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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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daß der Bestand an Spechtmeisen rückläufig sei. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Schreibtisch zu, drehte das Blatt um und las, dann sah er zu Brunetti auf. »Wenn das in Treviso war, dann gehört der Fall doch wohl dorthin, jedenfalls nicht zu uns, oder?« Er betrachtete angelegentlich das Blatt Papier, las noch ein paar Zeilen und blickte dann wieder zu Brunetti auf, als wunderte er sich, ihn noch immer in diesem Zimmer zu sehen. »War das dann alles, Commissario?« fragte er.
    »Ja, Vice-Questore. Das war alles.«
    Als Brunetti draußen war, fühlte er sein Herz so rasen, daß er sich an eine Wand lehnen mußte und froh war, Signorina Elettra nirgends zu sehen. Er blieb so stehen, bis sein Atem sich beruhigt hatte, und als er dann wieder Herr seiner selbst war, ging er in sein Zimmer hinauf.
    Dort tat er, was er jetzt unbedingt brauchte: Er wußte, daß Routinearbeit ihn von seiner Wut auf Patta ablenken würde. Also schob er ein paar Papierstapel auf seinem Schreibtisch hin und her, bis er die Telefonnummer aus Rossis Brieftasche fand. Er wählte wieder die Nummer in Ferrara. Diesmal wurde beim dritten Klingeln abgenommen. »Gavini und Cappelli«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Guten Morgen, Signora. Hier Commissario Guido Brunetti von der Polizei in Venedig.«
    »Einen Moment bitte«, sagte sie in einem Ton, als hätte sie seinen Anruf erwartet. »Ich stelle Sie durch.«
    Die Leitung wurde stumm, solange die Frau ihn weiterverband, dann sagte eine Männerstimme: »Gavini. Freut mich, daß sich auf unseren Anruf endlich einer meldet. Sie können uns hoffentlich etwas sagen?« Die Stimme war tief und klangvoll, und man hatte den Eindruck, daß Gavini sehr gespannt darauf war, was Brunetti ihm wohl mitzuteilen hatte.
    Brunetti mußte sich zuerst einmal fangen. »Ich fürchte, Sie wissen mehr als ich, Signor Gavini. Ich habe keinerlei Nachricht von Ihnen bekommen.« Als Gavini nichts sagte, fügte er hinzu: »Aber ich würde gern erfahren, in welcher Angelegenheit Sie einen Anruf von der venezianischen Polizei erwarten.«
    »Wegen Sandro«, sagte Gavini. »Ich habe nach seinem Tod bei Ihnen angerufen. Wie seine Frau mir sagte, hatte er jemanden in Venedig gefunden, der zur Aussage bereit war.«
    Brunetti wollte den Mann gerade unterbrechen, als dieser schon selbst fragte: »Und Sie sind sicher, daß bei Ihnen niemand meine Nachricht erhalten hat?«
    »Ich weiß es nicht, Signore. Mit wem haben Sie denn gesprochen?«
    »Mit einem Ihrer Leute; an seinen Namen kann ich mich nicht erinnern.«
    »Und könnten Sie für mich wiederholen, was Sie ihm gesagt haben?« fragte Brunetti, wobei er ein Blatt Papier zu sich herüberzog.
    »Wie bereits erwähnt, ich habe nach Sandros Tod angerufen«, erklärte Gavini. Dann fragte er: »Wissen Sie wenigstens darüber Bescheid?«
    »Nein, bedaure.«
    »Sandro Cappelli«, sagte Gavini, als erklärte der Name alles. Bei Brunetti klingelte es auch irgendwo: Er konnte sich zwar nicht erinnern, woher ihm der Name bekannt vorkam, glaubte aber sicher zu wissen, daß es in einem schlechten Zusammenhang war. »Cappelli war mein Sozius hier in der Kanzlei«, fügte Gavini hinzu.
    »Kanzlei, Signor Gavini?«
    »Ja. Anwaltspraxis. Wissen Sie denn wirklich gar nichts über die Sache?« Zum erstenmal schlich sich eine gewisse Ungehaltenheit in Gavinis Ton, wie es wohl unvermeidlich ist, wenn jemand es schon oft genug am Telefon mit einer zähen Bürokratie zu tun hatte.
    Das Wort »Anwaltspraxis« half Brunetti auf die Sprünge. Er erinnerte sich jetzt wieder an den Mordfall Cappelli, der sich vor etwa einem Monat ereignet hatte. »Doch, der Name ist mir bekannt«, sagte er. »Er wurde erschossen, nicht wahr?«
    »An seinem Bürofenster, um elf Uhr morgens, und hinter ihm saß ein Klient. Jemand hat mit einer Jagdflinte durchs Fenster auf ihn geschossen.« Gavinis Stimme nahm, während er die Einzelheiten um den Tod seines Partners aufzählte, den Stakkato-Rhythmus echter Wut an.
    Brunetti hatte die Zeitungsberichte über den Mord gelesen, aber er kannte keine Fakten. »Gibt es einen Tatverdächtigen?« fragte er.
    »Natürlich nicht«, brauste Gavini auf, jetzt ohne seine Wut noch bändigen zu wollen. »Aber wir wissen alle, wer es war.«
    Brunetti wartete darauf, von Gavini ins Bild gesetzt zu werden. »Die Geldverleiher. Sandro war seit Jahren hinter ihnen her. Er hatte vier Prozesse gegen sie laufen, als er starb.«
    Der Polizist in Brunetti ließ ihn die Frage stellen: »Gibt

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