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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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mit anderen Worten gesagt, daß sie Angst um Pietro haben muß, wenn sie mir etwas über Geldverleiher erzählt.«
    Paola unterbrach ihre Arbeit und drehte sich zu ihm um. »Geldverleiher?« fragte sie. »Was haben denn die mit dem allen zu tun?«
    »Rossi, dieser Mann vom Katasteramt, der tot ist - er hatte die Telefonnummer eines Rechtsanwalts bei sich, der ein paar Prozesse gegen Geldverleiher laufen hatte.«
    »Ein hiesiger Anwalt?«
    »Nein, aus Ferrara.«
    »Doch nicht etwa der, den sie ermordet haben?« fragte sie und sah ihn an.
    Brunetti nickte. Er fand es bemerkenswert, mit welcher Selbstverständlichkeit Paola annahm, daß »sie« Cappelli ermordet hatten. »Der zuständige Untersuchungsrichter«, fuhr er fort, »schließt Geldverleiher als Auftraggeber aus und scheint großes Interesse daran zu haben, mich davon zu überzeugen, daß der Mörder in Wirklichkeit den falschen Mann erwischt habe.«
    Nach einer langen Pause, in der Brunetti es förmlich hinter ihrer Stirn arbeiten sah, fragte sie: »Hatte Rossi deswegen die Telefonnummer bei sich? Wegen Geldverleihern?«
    »Ich habe keine Beweise dafür. Aber es ist schon ein merkwürdiger Zufall.«
    »Das ganze Leben ist Zufall.«
    »Mord nicht.«
    Sie faltete die Hände über dem Berg leerer Erbsenschoten zusammen. »Seit wann ist es Mord? Ich meine, Rossis Tod.«
    »Seit - ich weiß nicht. Vielleicht ist es ja auch gar keiner. Ich möchte einfach Näheres herausfinden, wenn ich kann, und in Erfahrung bringen, warum Rossi ihn angerufen hat.«
    »Und Franca?«
    »Ich dachte, da sie in einer Bank arbeitet, weiß sie vielleicht etwas über Geldverleiher.«
    »Und ich dachte, Geld zu verleihen wäre das eigentliche Geschäft der Banken.«
    »Aber oft rücken sie keines heraus, zumindest nicht kurzfristig und nicht an Leute, die es möglicherweise nicht zurückzahlen.«
    »Weswegen hast du sie dann gefragt?« Paola saß so reglos da wie ein Untersuchungsrichter beim Verhör.
    »Weil ich dachte, sie wüßte vielleicht etwas.«
    »Das sagtest du schon. Aber warum gerade Franca?«
    Er hatte keinen besonderen Grund dafür gehabt, nur daß ihr Name der erste war, der ihm eingefallen war. Außerdem wollte er sie gern wieder einmal sehen, weil es schon so lange her war, weiter nichts. Er steckte die Hände in die Taschen und trat auf den anderen Fuß. »Ohne bestimmten Grund«, sagte er schließlich.
    Paola nahm die Hände wieder auseinander und pulte weiter Erbsen. »Was hat sie dir denn erzählt, und warum hat sie Angst um Pietro?«
    »Sie hat zwei Leute erwähnt, sie mir sogar gezeigt.« Bevor Paola ihn unterbrechen konnte, erklärte er: »Wir haben uns auf dem Campo San Luca getroffen, und da war dieses Ehepaar. Beide in den Sechzigern, schätze ich. Franca sagte, sie seien Geldverleiher.«
    »Und Pietro?«
    »Sie meinte, es könnte einen Zusammenhang mit Mafia und Geldwäsche geben, aber mehr wollte sie dazu nicht sagen.« Er sah an Paolas kurzem Nicken, daß auch sie die bloße Erwähnung der Mafia für ausreichend hielt, um jedem Elternpaar Angst um seine Kinder zu machen.
    »Selbst dir nicht?« fragte sie.
    Brunetti schüttelte den Kopf. Sie sah auf, und er wiederholte das Kopfschütteln.
    »Dann ist es also ernst«, meinte Paola.
    »Ich denke, ja.«
    »Wer sind denn diese Leute?«
    »Angelina und Massimo Volpato.«
    »Hast du schon mal von ihnen gehört?«
    »Nein.«
    »Wen hast du denn nach ihnen gefragt?«
    »Noch niemanden. Ich habe sie selbst vor zwanzig Minuten zum erstenmal gesehen. Kurz bevor ich nach Hause kam.«
    »Und was hast du vor?«
    »Möglichst viel über sie herauszubekommen.«
    »Und dann?«
    »Hängt davon ab, was ich erfahre.«
    Sie schwiegen beide. Schließlich sagte Paola: »Ich habe heute nachgedacht, über dich und deinen Beruf.« Er wartete. »Beim Fensterputzen, da mußte ich plötzlich an dich denken«, fügte sie hinzu.
    »Wieso beim Fensterputzen?«
    »Zuerst habe ich die Fenster geputzt, dann den Spiegel im Bad, und dabei mußte ich an deine Arbeit denken.«
    Er wußte, daß sie fortfahren würde, auch wenn er nichts sagte, aber er wußte auch, daß sie sich gern dazu ermuntern ließ, also fragte er: »Und?«
    »Wenn du ein Fenster putzt«, sagte sie und schaute ihm dabei fest in die Augen, »mußt du es öffnen und zu dir herziehen, und dabei verändert sich der Winkel, in dem das Licht durch die Scheibe fällt.« Als sie sah, daß sie seine Aufmerksamkeit besaß, fuhr sie fort: »Du putzt also die Scheibe. Sie ist sauber - denkst

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