Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
einer erneuten Pause meinte er dann: »Vielleicht könnte ich Vianello fragen.« Ehe Patta dazu etwas sagen konnte, fuhr Brunetti schon fort: »Er ist vollkommen diskret. Da haben Sie gar nichts zu befürchten.«
    Immer noch blieb Patta stumm sitzen, ohne Brunetti anzusehen. Dann schüttelte er entschieden den Kopf: Nein, er wollte von einem Uniformierten keine Hilfe bekommen.
    »Wäre das alles, Vice-Questore?« fragte Brunetti, die Hände schon auf den Armlehnen seines Sessels, um zu zeigen, daß er zum Gehen bereit war.
    Patta sah es und sagte noch leiser als vorher: »Man hat ihn festgenommen.« Er warf einen kurzen Blick zu Brunetti, doch als dieser offensichtlich keine Fragen hatte, fuhr er fort: »Gestern nacht. Gegen eins haben sie mich angerufen. In einer der Discos hatte es eine Schlägerei gegeben, und als die Polizei hinkam, um für Ordnung zu sorgen, haben sie sich gleich ein paar Leute herausgegriffen und durchsucht. Daß sie auch Roberto durchsucht haben, muß aufgrund dessen passiert sein, was diese Person ihnen erzählt hat.«
    Brunetti blieb weiter stumm. Wenn ein Zeuge erst einmal so weit war, konnte ihn nichts mehr bremsen, das wußte er aus langer Erfahrung. Dann kam alles heraus.
    »In seiner Jackentasche haben sie eine Plastiktüte mit Ecstasy gefunden.« Er beugte sich zu Brunetti vor und fragte: »Sie wissen doch, was das ist, Commissario?«
    Brunetti nickte. Daß Patta einem Polizeibeamten zutrauen konnte, so etwas nicht zu wissen, erstaunte ihn sehr. Ihm war aber klar, daß ein einziges Wort den Redefluß vielleicht stoppen würde, also gab er sich möglichst entspannt, nahm eine Hand von der Sessellehne und setzte sich so, daß es ganz lässig aussehen mußte.
    »Roberto hat ihnen gesagt, das müsse ihm jemand heimlich in die Tasche gesteckt haben, als die Polizei kam. So etwas passiert ja oft.« Brunetti wußte das. Er wußte allerdings auch, daß es ebensooft eine Ausrede war.
    »Sie haben mich also angerufen, und ich bin hingefahren. Der Vorschlag kam von ihnen, denn sie wußten ja, wer Roberto war. Als ich ankam, haben sie ihn mir in Gewahrsam gegeben. Und auf dem Heimweg hat er mir dann das mit der Plastiktüte erzählt.« Patta verstummte, diesmal endgültig, wie es schien.
    »Hat man die Tüte als Beweisstück dabehalten?«
    »Ja, und seine Fingerabdrücke haben sie auch genommen, um sie mit denen zu vergleichen, die eventuell auf der Tüte sind.«
    »Wenn er sie aus der Tasche geholt und ihnen gegeben hat, müssen seine Abdrücke ja darauf sein«, sagte Brunetti.
    »Ich weiß«, antwortete Patta. »Deswegen habe ich mir auch keine Sorgen gemacht, nein, ich habe nicht einmal meinen Anwalt zugezogen. Selbst wenn seine Fingerabdrücke darauf sind, ist das kein Beweis. Robertos Angaben könnten wahr sein.«
    Brunetti nickte stumm und wartete darauf, zu erfahren, warum Patta in der Möglichkeitsform sprach.
    Der Vice-Questore lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah aus dem Fenster. »Heute vormittag habe ich wieder einen Anruf bekommen, nachdem Sie fortgegangen waren.«
    »Wollten Sie mich deswegen sprechen?«
    »Nein, heute vormittag wollte ich Sie nach etwas anderem fragen. Das ist aber jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Was hat man Ihnen denn gesagt, Vice-Questore?« fragte Brunetti endlich.
    Patta riß seinen Blick vom Fenster los. »Daß sich in der größeren Hülle siebenundvierzig kleine Briefchen befanden, jedes mit einer Ecstasy-Pille.«
    Brunetti versuchte das Gewicht und den Wert der Droge auszurechnen, um abschätzen zu können, als wie schwerwiegend ein Richter ihren Besitz veranschlagen würde. Es klang nicht gerade nach einer Riesenmenge, und wenn Roberto dabei blieb, daß jemand ihm den Stoff in die Tasche gesteckt hatte, sah Brunetti keine besondere Gefahr von seiten der Justiz auf den Jungen zukommen.
    »Seine Fingerabdrücke waren auch auf den Briefchen«, platzte Patta in das Schweigen hinein. »Auf jedem einzelnen.«
    Brunetti widerstand seinem ersten Impuls, Patta die Hand auf den Arm zu legen. Statt dessen wartete er ein paar Sekunden und sagte dann: »Das tut mir leid, Vice-Questore.«
    Patta quittierte dies mit einem Nicken, ohne Brunetti dabei anzusehen.
    Nachdem eine volle Minute vergangen war, fragte Brunetti: »War das in Jesolo selbst oder draußen am Lido?«
    Patta sah Brunetti jetzt an und bewegte den Kopf wie ein Boxer, der einen leichten Treffer abschüttelte. »Wie bitte?«
    »Ich meine, wo das war. Jesolo oder Lido von Jesolo?«
    »Lido.«
    »Und wo

Weitere Kostenlose Bücher