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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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der Treppe, und gleich darauf kam Bellini herein. Als er Brunetti sah, salutierte er, wenngleich er sein Erstaunen darüber, den Commissario zu dieser Stunde hier anzutreffen, kaum verbergen konnte.
    »Buon dì, Bellini«, sagte Brunetti.
    »Buon dì, Commissario«, antwortete der junge Polizist und sah zu Ruberti hinüber, ob dieser ihm vielleicht andeuten konnte, was hier vorging.
    Ruberti zuckte kaum merklich die Achseln.
    Brunetti griff über den Schreibtisch und zog den Stapel Protokolle zu sich. Er sah Rubertis ordentliche Handschrift, las Uhrzeit und Datum, den Namen des Beamten, das Wort, das Ruberti für das Vergehen gewählt hatte. Sonst stand noch nichts auf dem Blatt, kein Name unter »Festgenommen«, nicht einmal unter »Verhört«.
    »Was hat meine Frau gesagt?«
    »Also, wie ich schon erwähnte, direkt gesagt hat sie eigentlich nichts, nur genickt, als ich sie fragte, ob sie es war«, antwortete Ruberti. Und um das Luftschnappen zu übertönen, das sein Partner unwillkürlich vernehmen ließ, fügte er noch rasch hinzu: »So war es, Commissario.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Sie vielleicht mißverstanden haben, was sie meinte, Ruberti«, sagte Brunetti. Paola beugte sich vor, als wollte sie etwas sagen, aber Brunetti schlug plötzlich mit der Hand auf das Formular und zerknüllte es.
    Ruberti dachte erneut an die Zeit zurück, als er noch ein junger Polizist gewesen war, oft übermüdet, einmal sogar mit nassen Hosen vor Angst, und erinnerte sich, wie der Commissario so manches Mal über die Ängste und Fehler der Jugend hinweggesehen hatte. »Ja, gewiß kann ich sie mißverstanden haben, Commissario«, antwortete er, ohne zu zögern. Ruberti sah zu Bellini auf, der nickte, ohne etwas zu begreifen, wohl aber wußte, was er zu tun hatte.
    »Gut«, sagte Brunetti und stand auf. Das Protokoll befand sich, zu einem Ball zusammengeknüllt, in seiner Hand. Er stopfte es in seine Manteltasche. »Ich bringe meine Frau jetzt nach Hause.«
    Ruberti stand ebenfalls auf und stellte sich neben Bellini, der sagte: »Der Besitzer ist jetzt da, Commissario.«
    »Haben Sie irgend etwas zu ihm gesagt?«
    »Nein. Nur, daß Ruberti in die Questura gegangen ist.«
    Brunetti nickte. Er bückte sich zu Paola hinunter, berührte sie aber nicht. Sie erhob sich, auf die Armlehnen ihres Stuhls gestützt, stellte sich aber nicht neben ihren Mann.
    »Also, gute Nacht. Wir sehen uns am Morgen.« Die beiden Beamten salutierten, und Brunetti hob die Hand, dann trat er beiseite, um Paola zur Tür zu lassen. Sie ging als erste hinaus, und Brunetti folgte ihr. Er schloß die Tür, und sie gingen hintereinander die Treppe hinunter. Unten hielt der junge Beamte ihnen die Tür auf. Er nickte Paola zu, obwohl er keine Ahnung hatte, wer sie war. Wie es sich gehörte, salutierte er seinem Vorgesetzten, als dieser an ihm vorbei zur Tür hinaus und in den kühlen venezianischen Morgen trat.

3
    V or der Questura wandte sich Brunetti nach links und ging bis zur nächsten Ecke. Dort blieb er stehen und wartete auf Paola. Immer noch sagten beide kein Wort. Seite an Seite gingen sie durch die verlassenen calli weiter, ließen sich von ihren Füßen wie von selbst nach Hause tragen.
    Als sie in die Salizzada di San Lio einbogen, konnte Brunetti sich endlich überwinden, etwas zu sagen, aber nichts von Bedeutung. »Ich habe den Kindern einen Zettel hingelegt. Für den Fall, daß sie aufwachen.«
    Paola nickte, aber er vermied es angelegentlich, sie anzusehen, so daß er es nicht mitbekam. »Ich wollte nicht, daß Chiara sich ängstigt«, sagte er, und als ihm klar wurde, wie sehr das nach dem Versuch klang, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, stellte er zugleich fest, daß ihm das ziemlich egal war.
    »Das hatte ich vergessen«, sagte Paola.
    Sie gingen durch die Unterführung und waren bald auf dem Campo San Bartolomeo, wo ihnen das heitere Lächeln im Gesicht der Goldoni-Statue reichlich deplaziert vorkam. Brunetti warf einen Blick zur Uhr hinauf. Als Venezianer wußte er, daß er eine Stunde dazuzählen mußte: fast fünf also, nicht mehr so früh, daß es sich gelohnt hätte, noch einmal ins Bett zu gehen, aber wie sollte er die Stunden von jetzt bis zu dem Zeitpunkt ausfüllen, an dem er sich mit Fug und Recht auf den Weg zur Arbeit machen konnte? Er blickte nach links, doch von den Bars hatte noch keine geöffnet. Er brauchte einen Kaffee, aber noch viel dringender: Er brauchte die damit verbundene Ablenkung.
    Hinter der

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