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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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lag ja oft in der Familie, weshalb er den Arzt jetzt fragte: »Sie meinen die reichen Müßiggänger?«
    De Cal hatte den Anstand, über Brunettis Ton zu lachen. »Ja, wahrscheinlich meine ich das. Armer Junge, er war nicht schlecht. Ich kannte ihn seit seinem zehnten Lebensjahr, und es gab wenig, was ich nicht von ihm wusste.«
    »Was wussten Sie zum Beispiel?«
    »Nun, dass er nicht sonderlich intelligent war. Ich glaube, für Robertos Vater war seine Begriffsstutzigkeit eine Enttäuschung.« Brunetti hatte den Eindruck, dass der Satz noch weitergehen sollte, und half nach: »Anders als sein Vetter?«
    »Maurizio?«
    »Ja.«
    »Haben Sie ihn mal kennen gelernt?« fragte De Cal.
    »Flüchtig.«
    »Und, wie fanden Sie ihn?«
    »Sie würden von ihm nicht behaupten, dass er nicht intelligent wäre.« De Cal lachte, und Brunetti grinste bei der nächsten Frage.»Er ist wohl nicht Ihr Patient, Dottore?«
    »Nein, nur Roberto. Sehen Sie, ich bin ja eigentlich Kinderarzt, aber Roberto ist weiter zu mir gekommen, auch als er älter wurde, und ich hatte nie das Herz, ihm zu sagen, er solle sich mal einen anderen Arzt suchen.«
    »Außer dann bei Dottor Montini«, erinnerte ihn Brunetti.
    »Ja. Was es auch war, es war sicher keine Kolik. Ich dachte, es könnte vielleicht die Crohnsche Krankheit sein - ich habe sogar auf meiner Karte hier einen Vermerk gemacht. Darum wollte ich ihn zu Montini schicken. Er ist einer der besten Crohn-Experten in der Gegend.«
    Brunetti hatte schon von der Krankheit gehört, erinnerte sich aber nicht an Einzelheiten, weshalb er fragte: »Was sind denn die Symptome?« »Bauchschmerzen. Dann Durchfall, Blut im Stuhl. Es ist sehr schmerzhaft. Sehr ernst. Er hatte alle diese Symptome.« »Und wurde Ihre Diagnose bestätigt?« »Wie gesagt, Commissario, ich habe ihn an Montini überwiesen, aber als ich aus dem Urlaub kam, war er entführt worden, so dass ich die Sache dann nicht weiter verfolgt habe. Sie können ja Montini fragen.«
    »Das werde ich tun, Dottore«, sagte Brunetti und verabschiedete sich höflich.
    Er wählte sofort die Nummer in Padua. Doktor Montini machte gerade im Krankenhaus Visite und sollte erst am nächsten Morgen ab neun wieder in seiner Praxis zu erreichen sein. Brunetti hinterließ seinen Namen sowie seine dienstliche und private Telefonnummer mit, der Bitte, ihn so bald als möglich zurückzurufen. Eigentlich gab es keinen besonderen Grund zur Eile, doch Brunetti verspürte eine unterschwellige Ungeduld, weil er nicht wusste, wonach er suchte oder was wichtig war, und glaubte dieses Unwissen durch Eile wenigstens übertünchen zu können.
    Sein Telefon klingelte, kaum dass er aufgelegt hatte. Es war Signorina Elettra, die ihm sagen wollte, dass sie eine Akte über die Lorenzoni-Firmen in Italien wie auch im Ausland zusammengestellt habe und ob er sie sehen wolle. Er ging nach unten.
    Der Ordner war so dick wie eine Zigarettenschachtel. »Signorina«, begann er, »wie haben Sie es nur geschafft, das alles in so kurzer Zeit zusammenzubekommen?«
    »Ich habe mit ein paar Freunden gesprochen, die noch bei der Bank arbeiten, und sie gebeten, sich ein bisschen umzuhören.«
    »Und das alles, seit ich Sie darum gebeten habe?«
    »Ist doch ganz einfach, Commissario. Ich kriege alles darüber.« Wie es inzwischen schon zu einem Ritual geworden war, deutete sie auf ihren Computer, dessen Bildschirm hinter ihr schimmerte.
    »Wie lange braucht man eigentlich, bis man mit so einem Ding umgehen kann, Signorina?«
    »Sie selbst, Commissario?«
    »Ja.«
    »Das hängt von zwei Dingen ab. Nein, von dreien.«
    »Und die wären?«
    »Wie intelligent Sie sind. Wie ernst es Ihnen mit dem Lernen ist.
    Und wer es Ihnen beibringt.«
    Die Bescheidenheit verbot ihm, sie nach einem Urteil über ersteres zu fragen. Unsicherheit hielt ihn davon ab, das zweite zu beantworten. »Könnten Sie es mir beibringen?«
    »Natürlich.«
    »Würden Sie es tun?«
    »Sicher. Wann wollen Sie anfangen?«
    »Morgen?«
    Sie nickte, dann lächelte sie, »Und wie lange dauert es?« wollte Brunetti wissen.
    »Kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    Wurde ihr Lächeln etwa noch breiter? »Auf dieselben drei Dinge.«
    Er begann schon auf der Treppe zu lesen, und bis er wieder an seinem Schreibtisch saß, hatte er Listen über Listen von Geschäftsbeteiligungen durchgesehen, die sich auf Milliarden von Lire beliefen, und verstand allmählich, warum die Entführer sich die Lorenzonis ausgesucht hatten.
    Die Papiere waren nicht weiter

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