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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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konfus, als daß er sie hätte in Worte fassen können, nicht einmal für sich selbst, und so nickte er Iacovantuono, der zwischen den beiden viel größeren Polizisten noch kleiner wirkte, nur kurz im Vorbeigehen zu.
    Im Weitergehen dachte Brunetti an die Sage von Orpheus und Eurydike, dem Mann, der seine Frau verlor, weil er hinter sich blickte, um sich zu vergewissern, daß sie noch da war, womit er dem Befehl der Götter zuwiderhandelte und sie dazu verdammte, auf ewig im Hades zu bleiben. Die Götter, die Italien regierten, hatten Iacovantuono befohlen, etwas nicht anzusehen, und als er nicht gehorchte, wurde ihm seine Frau für immer genommen.
    Es war gut, daß Vianello ihn auf dem Treppenabsatz erwartete, was ihn von diesen Überlegungen ablenkte.
    »Commissario«, sagte der Sergente, als Brunetti näher kam, »eben hat eine Frau aus Treviso angerufen, aus der Nachbarschaft von Iacovantuono; so wie sie sprach, hatte ich den Eindruck, daß sie im selben Haus wohnt.«
    Brunetti ging an Vianello vorbei und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, ihm zu seinem Zimmer zu folgen. Während er seinen Mantel in den armadio hängte, fragte er: »Was hat sie denn gesagt?«
    »Daß sie sich gestritten hätten.«
    Brunetti dachte an seine eigene Ehe und antwortete: »Viele Eheleute streiten sich.«
    »Er hätte sie geschlagen.«
    »Und woher weiß die Frau das?« fragte Brunetti, sofort neugierig.
    »Sie sagt, Signora Iacovantuono sei oft zu ihr heruntergekommen, um sich bei ihr auszuweinen.«
    »Hat sie einmal die Polizei gerufen?«
    »Wer?«
    »Signora Iacovantuono.«
    »Keine Ahnung. Ich habe nur mit dieser Frau gesprochen«, sagte Vianello und warf einen Blick auf den Zettel, den er in der Hand hielt. »Signora Grassi. Vor zehn Minuten. Ich hatte gerade erst aufgelegt, als Sie kamen. Sie sagt, er ist im ganzen Viertel bekannt.«
    »Wofür?«
    »Dafür, daß er Krach mit den Nachbarn anfängt. Mit ihren Kindern herumbrüllt.«
    »Und die Sache mit seiner Frau?« fragte Brunetti, während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm und sich einen Stapel Briefe und Papiere heranzog, ohne sie jedoch durchzusehen.
    »Das weiß ich nicht. Noch nicht. Ich hatte ja noch keine Zeit, mit jemandem zu sprechen.«
    »Wir sind dort nicht zuständig«, sagte Brunetti.
    »Ich weiß, aber Pucetti sagt, man bringt ihn heute vormittag hierher, weil der Vice-Questore wegen des Banküberfalls mit ihm reden will.«
    »Ja. Ich habe ihn gesehen.« Brunetti blickte auf den Briefumschlag, der zuoberst auf dem Stapel lag, den Blick zwar fest auf die Briefmarke geheftet, aber so abgelenkt von dem, was Vianello ihm sagte, daß er nur ein blaßgrünes Viereck wahrnahm. Ganz langsam wurde ein Bild daraus: ein gallischer Krieger, seine sterbende Frau zu Füßen und ein Schwert tief in die eigene Brust gebohrt. »Roma, Museo Nazionale Romano« stand auf der einen Seite, »Galatea Suicida« auf der anderen. Darunter die Zahl »750«.
    »Versicherung?« fragte Brunetti endlich.
    »Ich weiß es nicht, Commissario. Ich habe ja eben erst diesen Anruf bekommen.«
    Brunetti stand auf. »Ich gehe mal hin und frage ihn«, sagte er und verließ allein das Zimmer. Er ging die Treppe zu Vice-Questore Pattas Dienstzimmer hinunter.
    Das Vorzimmer war leer, und kleine Toaster segelten auf Signorina Elettras Computerbildschirm dahin. Brunetti klopfte an Pattas Tür und wurde zum Eintreten aufgefordert.
    Drinnen bot sich ihm das vertraute Bild: Patta hinter seinem Schreibtisch thronend, dessen Platte so leer geräumt war, daß sie schon dadurch einschüchternd wirkte. Ihm gegenüber saß Iacovantuono auf einer Stuhlkante, die Hände an den Sitz geklammert und die Ellbogen durchgestreckt, um sich zu stützen.
    Patta sah mit teilnahmsloser Miene zu Brunetti auf. »Ja?« fragte er. »Was gibt's?«
    »Ich möchte Signor Iacovantuono etwas fragen«, antwortete Brunetti.
    »Ich fürchte, da vergeuden Sie Ihre Zeit, Commissario«, sagte Patta, um mit erhobener Stimme fortzufahren: »So wie ich meine Zeit vergeudet habe. Signor Iacovantuono scheint vergessen zu haben, was sich in der Bank abgespielt hat.« Patta beugte sich - dräuend, könnte man sagen - über seinen Schreibtisch und hieb mit der Faust darauf, nicht einmal schwer, aber kraftvoll genug, daß die Faust aufsprang und vier Finger auf Iacovantuono zeigten.
    Als der Pizzabäcker nicht reagierte, sah Patta wieder zu Brunetti. »Was wollten Sie ihn denn fragen, Commissario? Ob er sich erinnert, Stefano Gentile in der

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