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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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nahm den beigefarbenen Ausweis heraus, klappte auch diesen auf und legte ihn mit dem Bild nach oben vor ihn auf den Schreibtisch.
    Der Beamte sah das Foto an und stellte fest, daß es schon vor einiger Zeit aufgenommen worden sein mußte, als sie noch eine wirkliche Schönheit war. Dann las er den Namen. »Paola Brunetti?« fragte er, ohne sein Erstaunen verbergen zu können.
    Sie nickte.
    »Gütiger Himmel, dann sind Sie Brunettis Frau!«

2
    A ls das Telefon klingelte, lag Brunetti gerade am Strand, den Arm über die Augen gelegt, um sie vor dem Sand zu schützen, den die tanzenden Nilpferde aufwirbelten. Das heißt, Brunetti lag in der Welt seines Traumes am Strand, und zweifellos war diese Ortswahl die Folge seiner heftigen Auseinandersetzung mit Paola vor ein paar Tagen, und die Nilpferde waren ein Überbleibsel seiner Flucht aus diesem Streit, denn er war zu Chiara ins Wohnzimmer gegangen und hatte sich mit ihr die zweite Hälfte von Fantasia angesehen.
    Das Telefon klingelte sechsmal, bevor Brunetti es richtig wahrnahm und an die Bettkante rutschte, um nach dem Hörer zu greifen.
    »Sì?« sagte er, noch ganz dösig von dem unruhigen Schlaf, den ungelöste Konflikte mit Paola ihm immer bescherten.
    »Commissario Brunetti?« fragte eine Männerstimme.
    »Un momento«, sagte Brunetti. Er legte den Hörer weg und knipste das Licht an. Dann legte er sich zurück und zog sich die Decke über die rechte Schulter. Dabei sah er zu Paola, ob er sie ihr nicht weggezogen hatte. Ihre Bettseite war leer. Sicher war sie im Bad, oder sie war in die Küche gegangen, um einen Schluck Wasser zu trinken, vielleicht auch, falls der Streit ihr ebenso nachging wie ihm, ein Glas heiße Milch mit Honig. Er würde sich entschuldigen, wenn sie wiederkam, sowohl für das, was er gesagt hatte, als auch für diesen Anruf, obwohl der sie gar nicht geweckt hatte.
    Er griff hinüber und nahm den Hörer wieder in die Hand. »Ja, was gibt's?« fragte er, wobei er sich ganz tief in die Kissen sinken ließ und hoffte, daß es nicht die Questura war, die ihn aus dem warmen Bett holte und an den Ort irgendeines Verbrechens schickte.
    »Wir haben Ihre Frau, Commissario.«
    Ihm stand bei den Eröffnungsworten der Verstand still. So fingen doch Entführer immer an.
    »Wie bitte?« fragte er, als er wieder denken konnte.
    »Wir haben Ihre Frau, Commissario«, wiederholte die Stimme.
    »Wer spricht denn da?« fragte er, jetzt schon hörbar verärgert.
    »Ruberti, Commissario. Ich bin in der Questura.« Es folgte eine lange Pause, dann fuhr der Mann fort: »Wir haben Nachtdienst, Commissario; Bellini und ich.«
    »Was sagen Sie da über meine Frau?« herrschte Brunetti ihn an, nicht im geringsten daran interessiert, wer wo war oder Nachtdienst hatte.
    »Wir haben sie hier, das heißt, ich habe sie hier. Bellini ist noch am Campo Manin.«
    Brunetti schloß die Augen und lauschte nach Geräuschen in einem anderen Teil der Wohnung. Nichts. »Was macht sie denn da, Ruberti?«
    Nach wieder einer langen Pause sagte Ruberti: »Wir haben sie festgenommen, Commissario.« Und als Brunetti darauf nicht reagierte, fügte der andere hinzu: »Ich meine, ich habe sie mit hierhergebracht. Festgenommen ist sie noch nicht.«
    »Lassen Sie mich mit ihr sprechen«, befahl Brunetti.
    Nach einer erneuten langen Pause hörte er Paolas Stimme. »Ciao, Guido.«
    »Du bist in der Questura?« fragte er.
    »Ja.«
    »Dann hast du es also getan?«
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich es tun werde«, antwortete Paola.
    Brunetti schloß erneut die Augen und hielt den Telefonhörer auf Armlänge von sich ab. Nach einer Weile nahm er ihn wieder ans Ohr und sagte: »Ich bin in einer Viertelstunde da. Sag inzwischen nichts, und unterschreibe nichts.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, legte er auf und schwang sich aus dem Bett.
    Er zog sich rasch an, ging in die Küche und schrieb einen Zettel für die Kinder, daß er und Paola fortgemußt hätten, aber bald zurück sein würden. Dann verließ er die Wohnung, zog vorsichtig die Tür hinter sich zu und schlich leise wie ein Dieb die Treppe hinunter.
    Draußen wandte er sich nach rechts, schon fast im Laufschritt, getrieben von Wut und Angst. Er eilte über den verlassenen Markt und die Rialto-Brücke, ohne etwas zu sehen oder auf andere Passanten zu achten, den Blick nur nach unten gerichtet und blind für alle Eindrücke. Er erinnerte sich nur noch an ihre Wut, die Hitzigkeit, mit der sie auf den Tisch geschlagen hatte, daß die Teller

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