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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Talent seines Vaters hatte. Was für ein Talent meintest du da?«
    »Ciappar schei«, antwortete der Conte im venezianischen Dialekt.
    Brunetti fühlte sich bei dem Klang sofort wohl und fragte: »Geld machen, auf welche Weise?«
    »Auf jede: Stahl, Zement, Spedition. Was sich transportieren lässt, Lorenzoni bringt es dir. Was du bauen kannst, Lorenzoni liefert dir das Material.« Der Conte dachte über das soeben Gesagte kurz nach und meinte dann: »Wäre kein schlechter Werbeslogan für die Firma, oder?« Und als Brunetti nickte, fuhr er fort: »Nicht dass die Lorenzonis Werbung nötig hätten. Jedenfalls nicht im Veneto.«
    »Hast du mit ihnen zu tun? Geschäftlich, meine ich.«
    »Früher habe ich ihre Spedition für Textiltransporte nach Polen benutzt, auf der Rückfahrt hatten sie dann - warte mal, das Ganze ist mindestens vier Jahre her, aber ich glaube, es war Wodka - geladen. Aber seit die Grenzkontrollen und Zollbestimmungen gelockert wurden, finde ich es billiger, die Sachen mit der Bahn zu schicken.«
    »Geschäftlich habe ich darum nichts mehr mit ihnen zu tun.«
    »Und gesellschaftlich?«
    »Nicht viel mehr als mit ein paar hundert anderen Leuten hier in der Stadt«, antwortete der Conte und sah auf, als die Bedienung an ihren Tisch trat.
    Sie trug ein Herrenoberhemd zu frisch gebügelten Jeans und das Haar sehr kurz. Obwohl sie auch ungeschminkt war, wirkte sie alles andere als jungenhaft, denn die Jeans umspannten runde Hüften, und die drei offenen obersten Hemdknöpfe gaben allen Anlass zu der Annahme, dass sie keinen BH trug, obwohl sie gut beraten gewesen wäre, es zu tun. »Conte Orazio«, sagte sie mit einer tiefen Altstimme voll Wärme und Verheißung. »Schön, Sie wieder einmal bei uns zu sehen.« Sie wandte sich Brunetti zu und schloss ihn in die Herzlichkeit ihres Lächelns mit ein.
    Brunetti entsann sich, dass der Conte ihm erzählt hatte, das Lokal gehöre der Tochter eines Freundes, so war dessen Frage vielleicht die eines alten, Freundes der Familie: »Come stai, Valeria?« Das vertrauliche Du klang allerdings alles andere als onkelhaft, und Brunetti beobachtete die junge Frau, um zu sehen, wie sie reagierte.
    »Molto bene, Signor Conte. E Lei?« antwortete sie, und das formelle Sie vertrug sich ganz und gar nicht mit ihrem Ton.
    »Danke, gut.« Er deutete zu Brunetti. »Das ist mein Schwiegersohn.«
    »Piacere«, sagte Brunetti zu der jungen Frau, und sie erwiderte die Höflichkeitsfloskel, nur ein Lächeln fügte sie noch hinzu.
    »Was empfiehlst du uns denn heute, Valeria?« fragte der Conte.
    »Als Vorspeise haben wir sarde in saor«, sagte sie, »oder latte di seppie. Die Sardinen haben wir gestern abend eingelegt, und der Tintenfisch ist heute früh frisch vom Rialtomarkt gekommen.«
    Aber wahrscheinlich tiefgefroren, dachte Brunetti. Es war zu früh für frischen Tintenfischrogen, aber die Sardinen waren sicher frisch. Paola hatte nie die Zeit, Sardinen zu putzen und mit Zwiebeln und Rosinen zu marinieren, weshalb sie für ihn ein besonderer Leckerbissen wären. »Was meinst du, Guido?«
    »Ich nehme die sarde«, sagte er, ohne zu zögern.
    »Ja, für mich auch, bitte.«
    »Danach Spaghetti alle vongole«, sagte die junge Frau, nicht so sehr im Ton einer Empfehlung als einer Verordnung.
    Beide Männer nickten.
    »Und danach«, sagte Valeria, »würde ich Ihnen den rombo empfehlen, oder vielleicht coda di rospo. Beides irisch.«
    »Wie zubereitet?« wollte der Conte wissen.
    »Der Steinbutt ist gegrillt und der Seeteufel in Weißwein gedünstet, mit Zucchini und Rosmarin.«
    »Ist die coda di rospo gut?« fragte der Conte.
    Statt einer Antwort drückte sie sich den Zeigefinger der rechten Hand in die Wange, drehte ihn und schmatzte dabei.
    »Dann weiß ich, was ich nehme«, sagte der Conte lächelnd, und zu Brunetti gewandt: »Und du, Guido?«
    »Nein, ich nehme Steinbutt«, sagte Brunetti, dem das andere Gericht zu kompliziert erschien. Wahrscheinlich bekam man es mit einem Stück Karotte in Form einer Rose serviert, oder mit einem kunstvoll arrangierten Minzezweig.
    »Wein?« fragte sie.
    »Habt ihr den Chardonnay vom Weingut deines Vaters?«
    »Wir trinken ihn selbst, Signor Conte, aber normalerweise servieren wir ihn nicht.« Sie sah seine Enttäuschung und meinte: »Ich kann Ihnen aber eine Karaffe bringen.«
    »Danke, Valeria, Ich habe ihn bei deinem Vater probiert - Er ist hervorragend.« Sie bestätigte diese Wahrheit mit einem Nicken und fügte wie im Scherz hinzu:

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