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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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die Grünen über den Gebirgen Vipern aus Hubschraubern abwerfen, um die Tiere da wieder anzusiedeln.« Dann wandte er sich wieder direkt an Bonsuan und sagte in einem Ton, der aggressiver klang, als Brunetti es von ihm je gehört hatte: »Nun mach schon, Danilo, erzähl uns doch, wie deine Freunde oben in den Bergen tote Vipern in Flaschen gefunden haben oder daß sie gesehen haben, wie Leute sie aus Hubschraubern abwarfen?«
    Bonsuan sah den Sergente an, ohne ihn einer Antwort zu würdigen, aber sein Schweigen bedeutete unmißverständlich, daß er es für reine Zeitverschwendung hielt, mit einem Fanatiker zu diskutieren. Brunetti hatte im Lauf der Jahre schon oft von solch geheimnisvollen, bösartigen Hubschraubern erzählen hören, in denen durchgeknallte Umweltbewegte sitzen sollten, die sich vorgenommen hatten, irgendeine verdrehte Vorstellung von »Natur« wiederherzustellen, aber er wäre nie auf die Idee gekommen, daß irgend jemand wirklich daran glauben könnte.
    Sie waren nicht nur in eine Sackgasse geraten, sondern hatten inzwischen auch wieder ihr Boot erreicht. Bonsuan kehrte ihnen den Rücken und beschäftigte sich mit den Leinen. Vianello begab sich zum Heck und löste die zweite Leine, was vielleicht ein Versuch sein sollte, seinen Worten die Schärfe zu nehmen. Brunetti ließ die beiden gewähren und machte sich seinerseits Gedanken über die für ihn erstaunlichen Summen, von denen er eben gehört hatte. Als Bonsuan die Leine aufgerollt hatte, folgte Brunetti ihm an Bord, und als der Bootsführer an den Führerstand ging, rief er: »Da muß man aber viel Fisch fangen, um sich so ein Boot leisten zu können.«
    »Muscheln«, korrigierte Bonsuan ihn prompt. »Da steckt das Geld drin. Wegen Fisch wird keiner auf Sie schießen, aber wenn einer Sie dabei erwischt, wie Sie seine Muscheln schürfen und die Beete ruinieren, weiß man nie, was er mit Ihnen macht.«
    »Und das hat er getan - die Muschelbänke ruiniert?« fragte Brunetti.
    »Ich sagte Ihnen doch, das tun sie alle«, antwortete Bonsuan. »Sie schürfen überall, und jedes Jahr werden die Muscheln weniger. Dann steigen die Preise.« Er blickte von Brunetti zu Vianello, der noch auf der Mole stand und zuhörte. Der Bootsführer winkte dem Sergente mit einer barschen Geste und rief: »Komm schon, Lorenzo.« Vianello warf das Ende seiner Leine um einen Pfosten am Boot und sprang an Bord.
    »Aber wenn er sein Boot verloren hat«, meinte Brunetti, um so zu tun, als hätte er den erfolgreichen Abschluß der Friedensverhandlungen nicht bemerkt, und um zugleich das Gespräch vom Allgemeinen aufs Besondere zu bringen, »was macht er dann jetzt?«
    »Ezio sagt, er arbeitet für einen seiner Söhne, fährt eines seiner Boote«, sagte Bonsuan, wobei er an den Knöpfen und Hebeln auf seinem Instrumentenbrett zu hantieren begann. »Das ist ein viel kleineres Boot, nur mit zwei Mann besetzt.«
    »Muß hart für ihn sein«, sagte Vianello dazwischen, »ich meine, daß er nicht mehr der Eigner ist.«
    Bonsuan zuckte die Achseln. »Das kommt auf den Sohn an.«
    »Und Signora Follini?« fragte Brunetti, um das Gespräch wieder auf das zu bringen, was ihn eigentlich interessierte.
    »Das ging seit ungefähr zwei Jahren«, sagte Bonsuan. »Seit er das Boot verloren hat.« Wohl in dem Gefühl, daß dies als Erklärung nicht reichte, fuhr Bonsuan fort: »Er muß nicht mehr so früh raus auf See, höchstens wenn er will.«
    »Und seine Frau?« fragte Vianello.
    Ganz Italien mitsamt seiner Geschichte und Kultur gingen in das Schulterzucken ein, mit dem Bonsuan diese Frage abtat. »Sie hat ein Zuhause, und er zahlt die Miete. Sie haben drei Kinder, alle verheiratet und auf eigenen Füßen. Worüber soll sie sich beklagen?« Falls er sonst noch etwas zu dem Thema sagte, ging es im Lärm des Motors unter, der auf Knopfdruck ansprang.
    Brunetti hätte darüber sowieso nicht diskutieren wollen und war froh, daß sie in die Stadt zurückkehrten, in ihre eigenen vier Wände und zu den eigenen Kindern.

19
    B runetti war am nächsten Morgen noch keine Stunde in seinem Dienstzimmer, als sein Telefon klingelte und Signorina Elettras Stimme sich am anderen Ende meldete.
    »Wo stecken Sie?« fragte er barsch, dann mäßigte er seinen Ton und fragte: »Ich meine, wie geht es Ihnen?«
    Ihr langes Schweigen verriet, was sie davon hielt, in diesem Ton verhört zu werden. Als sie ihm dann aber antwortete, war ihrer Stimme nicht anzuhören, daß sie etwas übel genommen hätte. »Ich

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