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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Rolle.«
    »Glaubst du das?«
    »Ja, es ist wahr. Und trotzdem haben sie ihn umgebracht. Lorenzoni hätte ihnen das Geld irgendwie zukommen lassen können, daran besteht kein Zweifel. Aber sie haben den Jungen umgebracht, bevor er die Möglichkeit hatte, es ihnen zu geben.«
    »Wie hätte er das denn machen sollen? Er wurde von der Polizei überwacht.« Aus der Akte über die Entführung war ersichtlich gewesen, wie streng die Überwachung Lorenzonis und seines Vermögens gehandhabt worden war.
    »Es werden dauernd Menschen entfuhrt, Guido, und die Lösegelder werden bezahlt, ohne dass die Polizei je davon erfährt. So etwas ist nicht schwer zu arrangieren.«
    Brunetti wusste das. »Hat er oder derjenige, der ihm das Geld leihen wollte, je etwas von den Kidnappern gehört?«
    »Nein. Nach der zweiten Lösegeldforderung tat sich nichts mehr, er brauchte es sich also nie zu borgen.«
    Der Akte hatte Brunetti entnehmen können, dass die Polizei bei dem Verbrechen völlig im Dunkeln getappt hatte. Keine Hinweise, keine Gerüchte von ihren Informanten; der Junge war einfach von der Bildfläche verschwunden, und es hatte nicht die kleinste Spur gegeben, bis die Überreste seiner Leiche in einer Ackerfurche auftauchten.
    »Darum rate ich dir zur Vorsicht, Guido. Wenn diese Leute ihn umgebracht haben, obwohl sie wussten, dass sie das Geld ohne weiteres hätten bekommen können, dann sind sie gefährlich.«
    »Ich werde mich vorsehen«, sagte Brunetti, wobei ihm einfiel, wie oft er genau das schon der Tochter dieses Mannes versprochen hatte »Und vielen Dank für deine Mühe«
    »Nichts zu danken. Ich rufe dich an, wenn ich noch etwas höre.« Mit diesen Worten legte der Conte auf. Warum würde man jemanden entführen und dann das Lösegeld nicht kassieren, überlegte Brunetti. Was über Robertos Gesundheitszustand in den Wochen vor seiner Entführung bekannt war, deutete kaum darauf hin, dass er Widerstand geleistet oder seinen Entführern zu entkommen versucht haben könnte. Sie hatten jemanden gehabt, den sie mühelos gefangen halten konnten. Und dennoch hatten sie ihn getötet.
    Und dann das Geld. Trotz aller Bemühungen des Staates wäre der Conte daran gekommen, und er war gewiss schlau genug und hatte die entsprechenden Verbindungen, um es den Kidnappern zukommen zu lassen. Dennoch: hatte es keine dritte Lösegeldforderung gegeben. Brunetti wühlte in den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch herum, bis er den ursprünglichen Bericht der Polizei von Belluno fand.
    Er las die ersten Absätze noch einmal. Die Leiche, hieß es da, war teilweise nur von wenigen Zentimetern Erde bedeckt gewesen, einer der Gründe für den beträchtlichen ›Tierfraß‹.
    Er blätterte bis zum Ende und öffnete den Umschlag mit den vielen Fotos, die man von der Leiche gemacht hatte, nahm die Bilder vom Fundort heraus und breitete sie auf seinem Schreibtisch aus.
    Ja, da waren die Knochen, dicht unter der Oberfläche. Auf, einigen Bildern sah man so etwas wie Knochenteile in dem noch ungepflügten Teil des Ackers neben der Furche aus dem Gras emporragen. Roberto war so hastig und sorglos verscharrt worden, als wäre es seinen Mördern völlig egal gewesen, ob man die Leiche fand.
    Und der Ring. Der Ring. Vielleicht hatte Roberte, genau wie seine Freundin, ihn anfangs zu verstecken versucht, als er möglicherweise noch dachte, es sei nur ein Raubüberfall.
    Er hatte ihn in die Tasche gesteckt und dann vergessen. Wie so vieles im Zusammenhang mit Robertos Verschwinden und Tod würde man auch das nie mehr genau erfahren.
    Brunetti wurde von Vianello aus seinen Überlegungen gerissen, der ins Zimmer stürzte, noch ganz außer Atem, weil er so eilig die Treppe herauf gerannt war.
    »Was gibt's?«
    »Lorenzoni«, keuchte der Sergente.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er hat seinen Neffen umgebracht.«

22
    Vianello schien von der Neuigkeit ganz erschlagen. Ein paar Sekunden lang konnte er kaum sprechen und stand, einen Arm an die Türfüllung gestützt, nur schnaufend und mit hängendem Kopf da.
    Als er endlich seinen Atem wieder unter Kontrolle hatte, sagte er: »Der Anruf ist vor ein paar Minuten gekommen.«
    »Wer hat angerufen?«
    »Er. Lorenzoni.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Orsoni war am Apparat. Lorenzoni hat gesagt, der Junge sei auf ihn losgegangen, und es habe ein Handgemenge gegeben.«
    »Sonst noch etwas?« fragte Brunetti, während er schon an Vianello vorbei auf den Flur ging. Zusammen steuerten sie zum Ausgang, wo die

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