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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Bank gesehen zu haben? Ob er sich an die erste Beschreibung erinnert, die er uns gegeben hat? Oder ob er Gentile auf dem Foto erkannt hat?« Patta lehnte sich wieder zurück, die Hand noch in der Luft, die Finger noch immer auf Iacovantuono gerichtet. »Nein, ich glaube nicht, daß er sich an irgend etwas von alledem erinnert. Sie sollten also lieber keine Zeit mit Fragen verschwenden.«
    »Danach wollte ich gar nicht fragen, Vice-Questore«, sagte Brunetti, seine sanfte Stimme ein seltsamer Gegensatz zu Pattas theatralischem Zorn.
    Iacovantuono drehte sich zu Brunetti um.
    »Also, was denn?« forschte Patta.
    »Ich wollte fragen«, begann Brunetti, an Iacovantuono gewandt, ohne Patta zu beachten, »ob Ihre Frau versichert war?«
    Iacovantuono riß in ungespielter Überraschung die Augen auf. »Versichert?« fragte er.
    Brunetti nickte. »Lebensversicherung.«
    Iacovantuono blickte zu Patta zurück, doch als von dort keine Hilfe kam, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Brunetti zu. »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Danke.« Brunetti wandte sich zum Gehen.
    »War das alles?« rief Patta ihm ärgerlich nach.
    »Ja, Vice-Questore«, sagte Brunetti, zu Patta gewandt, aber den Blick auf Iacovantuono gerichtet. Der Mann hockte immer noch auf der Stuhlkante, aber jetzt hatte er die Hände im Schoß zusammengekrampft. Er hielt den Kopf gesenkt und schien angelegentlich seine Hände zu studieren.
    Brunetti drehte sich wieder zur Tür um und ging hinaus. Die Toaster segelten immer noch auf ewiger Wanderschaft vorbei, elektronische Lemminge auf ihrem unbeirrten Zug in die eigene Vernichtung.
    Er ging in sein Zimmer zurück und traf Vianello am Fenster wartend an, von wo er in den Garten auf der anderen Seite des Kanals und zur Kirche San Lorenzo blickte. Der Sergente drehte sich um, als er die Tür aufgehen hörte. »Und?« fragte er bei Brunettis Eintreten.
    »Ich habe ihn nach einer Versicherung gefragt.«
    »Und?« wiederholte Vianello.
    »Er wußte es nicht.« Vianello gab dazu keinen Kommentar, weshalb Brunetti fragte: »Hat Nadia eine Versicherung?«
    »Nein«, sagte Vianello, um nach kurzem Nachdenken anzufügen: »Ich glaube es zumindest nicht.« Beide dachten darüber nach, dann fragte Vianello: »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Ich kann nichts anderes tun als es denen in Treviso weitersagen.« Dabei kam ihm plötzlich der Gedanke: »Warum hat sie eigentlich bei uns angerufen?« fragte er, eine Hand halb zum Mund erhoben.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Warum ruft eine Nachbarin die Polizei in Venedig an? Die Frau ist in Treviso gestorben.« Brunetti merkte auf einmal, daß er rot wurde. Natürlich, natürlich. Iacovantuono mußte nur in Venedig angeschwärzt werden, denn wenn er sich doch noch zur Aussage entschloß, dann dort. Beobachteten sie ihn so genau, daß sie wußten, wann die Polizei ihn hierher brachte? Oder schlimmer noch: Wußten sie das sogar schon im voraus? »Gesù bambino«, flüsterte er. »Welchen Namen hat sie noch angegeben?«
    »Grassi«, antwortete Vianello.
    Brunetti nahm den Hörer vom Telefon und ließ sich mit der Polizei in Treviso verbinden. Nachdem das Gespräch durchgestellt war, meldete er sich und verlangte den für den Fall Iacovantuono zuständigen Kollegen. Es dauerte einige Minuten, bis der Mann, mit dem er sprach, ihm sagte, die Sache sei als Unfalltod zu den Akten gelegt.
    »Haben Sie den Namen des Mannes, der Ihnen den Fund der Toten gemeldet hat?«
    Der Hörer wurde für eine Weile fortgelegt, dann meldete der Beamte sich wieder. »Zanetti«, sagte er. »Walter Zanetti.«
    »Wer wohnt noch in diesem Haus?« wollte Brunetti wissen.
    »Nur zwei Familien, Commissario. Die Iacovantuonos oben und die Zanettis unten.«
    »Wohnt dort nicht auch noch jemand namens Grassi?«
    »Nein, nur diese beiden Familien. Warum fragen Sie?«
    »Nicht so wichtig. Wir hatten hier ein kleines Durcheinander in den Akten und konnten Zanettis Namen nicht finden. Nur den brauchen wir. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Gern geschehen, Commissario«, sagte der andere und legte auf.
    Bevor Brunetti etwas erklären konnte, sagte Vianello schon: »Die gibt es gar nicht, wie?«
    »Wenn doch, dann wohnt sie jedenfalls nicht im selben Haus.«
    Vianello dachte ein Weilchen nach, dann fragte er: »Und was machen wir jetzt?«
    »In Treviso Bescheid sagen.«
    »Sie meinen, da ist es passiert?«
    »Daß etwas durchgesickert ist?« fragte Brunetti zurück, obwohl er wußte, daß Vianello gar nichts anderes meinen

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