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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Italien verboten und es somit für jedes zugelassene Reiseunternehmen undenkbar sei, an der Organisation solcher Reisen mitzuwirken.
    Also standen öffentliche und amtliche Meinung vereint gegen Paola, eine hysterische »Feministin«, und auf der Seite des gesetzestreuen Geschäftsführers sowie des ermordeten Dottor Mitri. Wer immer die Idee mit den »Kinderschändern« gehabt hatte, mußte einige Dinge furchtbar verwechselt haben.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir uns mit ein paar Leuten unterhalten«, sagte Brunetti, schon im Aufstehen.
    »Fangen wir mit dem Geschäftsführer dieses Reisebüros an. Ich möchte von ihm etwas über die vielen Ehefrauen hören, die nach Bangkok reisen wollen.«
    Er schaute auf die Uhr und sah, daß es schon fast zwei war. »Ist Signorina Elettra noch da?« fragte er Vianello.
    »Ja, Commissario. Als ich heraufkam, war sie noch da.«
    »Gut. Dann rede ich noch kurz ein paar Worte mit ihr, und danach sollten wir vielleicht irgendwo etwas essen gehen.«
    Vianello nickte verwirrt und folgte seinem Vorgesetzten hinunter zu Signorina Elettras Büro. Von der Tür aus sah er, wie Brunetti sich bückte und etwas zu ihr sagte, sah und hörte sie lachen. Sie nickte und wandte sich ihrem Computer zu, während Brunetti wieder herauskam. Dann gingen sie in die Bar beim Ponte dei Greci, bestellten Wein und Tramezzini und redeten über dieses und jenes. Brunetti schien es nicht eilig zu haben, also bestellten sie weitere Tramezzini und noch ein Glas Wein.
    Eine halbe Stunde später kam Signorina Elettra herein und heimste sofort ein Lächeln vom Barmann und von zwei Männern am Tresen eine Einladung zum Kaffee ein. Obwohl es nur ein paar Schritte von der Questura waren, hatte sie einen gesteppten schwarzen Seidenmantel an, der ihr bis an die Knöchel ging. Sie schlug mit einem höflichen Kopfschütteln den Kaffee aus und kam zu den beiden Polizisten. Aus ihrer Tasche zog sie ein paar Blätter Papier und hielt sie hoch. »Kinderspiel«, meinte sie mit gespielter Empörung. »Das geht einfach viel zu leicht.«
    »Natürlich.« Brunetti lächelte und bezahlte das karge Mittagessen.

13
    B runetti und Vianello kamen zu dem Reisebüro, als es um halb vier gerade wieder aufmachte, und fragten nach Signor Dorandi. Brunetti warf einen Blick zurück auf den Campo und stellte fest, daß die neue Schaufensterscheibe vor Sauberkeit fast unsichtbar war. Die Blondine am Empfang drückte auf einen Knopf an ihrem Telefon, woraufhin die Tür links neben ihrem Schreibtisch aufging und Signor Dorandi heraustrat.
    Er war nicht ganz so groß wie Brunetti und hatte einen bereits ergrauenden Vollbart, obwohl er nicht weit über Dreißig sein konnte. Als er Vianellos Uniform sah, kam er mit ausgestreckter Hand auf sie zu, und ein Lächeln zog sich von den Mundwinkeln aufwärts übers ganze Gesicht. »Ah, die Polizei. Ich bin froh, daß Sie gekommen sind.«
    Brunetti sagte guten Tag, nannte jedoch weder seinen noch Vianellos Namen; dessen Uniform mußte als Vorstellung genügen. Er fragte Signor Dorandi, ob sie sich in seinem Büro unterhalten könnten. Der bärtige Mann drehte sich um, hielt ihnen die Tür auf und bot ihnen Kaffee an. Beide lehnten ab.
    Die Wände des Büros waren mit den zu erwartenden Postern von Stränden, Tempeln und Palästen tapeziert, Beweis genug, daß auch eine schlechte Wirtschaftslage und das dauernde Gerede von Finanzkrisen die Italiener nicht zu Hause hielt. Dorandi nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, schob ein paar Schriftstücke beiseite und sah Brunetti an, der seinen Mantel über eine Stuhllehne legte und sich Dorandi gegenüber hinsetzte. Vianello nahm den anderen Stuhl.
    Dorandi hatte einen Anzug an, aber irgend etwas stimmte damit nicht. Geistesabwesend versuchte Brunetti herauszufinden, woran es lag, ob er vielleicht zu groß oder zu klein war, aber beides schien nicht der Fall zu sein. Das Jackett des Zweireihers war aus einem dicken, blauen Stoff, der aussah wie Wolle, aber ebensogut aus Fasergips hätte sein können. Das Jackett hing ohne eine einzige Falte in gerader Linie von seinen Schultern nach unten, bis es hinter dem Schreibtisch verschwand. Auch Dorandis Gesicht vermittelte Brunetti den Eindruck, daß etwas nicht stimmte, aber er kam nicht darauf, was es war. Dann sah er das Schnurrbärtchen. Dorandi hatte den oberen Teil abrasiert, so daß dieses Stück seiner Oberlippe glatt war und der Gesichtsschmuck nur noch einen dünnen, geraden Strich unter der Nase

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