von der Sprache genug mitbekommen, um zu wissen, daß es Serbokroatisch war. Vor einigen Monaten hatte er im Corriere della Sera einen kurzen Artikel über solche Videos gelesen; sie wurden in diesen Todesfallen hergestellt, zu denen die bosnischen Städte geworden waren, dann ins Ausland gebracht und dort vervielfältigt und verkauft. Seinerzeit hatte er einfach nicht glauben wollen, was er da las, denn trotz allem, was er in den letzten Jahrzehnten zu sehen bekommen hatte, konnte oder wollte er nicht wahrhaben, daß seine Mitmenschen zu dieser äußersten Gemeinheit fähig sein sollten. Und nun hatte er, dem ungläubigen Thomas

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