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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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einem hochgeschlossenen schwarzen Jackett, dessen Stoff ihm ganz nach Rohseide aussah.
    »Vermutlich haben Sie recht«, sagte er, dann wünschte er ihr einen guten Abend und ging wieder in sein Zimmer hinauf.

10
    E r mußte die Auskunft anrufen, um an die Nummer des Luxor zu kommen, und als er sie dann wählte, erklärte ihm ein Irgendwer, der in der Disco abnahm, daß Signor Bertocco nicht da sei, und weigerte sich, ihm die Privatnummer zu geben. Brunetti sagte nicht, daß er von der Polizei war. Statt dessen rief er noch einmal die Auskunft an und bekam ohne Umstände Lucas Nummer.
    »Aufgeblasener Trottel«, brummelte er beim Wählen.
    Nach dem dritten Klingeln wurde abgenommen, und eine tiefe, ziemlich rauhe Stimme meldete sich: »Bertocco.«
    »Ciao, Luca, hier ist Guido Brunetti. Wie geht es dir?«
    Die formelle Höflichkeit in der Stimme des anderen wich aufrichtiger Herzlichkeit. »Gut, Guido. Von dir habe ich ja seit Ewigkeiten nichts mehr gehört. Wie geht es dir, was machen Paola und die Kinder?«
    »Es geht uns allen gut.«
    »Hast du dich endlich dazu durchgerungen, meine Einladung anzunehmen und bei mir zu tanzen, bis du umfällst?«
    Brunetti lachte. Das war schon seit zehn Jahren ein Dauerwitz zwischen ihnen. »Nein, da muß ich dich leider wieder enttäuschen, Luca. Du weißt, daß ich mir nichts sehnlicher wünsche, als bis zum Morgengrauen zwischen Leuten zu tanzen, die meine Kinder sein könnten, aber Paola erlaubt es mir einfach nicht.«
    »Wegen der Qualmerei?« erkundigte sich Luca. »Meint sie, die schadet deiner Gesundheit?«
    »Nein, eher wegen der Musik, glaube ich.«
    Nach kurzem Schweigen meinte Luca: »Da hat sie wahrscheinlich recht.« Und als Brunetti nun seinerseits darauf nichts sagte, fragte er: »Warum also rufst du an? Wegen des Jungen, den sie festgenommen haben?«
    »Ja«, sagte Brunetti. Er tat nicht einmal erstaunt, daß Luca schon davon wußte.
    »Es ist der Sohn deines Chefs, nicht?«
    »Du scheinst ja alles zu wissen.«
    »Wenn einer fünf Diskotheken, drei Hotels und sechs Bars betreibt, muß er einfach alles wissen, vor allem über Leute, die sich in einem seiner Etablissements von der Polizei schnappen lassen.«
    »Was weißt du denn über den Jungen?«
    »Nur was die Polizisten mir über ihn gesagt haben.«
    »Welche Polizisten? Die ihn festgenommen haben, oder die für dich arbeiten?«
    Lucas Schweigen sagte Brunetti nicht nur, daß er zu weit gegangen war, sondern auch, daß Luca ihn, obwohl er sein Freund war, doch immer als Polizisten sehen würde.
    »Ich weiß nicht recht, was ich dir darauf antworten soll, Guido«, sagte Luca schließlich, und seine Worte endeten im explosionsartigen Bellen des starken Rauchers.
    Das Husten dauerte eine ganze Weile an. Brunetti wartete, bis es aufhörte, dann sagte er: »Entschuldige, Luca. War ein schlechter Scherz.«
    »Schon gut. Glaub mir, Guido, wenn einer so in der Öffentlichkeit steht wie ich, braucht er von der Polizei alle Hilfe, die er kriegen kann. Und die Polizei ist froh, von mir alle Hilfe zu bekommen, die sie kriegen kann.«
    Brunetti dachte an kleine Umschläge, die in städtischen Amtsstuben diskret von einer Hand in die andere wanderten, und fragte: »Welche Art von Hilfe?«
    »Ich habe einen privaten Wachdienst auf den Parkplätzen meiner Diskotheken.«
    »Und was tut der da?« fragte Brunetti und dachte an Straßenräuber und die Verletzlichkeit von Jugendlichen, die um drei Uhr früh aus einer Disco getaumelt kamen.
    »Er nimmt ihnen die Autoschlüssel ab.«
    »Und darüber beschwert sich keiner?«
    »Wer sollte sich beschweren? Die Eltern, weil ich ihre Sprößlinge davon abhalte, sich sturzbetrunken oder vollgedröhnt ans Steuer zu setzen? Oder die Polizei, weil ich verhindere, daß sie sich mit ihren Autos um die Alleebäume wickeln?«
    »Nein, wohl nicht. Darüber hatte ich nicht nachgedacht.«
    »Das heißt für die Beamten nur, daß man sie nicht um drei Uhr nachts aus dem Bett klingelt, damit sie draußen irgendwo zugucken dürfen, wie man Leichen aus Autowracks schneidet. Glaub mir, die Polizei ist froh, mir auf jede erdenkliche Weise zu helfen.« Er verstummte, und Brunetti hörte ihn ein Streichholz anreißen, sich eine Zigarette anzünden und den ersten tiefen Zug tun. »Was möchtest du nun eigentlich von mir - daß ich die Sache vertusche?«
    »Könntest du das denn?«
    Wenn Achselzucken Geräusche machen könnte, dann hätte Brunetti jetzt eines über die Telefonleitung gehört. Endlich sagte

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