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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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l Keiner von ihnen musste aussprechen, wie schwierig es gewesen wäre, solch ein Gewicht über die Mauer zu schaffen.
    »Sollen wir uns die Villa mal ansehen?« fragte Brunetti, und weder er selbst noch Vianello verstand es als Frage.
    Brunetti ging durch den Bogen zurück, Vianello folgte ihm. Sie gingen nebeneinander weiter den Zufahrtsweg hinauf, der jetzt einen Bogen nach rechts beschrieb. Irgendwo vor ihnen zwitscherte ein Vogel, und die Luft war erfüllt vom schweren Geruch nach Lehm und Hitze, Vianello, der beim Gehen auf seine Füße schaute, merkte zuerst nur, dass ihm kleine Steinchen an die Knöchel schlugen und Erde auf seine Schuhe fiel. Den Schuss registrierte er erst danach. Dem ersten folgte gleich ein zweiter, und die aufspritzenden Steine einen Meter hinter der Stelle, wo Vianello eben noch gestanden hatte, zeigten, dass dieser sein Ziel gefunden hätte. Doch als der Kies aufspritzte, lag Vianello schon recht neben dem Weg auf dem Boden, wohin ihn Brunetti gestoßen hatte, der von seinem eigenen Schwung ein paar Meter über den hinstürzenden Sergente hinausgetragen worden war.
    Ohne nachzudenken, stemmte Vianello sich hoch und rannte geduckt auf die Hecke zu. Das dichte Geäst bot keine Deckung, nur einen dunkelgrünen Hintergrund, vor dem seine blaue Uniform sich weniger abhob als vor dem weißen Kies.
    Wieder krachte ein Schuss, dann noch einer. »Hierher, Vianello«, schrie Brunetti, Und ohne zu sehen, wo Brunetti war, rannte Vianello tief gebückt der Stimme nach, den Blick vernebelt von Todesangst. Plötzlich packte ihn jemand am linken Arm und riss ihn um. Er sah eine Lücke in der Hecke und robbte wie ein gestrandeter Seehund hindurch.
    Seine verzweifelten Bewegungen wurden von etwas Hartem gestoppt: Brunettis Knien. Er rollte zur Seite, kam torkelnd auf die Beine und zog »eine Waffe. Seine Hand zitterte.
    Brunetti stand vor ihm in einem schmalen Durchschlupf, der durch das Herausnehmen eines Busches entstanden war, und hatte ebenfalls die Waffe gezogen. Jetzt drehte er sich um. »Alles in Ordnung?« fragte er.
    »Ja«, war alles, was Vianello einfiel. Dann; »Danke, Commissario.«
    Brunetti nickte nur, ging in die Hocke und streckte kurz den Kopf durch die schützenden Äste. »Sehen Sie etwas?« fragte Vianello.
    Brunetti brummte verneinend. Hinter ihnen, vom Eingangstor her, schrillte der Doppelton einer Polizeisirene durch die Luft. Beide Männer wandten den Kopf und lauschten, ob er sich näherte, aber das Geräusch kam unverändert von derselben Stelle. Brunetti richtete sich auf.
    »Pucetti?« fragte Vianello, der es für unwahrscheinlich hielt, dass die örtliche Polizei so schnell war.
    Einen Augenblick hatte Brunetti gute Lust, zur Villa zu rennen und sich den vorzuknöpfen, der auf sie geschossen hatte, aber dann drang ihm die Sirene wieder ins Bewusstsein, und sein gesunder Menschenverstand griff ein. »Gehen wir zurück«, sagte er und machte sich auf, an den Blumenrabatten entlang, die hier den Weg säumten. »Er hat wahrscheinlich Hilfe angefordert.«
    Sie hielten sich dicht an der Hecke, und selbst als diese einen scharfen Knick nach links machte und vom Haus aus nicht mehr in der Schusslinie war, blieben sie auf der Innenseite der Hecke, beide nicht erpicht darauf, auch nur einen Fuß auf den Kiesweg zu setzen. Erst als sie in Sichtweite der Mauer waren, erschien es Brunetti ungefährlich genug, sich durch das dichte Gezweig zu schlagen.
    Das Tor war geschlossen, aber das Polizeiauto stand jetzt direkt davor, die Beifahrertür fast an den Gitterstäben, so dass die Ausfahrt wirkungsvoll versperrt war.
    Als sie nur noch wenige Meter vom Tor entfernt waren, rief Brunetti laut, um die heulende Sirene zu übertönen: »Pucetti?«
    Hinter dem Wagen hervor kam eine Antwort, aber der junge Polizist ließ sich nicht blicken »Pucetti?« rief Brunetti noch einmal.
    »Halten Sie Ihre Waffe hoch, Commissario«, tönte Pucettis Stimme hinter dem Auto.
    Brunetti verstand sofort und streckte die Hand hoch m die Luft, damit man gut sah, dass er seine Waffe noch hatte.
    Jetzt kam Pucetti hinter dem Auto hervor, die eigene Waffe gezogen, aber mit dem Lauf zur Erde. Er griff durchs offene Wagenfenster, und die Sirene verstummte. In die plötzliche Stille hinein sagte er: »Ich wollte nur sichergehen, Commissario.«
    »Sehr gut«, antwortete Brunetti, während er sich fragte, ob er selbst daran gedacht hätte, der Möglichkeit einer Geiselnahme vorzubeugen. »Haben Sie schon die Kollegen von

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