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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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er schüttelte sie ebenso ab wie seinen ersten Drang, diese Hand von sich wegzureißen und ihren Besitzer an die Wand zu schleudern.
    Sie folgten ihm noch ein paar Minuten, aber er verlangsamte weder seine Schritte, noch nahm er ihre Gegenwart überhaupt zur Kenntnis. Unvermittelt bog er nach rechts in eine schmale calle ein. Als Ortsunkundige mußten einige der Reporter wohl Angst vor der Dunkelheit und Enge in dieser Gasse bekommen haben, denn sie folgten ihm nicht hinein. Am Ausgang der calle wandte er sich nach links und ging am Kanal entlang, endlich von ihnen befreit.
    Aus einer Telefonzelle auf dem Campo Santa Marina rief er zu Hause an und erfuhr von Paola, daß vor ihrem Haus ein Kamerateam Aufstellung genommen habe und drei Reporter vergeblich versucht hätten, sie lange genug am Eintreten zu hindern, um ein Interview von ihr zu bekommen.
    »Dann esse ich irgendwo unterwegs«, sagte er.
    »Es tut mir leid, Guido«, sagte sie. »Ich habe nicht.« Sie hielt inne, aber er hatte in ihr Schweigen hinein nichts zu sagen.
    Nein, sie hatte wohl nicht über die Folgen ihres Tuns nachgedacht. Eigentlich sonderbar bei einer so intelligenten Frau wie Paola.
    »Was wirst du tun?« fragte sie.
    »Ich gehe heute nachmittag wieder hin. Und du?«
    »Ich muß erst übermorgen wieder unterrichten.«
    »Du kannst nicht die ganze Zeit im Haus bleiben, Paola.«
    »Mein Gott, das ist wie Gefängnis, nicht?«
    »Gefängnis ist schlimmer.«
    »Kommst du heute abend nach Hause? Nach Dienstschluß?« »Natürlich.«
    »Wirklich?«
    Er wollte schon sagen, er habe ja sonst nichts, wohin er gehen könne, merkte aber rechtzeitig, daß sie das mißverstehen würde. Darum sagte er: »Ich habe sonst nichts, wohin ich gehen möchte.«
    »Oh, Guido«, hörte er, und mit einem »Ciao, amore« legte sie auf.

10
    S olche Sentimentalitäten nützten ihm aber nichts im Angesicht der Menge, die nach der Mittagspause auf seine Rückkehr zur Questura wartete. Vogelbilder kamen ihm in den Sinn, als er vom Ponte dei Greci her auf die versammelten Presseleute zuging: Krähen, Aasgeier, Harpyien, die sich dicht an dicht vor der Questura drängten; es fehlte nur noch ein verwesender Leichnam zu ihren Füßen, um das Bild zu vervollständigen.
    Einer sah ihn und löste sich - Verräter! - von den Kollegen, ohne ihnen ein Zeichen zu geben, und eilte auf Brunetti zu, das Mikrophon wie einen Viehstachel vor sich gestreckt. »Commissario«, begann er, nur noch einen Meter von Brunetti entfernt, »hat Dottor Mitri die Absicht, Ihre Frau auf Schadenersatz zu verklagen?«
    Brunetti blieb lächelnd stehen. »Ich glaube, das müssen Sie Dottor Mitri fragen.« Während er das sagte, sah er, wie das Rudel die Abwesenheit des Kollegen bemerkte und sich wie ein Mann ruckartig nach den Stimmen umdrehte. Sofort kamen alle angerannt und schwenkten ihre Mikrophone, als könnten sie noch ein Wort erhaschen, das um Brunetti herum in der Luft schwebte.
    In der Hektik verfing sich einer der Kameraleute mit dem Fuß in einem Kabel, stürzte, und neben ihm fiel seine Kamera krachend zu Boden. Dabei löste sich das Objektiv von dem zerbrochenen Gehäuse und rollte wie eine Getränkedose, mit der Kinder Fußball spielen, aufs Kanalufer zu.
    Alle blieben stehen, wie gelähmt vor Überraschung oder anderen Empfindungen, und sahen zu, wie es auf die Treppe zurollte, die zum Wasser hinunterführte. Es erreichte die oberste Stufe, kullerte über die Kante, setzte kurz auf der nächsten auf, dann auf der dritten, und versank mit einem leisen Platschen im grünen Wasser des Kanals.
    Brunetti machte sich den Augenblick allgemeiner Ablenkung zunutze und ging weiter auf den Eingang zur Questura zu, aber auch die Reporter berappelten sich schnell und versuchten ihn aufzuhalten. »Werden Sie aus dem Polizeidienst ausscheiden?« - »Stimmt es, daß Ihre Frau schon einmal festgenommen wurde?« - »... außergerichtlich beigelegt?«
    Mit seinem schönsten Plastiklächeln ging er weiter. Er stieß sie nicht aus dem Weg, ließ sich aber auch nicht von seinem Ziel abbringen. Gerade als er die Eingangstür erreichte, ging diese auf, und heraus traten Vianello und Pucetti und bauten sich mit ausgebreiteten Armen beiderseits auf, um die Meute am Hereinkommen zu hindern.
    Brunetti ging hinein, Vianello und Pucetti folgten ihm. »Wie die wilden Tiere?« meinte Vianello, mit dem Rücken zur Glastür. Anders als Orpheus drehte Brunetti sich nicht um und sprach auch nicht, sondern ging die Treppe zu

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