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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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einzugehen. »Ich muß etwas über das Ufficio Catasto wissen.«
    »Worüber?« fragte sie übertrieben verwundert.
    »Das Ufficio Catasto. Ich muß wissen, was die dort eigentlich tun, wer da arbeitet und wem man trauen kann.«
    »Das ist ein Großauftrag«, meinte sie.
    »Deswegen habe ich ja dich angerufen.«
    Plötzlich war die Koketterie wieder da. »Und hier sitze ich nun Tag für Tag und hoffe, daß du mich mal anrufst und etwas anderes von mir willst.«
    »Was denn, mein Schatz? Sag's mir nur«, erbot er sich in einem Ton wie Rodolfo Valentine. Stefania war glücklich verheiratet und Mutter von Zwillingen.
    »Natürlich eine Wohnung kaufen.«
    »Vielleicht muß ich das demnächst«, antwortete er in plötzlich ernstem Ton.
    »Wieso?«
    »Man hat mir gesagt, daß es unserer Wohnung an den Kragen geht.«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Daß wir sie vielleicht abreißen müssen.«
    Kaum hatte er das gesagt, hörte er Stefanias glockenhelles Lachen, wußte aber nicht recht, ob es der schieren Absurdität der Situation galt oder seiner Naivität. Nach ein paar weiteren Glucksern meinte sie: »Das ist doch wohl nicht dein Ernst.« »So sehe ich es eigentlich auch. Aber ich hatte Besuch vom Ufficio Catasto, und der hat mir genau das gesagt. Sie könnten keinerlei Unterlagen finden, aus denen hervorgehe, daß die Wohnung je gebaut oder auch nur eine Baugenehmigung dafür erteilt worden sei, und es könnte sein, daß sie abgerissen werden müsse.«
    »Da hast du bestimmt etwas mißverstanden«, sagte sie.
    »Es klang ziemlich ernst.«
    »Und wann war das?«
    »Vor ein paar Monaten.«
    »Hast du seitdem wieder etwas gehört?«
    »Nein. Darum rufe ich ja bei dir an.«
    »Warum rufst du nicht bei denen an?«
    »Ich wollte vorher mit dir darüber reden.«
    »Warum?«
    »Damit ich weiß, welche Rechte ich habe. Und um zu erfahren, wer die Leute sind, die dort zu entscheiden haben.«
    Da Stefania darauf nichts sagte, fragte er: »Kennst du sie - die Leute, die dort das Sagen haben?«
    »Nicht besser als jeder in meiner Branche.«
    »Wer sind sie denn?«
    »Der Oberboss ist Fabrizio dal Carlo; er ist der Chef der ganzen Behörde.« Verächtlich fügte sie hinzu: »Ein aufgeblasener Mistkerl. Er hat einen Assistenten, der heißt Esposito und ist ein Nichts, weil dal Carlo kein Zipfelchen von seiner Macht aus der Hand gibt. Dann ist da noch Signorina Dolfin, Loredana, deren ganze Existenz, wie man mir gesagt hat, auf zwei Säulen ruht: erstens, niemanden je vergessen zu lassen, daß sie, selbst wenn sie nur eine kleine Sekretärin im Ufficio Catasto ist, immerhin von Giovanni Dolfin abstammt, dem Dogen.« Und als ob es eine Rolle spielte, fügte sie hinzu: »Ich weiß nicht mehr, in welcher Zeit.«
    »Er war Doge von 1356 bis 1361, dann starb er an der Pest«, kam es prompt von Brunetti. »Und zweitens?« fragte er dann, um sie zum Weiterreden zu ermuntern.
    »Zweitens, sich ihre Verliebtheit in Fabrizio dal Carlo nicht anmerken zu lassen.« Sie ließ das erst einmal wirken, bevor sie fortfuhr: »Wie ich höre, kann sie ersteres viel besser als letzteres. Dal Carlo läßt sie arbeiten wie ein Pferd, aber das will sie ja wahrscheinlich, obwohl es mir ein Rätsel ist, wie jemand für den Kerl etwas anderes empfinden kann als Verachtung.«
    »Läuft da was?«
    Stefanias Lachen explodierte. »Guter Gott, nein, sie könnte seine Mutter sein. Außerdem ist er verheiratet und hat mindestens noch eine andere Frau, er hätte also herzlich wenig Zeit für sie, selbst wenn sie nicht so häßlich wäre wie die Sünde.« Steffi ließ sich das Ganze noch einmal kurz durch den Kopf gehen und fügte dann hinzu: »Eigentlich ist das tragisch. Sie hat Jahre ihres Lebens damit vertan, diesem drittklassigen Romeo eine treue Dienerin zu sein, wohl in der Hoffnung, daß er eines Tages merkt, wie sehr sie ihn liebt, und bei dem Gedanken, daß es eine Dolfin ist, die ihn sich erkoren hat, vor Ehrfurcht in Ohnmacht fällt. Gott, welch ein Jammer. Es wäre ja komisch, wenn es nicht so traurig wäre.«
    »Du erzählst das so, als ob es alle Welt wüßte.«
    »Stimmt ja auch. Jedenfalls alle Welt, die mit ihnen zu tun hat.«
    »Auch daß er eine Geliebte hat?«
    »Ich nehme an, das soll ein Geheimnis sein.«
    »Ist es aber nicht?«
    »Nein. Es bleibt doch nie etwas geheim. Hier, meine ich.«
    »Nein, wohl nicht«, räumte Brunetti ein und schickte ein stilles Dankgebet dafür gen Himmel.
    »Noch etwas?« fragte er dann.
    »Nein, jedenfalls fällt mir

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