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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Pucetti auf die Schulter, der abbremste und langsam ein paar hundert Meter an der Mauer entlangfuhr. Als Brunetti dann vor ihnen das Tor sah, tippte er Pucetti wieder auf die Schulter, worauf dieser anhielt. Sie kamen auf einem breiten, mit Kies bestreuten Halbrund unmittelbar vor dem Tor zum Stehen. Die drei Männer stiegen aus.
    In der Ermittlungsakte über die Entführung stand, dass der Stein, der das Tor von innen blockiert hatte, an seiner schmälsten Stelle zwanzig Zentimeter breit gewesen war; der Abstand zwischen den eisernen Gitterstäben der Tore betrug aber, wie Brunetti feststellte, als er die Hand hochhielt und nachmaß,, höchstens zehn Zentimeter. Er ging nach links hinüber und folgte ein Stückchen der Mauer, die etwa anderthalbmal so hoch war wie er.
    »Vielleicht mit einer Leiter«, rief Vianello, der mit den Händen an den Hüften und zurückgelegtem Kopf vor dem Tor stand und hinaufsah. Bevor Brunetti etwas antworten konnte, hörte er von links ein Auto nahen. Gleich darauf kam ein kleiner weißer Fiat mit zwei Männern in Sicht. Der Wagen verlangsamte seine Fahrt, und die Insassen versuchten ihre Neugier gar nicht erst zu verbergen, als sie das blauweiße Polizeiauto und die uniformierten Männer sahen.
    Langsam fuhren sie vorbei, während sich von rechts ein anderer Wagen näherte. Auch dieser bremste ab, um den Insassen einen Blick auf die Polizei vor der Lorenzoni-Villa zu ermöglichen.
    Eine Leiter, überlegte Brunetti, bedeutete einen Kleinlaster. Roberto war am 28. September entführt worden, so dass die herbstlich belaubten Büsche am Straßenrand jeder Art von Fahrzeug ausreichend Deckung geboten hätten, sogar einem Kleinlaster.
    Brunetti ging zum Tor zurück und stellte sich vor das Kästchen für die Schließanlage, das sich links an einer Säule befand. Er nahm einen Zettel aus der Tasche und warf einen kurzen Blick darauf. Dann tippte er eine Zahlenkombination ein. Das rote Licht an dem Kästchen erlosch, und ein grünes leuchtete auf. Hinter der Säule begann es zu summen, und die eisernen Torflügel schwenkten langsam auf.
    »Woher wussten Sie, wie das geht?« fragte Vianello.
    »Die Zahlenkombination steht im Ermittlungsbericht«, antwortete Brunetti, nicht ohne eine gewisse Befriedigung darüber, dass er daran gedacht hatte, sie zu notieren. Das Summen hörte auf, das Tor stand weit offen.
    »Das ist Privatgelände, oder?« fragte Vianello und überließ es Brunetti, den ersten Schritt zu tun und damit den Befehl zu geben.
    »Stimmt«, sagte Brunetti. Er trat durchs Tor und ging die geschotterte Zufahrt hinauf.
    Vianello gab Pucetti ein Zeichen, er solle draußen warten, und folgte Brunetti. Buchsbaumhecken säumten den Weg zu beiden Seiten, so eng gepflanzt, dass sie feste grüne Mauern zwischen dem Weg und den Gärten bildeten, die gewiss dahinter lagen. Nach etwa fünfzig Metern unterbrachen zwei steinerne Bogen rechts und links die Hecke. Brunetti ging durch den rechten. Als Vianello ihm folgte, sah er seinen Vorgesetzten reglos' dastehen, die Hände in den Hosentaschen, den Mantel weit offen. Brunetti betrachtete das Gelände vor ihnen, lauter erhöhte Blumenrabatten zwischen gepflegten Kieswegen.
    Ohne etwas zu sagen, machte er kehrt, überquerte den Hauptweg und ging durch den anderen Steinbogen, wo er wieder stehenblieb und sich umsah. Hier wiederholte sich die peinliche Ordnung von Wegen und Rabatten: ein Spiegelbild des Gartens auf der gegenüberliegenden Seite. Hyazinthen, Maiglöckchen und Krokusse badeten im Sonnenschein und sahen aus, als würden sie ihrerseits am liebsten die Hände in die Taschen stecken und sich umsehen.
    Vianello stellte sich neben Brunetti. »Nun, Commissario?« fragte er, denn er wusste nichts damit anzufangen, dass sein Chef einfach nur dastand und sich die Blumen ansah.
    »Weit und breit keine größeren Steine, Vianello.«
    Vianello, der darauf nicht weiter geachtet hatte, antwortete: »Nein, Commissario. Warum?«
    »Vorausgesetzt, dass sich hier in zwischen nicht viel verändert hat, müssten sie den Stein mitgebracht haben, richtig?«
    »Und mit über die Mauer genommen haben?«
    Brunetti nickte. »Die hiesige Polizei hat immerhin die Innenseite der Mauer abgeschritten, in voller Länge...«
    «Auf dem Boden waren keinerlei Spuren.« Er drehte sich zu Vianello um und fragte: »Was meinen Sie, wieviel der Stein gewogen hat?«
    »Schätzungsweise fünfzehn Kilo«, antwortete Vianello. »Vielleicht auch nur zehn.«
    Brunetti nickte wieder.

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