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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Sachen dort, bis der Krieg zu Ende war und die Faliers heimkamen. Da gab mein Vater alles zurück, und der Conte erstattete ihm das Geld. Dazu schenkte er ihm noch einen kleinen Carpaccio, den, der jetzt in unserem Schlafzimmer hängt.«
    Nachdenklich sagte Brunetti: »Davon habe ich nie etwas erfahren, nicht in all der Zeit, die ich meinen Schwiegervater kenne.«
    »Grazio spricht nicht über das, was während des Krieges geschehen ist.«
    Überrascht, verwundert, daß Lele so vertraulich von einem Mann sprach, den Brunetti in mehr als zwei Jahrzehnten nie beim Vornamen genannt hatte, fragte der Commissario: »Aber wie hast du davon erfahren? Von deinem Vater?«
    »Ja, zumindest teilweise. Den Rest hat mir Grazio erzählt.«
    »Ich wußte gar nicht, daß du ihn so gut kennst, Lele.«
    »Wir haben zwei Jahre gemeinsam bei den Partisanen gekämpft.«
    »Aber er hat gesagt, er sei noch ein Kind gewesen, als sie Venedig verlassen mußten.«
    »Das war 1939. Drei Jahre später war er ein junger Mann. Ein sehr gefährlicher junger Mann. Er war einer von den Besten. Oder aus Sicht der Deutschen wahrscheinlich einer der Schlimmsten.«
    »Und wo habt ihr gekämpft?«
    »Oben in den Bergen, in der Nähe von Asiago«, sagte Lele, stockte und setzte dann hinzu: »Was immer du sonst noch darüber wissen willst, solltest du lieber deinen Schwiegervater fragen.«
    Brunetti beugte sich dieser eindeutigen Weisung und kehrte zu seinem ursprünglichen Thema zurück. »Erzähl mir mehr von deinem Vater, über die Zeit, bevor er verhaftet wurde.«
    »Davor hat er immer nur seine zehn Prozent genommen, und er tat sein Bestes, um für die Sachen, die seine Kunden zu verkaufen hatten, den höchstmöglichen Preis zu erzielen. Und du kannst versichert sein, daß er selber nie etwas einbehalten hat. Egal, was für einen günstigen Preis man ihm bot, und auch wenn ihm irgendein Stück noch so gut gefiel, er weigerte sich stets, etwas für sich zu kaufen.«
    »Und die Guzzardis?« Damit brachte Brunetti die Geschichte wieder dorthin, wo er sie haben wollte.
    »Die waren ein perfektes Team. Der Vater war der Geschäftsmann und der Sohn der Künstler.« Das letzte Wort betonte Lele mit ätzendem Spott. »In den Kunsthandel gerieten sie fast zufällig. Aber sie müssen wohl gewittert haben, wieviel Geld damit zu verdienen war. Solche Leute haben dafür immer einen Riecher. Anfangs hielten sie sich noch einen Fachmann als Schätzer, aber weil beide hohe Tiere in der Partei waren, bekamen sie ohne Mühe Zugang zum Kartell. Und ehe man sich's versah, verhandelte jeder, der hier oder in Padua und Treviso etwas losschlagen wollte und unter Zeitdruck stand, mit den Guzzardis. Und das Geschäft blühte. Die Guzzardis nahmen jeden aus. Die reinsten Blutsauger.«
    »Hatten sie auch was mit der Verhaftung deines Vaters zu tun?«
    Lele, der überzeugt war, daß alle Telefongespräche von irgendeiner staatlichen Stelle abgehört würden, war vorsichtig mit seiner Antwort. »Es ist immer kluges Geschäftsgebaren, die Konkurrenz auszuschalten.«
    »Haben sie nur für sich gekauft oder auch im Auftrag von Kunden?«
    »Anfangs haben sie - schon weil beide überhaupt keinen Geschmack hatten - als Zwischenhändler fungiert für Leute, die gehört hatten, daß eine bestimmte Sammlung zum Verkauf stünde, und die sich nicht die Hände schmutzig machen wollten, indem sie offen als Käufer auftraten. Je näher das Kriegsende rückte, desto häufiger wurde diese Praxis. Die Sammler waren scharf auf die Kunstwerke, aber sie wollten nicht, daß bekannt wurde, wer sie erworben hatte.«
    »Und die Guzzardis?« fragte Brunetti.
    »Gegen Ende haben sie angeblich nur noch für sich selbst gekauft. Luca hatte mit der Zeit einen guten Blick für den Wert eines Kunstwerks entwickelt. Das hat sogar mein Vater zugegeben. Luca war nicht dumm, ganz und gar nicht.«
    »Und was kauften sie so?«
    »Der Vater kaufte Gemälde; Luca interessierte sich für Zeichnungen und Kupferstiche.«
    »War er darin besonders bewandert?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber sie sind vom Format her sehr handlich, und weil es von Stichen immer eine ganze Serie gibt und die Maler für ein Bild sehr oft eine ganze Reihe von Skizzen oder Zeichnungen anfertigen, lassen die sich schwerer zurückverfolgen als ein Unikat. Und leichter zu verstecken sind sie auch.«
    »Von all diesen Machenschaften hatte ich keine Ahnung«, sagte Brunetti, als ihm schien, daß Lele mit seiner Geschichte zu Ende war.
    »Es

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