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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ganze Zeit dieses Gejammer anzuhören. Oder ihn im Auto einschlafen zu sehen und so was.«
    »Ist er denn zum Arzt gegangen?«
    »Ja. Gleich nachdem er gesagt hatte, er könne nichts mehr riechen. Er hatte sich schon immer übers Rauchen beschwert - da war er schlimmer als die Amerikaner -, aber dann sagte er auf einmal, dass er den Rauch gar nicht mehr riecht,« Sie zog die Nase kraus, um zu zeigen, wie absurd sie das fand. »Daraufhin hat er dann beschlossen, zu irgendeinem Spezialisten zu gehen.«
    »Und was hat der Arzt gemeint?« »Dass ihm nichts fehlt.« Sie hielt kurz inne und ergänzte dann: »Bis auf den Durchfall, aber dagegen hat er ihm etwas verschrieben.«
    »Und?« fragte Brunetti.
    »Ich nehme an, es hat geholfen«, meinte sie wegwerfend.
    »Aber war er weiterhin müde, so wie Sie es beschrieben haben?«
    »Ja. Er hat immer wieder gesagt, dass er krank ist. Und die Ärzte haben immer gesagt, dass ihm nichts fehlt«
    »Ärzte? War er denn bei mehr als einem?«
    »Ich glaube schon. Er hat einen in Padua erwähnt. Das war der Spezialist, der ihm schließlich Anämie bescheinigt und ihm irgendwelche Pillen dagegen gegeben hat. Aber kurz danach ist das dann passiert, und er war weg.«
    »Glauben Sie, dass er krank war?« fragte Brunetti.
    »Hm, ich weiß nicht recht.« Sie schlug die Beine andersherum über einander und zeigte dabei noch mehr Oberschenkel. »Er hat immer gern die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.«
    Brunetti versuchte sich zart fühlend auszudrücken, als er fragte: »Hat er Ihnen Grund gegeben zu glauben, dass er krank oder blutarm war?«
    »Was verstehen Sie unter ›Grund gegeben‹?«
    »War er, äh, weniger aktiv als sonst?«
    Sie warf Brunetti einen Blick zu, als wäre er soeben aus einem anderen Jahrhundert hereingeschneit »Ach, Sie meinen Sex?« Er nickte. »Ja, er hatte kein Interesse mehr daran; das war auch ein Grund dafür, dass ich Schluss machen wollte.«
    »Wusste er, dass Sie die Beziehung beenden wollten?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit mehr, es ihm zu sagen.« Brunetti nahm das zur Kenntnis, dann fragte er: »Warum sind Sie in der Nacht damals zur Villa gefahren?«
    »Wir waren auf einer Party in Treviso gewesen, und Roberto hatte keine Lust, die ganze Strecke nach Venedig zurückzufahren. Darum wollten wir in der Villa übernachten und am nächsten Morgen zurückfahren.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti, bevor er fragte: »Abgesehen von der Müdigkeit, war sein Verhalten in den Wochen vor seiner Entführung irgendwie verändert?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kam er Ihnen besonders nervös vor?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Er war reizbar, aber das war er nicht nur mir gegenüber. Er hatte einen Streit mit seinem Vater, und mit Maurizio auch.«
    »Wissen Sie, worum es da ging?«
    »Keine Ahnung. Solche Dinge hat er mir nie erzählt. Und es hat mich auch nicht sonderlich interessiert.«
    »Was hat Sie denn an Roberto interessiert, Signora?« wollte Brunetti wissen, und als er ihren Blick sah, fügte er rasch hinzu: »Wenn ich das fragen darf.«
    »Na ja, er war ein guter Kumpel. Jedenfalls am Anfang - Und er hatte immer Geld.«
    Brunetti dachte, dass die Reihenfolge dieser beiden Gründe wohl eher umgekehrt gehörte, aber er sagte nichts. »Aha. Kennen Sie seinen Vetter?«
    »Maurizio?« fragte sie überflüssigerweise, wie Brunetti fand.
    »Ja.«
    »Ich habe ihn ein paar Mal getroffen. Bei Roberto zu Hause. Und einmal auf einer Party.«
    »Mochten Sie ihn?«
    Sie sah zu einem der Stiche an der Wand hinüber und sagte dann, als hätte die Grausamkeit der Darstellung sie irgendwie inspiriert: »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Sie zuckte die Achseln, um anzudeuten, wie unwichtig sie etwas so lange Zurückliegendes fand. »Ich weiß nicht. Er kam mir arrogant vor.« Und als sie ihre eigenen Worte hörte, fügte sie rasch hinzu: »Natürlich konnte Roberto das auch manchmal sein, aber Maurizio war einfach ... na ja, er musste immer allen sagen, was sie zu tun hatten. So kam es mir jedenfalls vor.«
    »Haben Sie ihn seit Robertos Verschwinden noch einmal gesehen?«
    »Natürlich«, antwortete sie, erstaunt über die Frage. »Gleich nach dieser Geschichte war er ja bei Robertos Eltern. Die ganze Zeit, während die Erpresserbriefe kamen. Da habe ich ihn natürlich gesehen.«
    »Ich meine danach. Als die Briefe nicht mehr kamen.«
    »Nein, jedenfalls haben wir nicht mehr miteinander gesprochen, wenn Sie das meinen. Ich sehe ihn manchmal auf der Straße, aber wir haben uns nichts zu

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