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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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zu allen Zeitungen gerannt und hat mich verleumdet, hat das Reisebüro verleumdet und behauptet, wir organisierten Sexreisen...«
    »Aber nichts von Päderasten und Kinderschändung«, unterbrach Brunetti.
    »Was ist denn da für eine Irre schon der Unterschied? Für solche Leute ist doch alles dasselbe, alles, was mit Sex zu tun hat.«
    »Dann haben die Reisen, die Ihre Agentur organisiert, also etwas mit Sex zu tun?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, schrie Dorandi. Als er dann selbst merkte, wie laut er geworden war, schloß er kurz die Augen, nahm die Hände auseinander, legte sie bedächtig wieder zusammen und wiederholte in völlig normalem Ton: »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Dann habe ich das falsch verstanden.« Brunetti zuckte die Achseln, dann fragte er: »Aber warum sollte diese Verrückte, wie Sie die Frau nennen, so etwas sagen? Warum sollte überhaupt jemand so etwas sagen?«
    »Mißverständnisse.« Dorandis Lächeln war wieder da. »Sie wissen doch, wie das mit den Leuten ist: Sie sehen, was sie sehen wollen, und geben den Dingen die Bedeutung, die ihnen gerade in den Kram paßt.«
    »Zum Beispiel?« fragte Brunetti freundlich.
    »Zum Beispiel, was diese Frau getan hat. Sie sieht unsere Werbeposter für Reisen in exotische Länder - Thailand, Kuba, Sri Lanka - dann liest sie so einen hysterischen Artikel in irgendeiner feministischen Zeitschrift, in dem behauptet wird, in diesen Ländern gäbe es Kinderprostitution und die Reiseunternehmen organisierten Reisen dorthin, Sexreisen, und sie schmeißt diese zwei Dinge in ihrer irren Art zusammen und kommt mitten in der Nacht hierher, um mir das Schaufenster einzuschlagen.«
    »Wäre das nicht eine Überreaktion? Ich meine, so ganz ohne Beweise?« Brunettis Stimme war die Einsichtigkeit selbst.
    In Dorandis Antwort lag mehr als ein Hauch von Ironie. »Genau deswegen nennt man diese Leute ja verrückt: weil sie Verrücktes tun. Natürlich ist das eine Überreaktion. Und völlig grundlos.«
    Brunetti ließ eine lange Pause entstehen, und schließlich sagte er: »Im Gazzettino werden Sie mit den Worten zitiert, es flögen so viele Frauen nach Bangkok wie Männer. Das heißt, die meisten Männer, die einen Flug nach Bangkok buchten, nähmen ihre Frauen mit.«
    Dorandi blickte auf seine gefalteten Hände und antwortete nicht. Brunetti griff in seine Jackentasche und nahm die Papiere heraus, die Signorina Elettra ihm gegeben hatte. »Wären Sie bereit, mir darüber etwas genauere Auskunft zu geben, Signor Dorandi?« fragte er, den Blick auf den Papieren.
    »Worüber?«
    »Über die Zahl der Männer, die ihre Frauen mit nach Bangkok genommen haben. Sagen wir, im letzten Jahr.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Brunetti würdigte ihn keines Lächelns. »Signor Dorandi, ich darf Sie daran erinnern, daß wir hier in einem Mordfall ermitteln, und das heißt, wir haben das Recht, von den Beteiligten Informationen zu erbitten oder, wenn wir dazu gezwungen werden, einzufordern.«
    »Was meinen Sie mit ›Beteiligten‹?« stotterte Dorandi.
    »Das dürfte Ihnen doch klar sein«, antwortete Brunetti ruhig. »Sie betreiben hier ein Reisebüro, das eine gewisse Zahl von Flügen und Pauschalreisen in exotische Länder verkauft, wie Sie es nennen. Nun wird der Vorwurf erhoben, es handle sich dabei um Sextourismus, und der ist, wie ich Ihnen wohl nicht zu sagen brauche, in diesem Land verboten. Ein Mann, der Besitzer dieser Agentur, wird ermordet und bei seiner Leiche ein Zettel hinterlassen, aus dem hervorgeht, daß diese Reisen der Grund für das Verbrechen gewesen sein könnten. Diesen Zusammenhang sehen Sie ja anscheinend selbst. Woraus zu folgern ist, daß die Agentur und Sie als ihr Geschäftsführer beteiligt sind.« Brunetti schwieg ein paar Sekunden, bevor er fragte: »Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Ja.« Dorandis Stimme klang sehr verdrießlich.
    »Also, würden Sie mir nun sagen, wie zutreffend - oder deutlicher ausgedrückt - wie wahr Ihre Aussage ist, daß die meisten Männer, die nach Bangkok geflogen sind, ihre Frauen mitgenommen hätten.«
    »Natürlich ist das wahr«, beharrte Dorandi, wobei er, eine Hand noch immer auf der Schreibtischplatte, auf seinem Stuhl ein wenig nach links rutschte.
    »Aus Ihren Ticketverkäufen geht das aber nicht hervor, Signor Dorandi.«
    »Woraus, bitte?«
    »Den Flugtickets, die Ihre Agentur verkauft hat. Wie Sie sicher wissen, werden die alle in einem Zentralcomputer gespeichert.« Brunetti sah, daß

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