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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Weggang aus der Questura wohl in der Aufregung einer daran gedacht hatte, die Spurensicherung zu verständigen?
    Der Conte war nirgends zu sehen. Vianello kam nach Brunetti aus dem Zimmer. Sein Atem ging mühsam, genau wie vorhin, als er in Brunettis Zimmer gestürzt war.
    »Rufen Sie mal an, ob die Spurensicherung schon unterwegs ist?« sagte Brunetti.
    Vianello setzte zum Sprechen an, blieb aber stumm und nickte nur.
    »Hier gibt es sicher noch ein anderes Telefon«, sagte Brunetti. »Versuchen Sie's in einem der Schlafzimmer.«
    Vianello nickte wieder. »Und Sie?«
    Brennzeit deutete mit dem Kopf zur Treppe. »Ich rede mit ihnen.«
    »Mit ihnen?«
    »Mit ihm.«
    Diesmal bedeutete Vianellos Nicken, dass er sich wieder in der Gewalt hatte. Er drehte sich um und ging durch den Flur, ohne in das Zimmer zu sehen, in dem Maurizios Leiche lag. Brunetti zwang sich, noch einmal an die Tür zu gehen und hineinzuschauen. Die Flinte lag rechts von der Leiche, der glänzende Schaft nur Zentimeter von der Blutlache entfernt, die sich langsam ausbreitete; zwei kleine Brücken lagen verschoben und teilweise umgeschlagen da, stumme Zeugen des Kampfes, der auf ihnen stattgefunden hatte. Gleich bei der Tür lag ein achtlos hingeworfenes Herrenjackett; Brunetti sah, dass die Vorderseite mit Blut durchtränkt war.
    Er wandte sich ab, zog die Tür hinter sich zu und ging zur Treppe zurück. Er traf den Conte und die Contessa genauso an wie vorhin, nur dass der Conte kein Blut mehr an den Händen hatte. Als Brunetti eintrat, sah der Conte zu ihm auf.
    »Kann ich Sie sprechen?« fragte Brunetti. Der Conte nickte und ließ die Hand seiner Frau los.
    Auf dem Flur fragte Brunetti: »Wo können wir uns unterhalten?«
    »Das können wir hier so gut wie anderswo«, antwortete der Conte. »Ich möchte ein Auge auf sie haben.«
    »Weiß sie, was geschehen ist?«
    »Sie hat den Schuss gehört«, sagte der Conte.
    »Von hier oben?«
    »Ja. Ja. Aber dann ist sie heruntergekommen.«
    »In dieses Zimmer?« fragte Brunetti, der sein Entsetzen nicht verhehlen konnte.
    Der Conte nickte nur.
    »Hat sie... ihn gesehen?«
    Diesmal hob der Conte nur die Schultern. »Als ich sie kommen hörte - ich konnte ihre Pantoffeln in der Diele hören -, bin ich zur Tür gegangen. Ich dächte, wenn sie mich sieht, kann ich ihr den Blick auf ihn versperren.«
    Brunetti dachte an das Jackett bei der Tür und fragte sich, welchen Unterschied das wohl noch machte.
    Der Conte drehte sich plötzlich um. »Vielleicht gehen wir doch besser hier hinein«, sagte er und führte Brunetti in das Zimmer nebenan. Darin standen ein Schreibtisch mit Bürostuhl und ein Regal voller Aktenordner.
    Der Conte setzte sich in einen Polstersessel und legte den Kopf an die Rückenlehne. Dann schloss er kurz die Augen, öffnete sie wieder und sah Brunetti an. Aber er sagte nichts.
    »Können Sie mir schildern, was passiert ist?«
    »Gestern abend, schon spät, nachdem meine Frau zu Bett gegangen war, habe ich Maurizio unreine Unterredung gebeten. Er war nervös. Ich auch. Ich sagte ihm, ich hätte mir diese ganze Entführungssache noch einmal durch den Kopf gehen lassen, wie das alles zugegangen war und dass die Täter einiges über die Familie und Roberto gewusst haben müssen. Ich meine, um bei der Villa auf ihn zu warten, mussten sie ja wissen, dass er an dem Abend dorthin fahren würde.«
    Der Conte biss sich auf die Lippe und wandte den Blick ab. »Ich habe ihm, ich meine Maurizio, gesagt, ich glaubte nicht mehr, dass es eine Entführung war, dass jemand Geld für Roberto erpressen wollte.«
    Er hielt inne, bis Brunetti fragte: »Und was hat er geantwortet?«
    »Er schien mich nicht zu verstehen und meinte, es seien doch Lösegeldforderungen gekommen, es müsse also eine Entführung gewesen sein.« Der Conte hob den Kopf von der Rückenlehne und setzte sich aufrecht. »Er war fast sein ganzes Leben lang bei uns. Er und Roberte sind zusammen aufgewachsen. Er war mein Erbe.«
    Beim letzten Wort füllten sich die Augen des Conte mit Tränen. »Darum«, sagte er plötzlich so leise, dass Brunetti sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. Weiter sagte er nichts.
    »Und was ist dann gestern abend noch passiert?«, fragte Brunetti.
    »Ich habe gesagt, ich wolle von ihm wissen, was er gemacht hat, als Roberto verschwand.«
    »Laut Protokoll war er hier bei Ihnen.«
    »Das war er auch. Aber ich erinnere mich, dass er an dem Abend einen Termin abgesagt hat, ein Geschäftsessen. Es war, als hätte

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