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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hatte sie beschlossen, ihr Einkommen etwas aufzubessern.« »Und ihr Englisch« fügte Brunetti hinzu. »In diesem Fall wohl eher Italienisch, Commissario.«
    Brunetti sah wieder auf die Liste. Im Geiste unterlegte er die darin enthaltenen Informationen mit der Karte von Osteuropa, die er sich vorgestern mit Paola angesehen hatte. Er verfolgte Robertos Weg nach Osten, eine Tankquittung an der Grenze zur Tschechischen Republik, ein neuer Reifen, schockierend teuer, irgendwo in Polen, dann wieder Tanken in der Stadt, in der er sein Einreisevisum für Weißrussland bekommen hatte. Dann kam eine Rechnung für ein Hotelzimmer in Minsk, weitaus teurer als in Rom oder Mailand, und für ein sündhaft teures Abendessen. Drei Flaschen Burgunder standen auf der Rechnung - das einzige Wort, das Brunetti etwas sagte -, es konnte also nicht nur für Roberto allein gewesen sein. Wahrscheinlich eines dieser Geschäftsessen, für die er so reichlich entlohnt wurde. Aber in Minsk?
    Da die Liste chronologisch geordnet war, konnte Brunetti auch Robertos Rückweg verfolgen, der ziemlich genau dem von ihm skizzierten entsprach: Polen, Tschechien, Österreich und wieder hinunter nach Italien, wo er in Treviso für fünfzigtausend Lire getankt hatte. Dann, drei Tage vor seiner Entführung, endeten die Belastungen auf seinem Kreditkartenkonto, allerdings erst nach Zahlung von über dreihunderttausend Lire in einer Apotheke in der Nähe seines Elternhauses.
    »Was sagen Sie dazu?« fragte Brunetti.
    »Ich glaube, er wäre mir nicht sonderlich sympathisch gewesen«, meinte Elettra kühl.
    »Und warum nicht?«
    »Ich mag keine Leute, die ihre Rechnungen nicht selbst bezahlen.«
    »Hat er das nicht?«
    Sie blätterte in der Liste zur ersten Seite zurück und zeigte auf die dritte Zeile, wo der Inhaber des zu belastenden Kontos stand: ›Lorenzoni Unternehmensgruppe‹.
    »Dann ist das eben seine Firmenkarte.«
    »Für Geschäftsausgaben?« fragte sie.
    Brunetti nickte. »Scheint so.«
    »Und was ist dann das hier?« Sie zeigte auf einen Betrag von über zwei Millionen siebenhunderttausend Lire an einen Schneiderin Mailand. »Oder das da?« Diesmal deutete sie auf den Beleg über siebenhunderttausend Lire für eine Handtasche aus der Bottega Veneta.
    »Es ist das Unternehmen seines Vaters«, meinte Brunetti.
    Signorina Elettra zuckte die Achseln.
    Brunetti fragte sich, wie es wohl kam, dass Signorina Elettra, von der er eigentlich nicht unbedingt konventionelle Moralvorstellungen erwartete, Robertos Verhalten so verurteilte.
    »Mögen Sie vielleicht keine reichen Leute?« fragte er schließlich. »Ist es das?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es ganz und gar nicht. Vielleicht mag ich nur einfach keine verwöhnten jungen Männer, die das Geld ihres Herrn Papas für Huren ausgeben.« Sie schob ihm die Liste hin und wandte sich ihrem Computer zu.
    »Auch wenn er tot ist?« fragte Brunetti.
    »Das ändert nichts, Dottore.«
    Brunetti gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen, vielleicht sogar seine Enttäuschung. Er nahm die Papiere an sich und ging. Von der Apotheke erfuhr er, dass die Medikamente, die Roberto gekauft hatte, vom Hausarzt der Familie Lorenzoni verordnet worden waren, wahrscheinlich als Versuch, die allgemeinen Krankheitssymptome des jungen Mannes zu behandeln.
    Keiner der Mitarbeiterin der Apotheke erinnerte sich an Roberto oder konnte sich entsinnen, die Rezepte eingelöst zu haben. Da Brunetti sich wie in einer Sackgasse fühlte, besessen einzig von dem Gedanken, dass sowohl mit der Entführung als auch mit der Familie Lorenzoni etwas ganz und gar nicht stimmte, beschloss er, sich der Familie zu bedienen, in die er eingeheiratet hatte, und wählte die Nummer des Conte. Diesmal war sein Schwiegervater selbst am Apparat.
    »Ich bin's, Guido«, sagte er.
    »Ja?« fragte der Conte.
    »Ich wollte nur mal hören, ob du seit unserem Gespräch von neulich noch etwas über die Lorenzonis in Erfahrung gebracht hast?«
    »Ich habe mit einigen Leuten gesprochen«, sagte der Conte. »Sie sagen alle, die Mutter sei sehr schlimm dran.« Bei jedem anderen wäre das eine Einladung zum Klatsch gewesen, keine bloße Feststellung einer Tatsache.
    »Stimmt, ich habe sie gesehen.«
    .»Tut mir leid für sie«, sagte der Conte. »Sie war einmal so eine bezaubernde Frau. Ich kannte sie vor ihrer Ehe. Da war sie lebhaft und witzig, eine Augenweide.« Brunetti stellte zu seiner eigenen Überraschung fest, dass er sich nie nach der

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