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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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geraten waren noch wo es hinführen mochte, aber er spürte, daß es Signorina Elettra sehr ernst damit war. »Weil es einige Menschen gibt - noch gibt -, die absolut vertrauenswürdig sind. Daran müssen wir einfach glauben.«
    »Müssen wir? Und warum?«
    »Weil, wenn wir nicht wenigstens einen Menschen finden, dem wir uns bedingungslos anvertrauen können - nun, dann ist es unser Schade. Und ohne die Erfahrung dieses unbedingten Aufgehobenseins im anderen wären wir jedenfalls um vieles ärmer.« Er wußte selbst nicht recht, was er damit meinte, oder vielleicht erklärte er es auch nur schlecht, aber er war überzeugt davon, daß es seinen Wert als Mensch mindern würde, wenn es niemanden gäbe, dem er sich rückhaltlos anvertrauen könnte.
    Bevor er ihr das sagen oder sie eine weitere Frage stellen konnte, läutete das Telefon. Signorina Elettra nahm ab. »Ja, Signore.« Sie sah Brunetti an, und diesmal lächelte sie. »Ja, Signore, er ist gerade gekommen. Gut, ich schicke ihn herein.«
    Brunetti wußte nicht recht, ob er erleichtert oder enttäuscht war über dieses abrupte Ende ihres Gesprächs, aber er konnte schwerlich bleiben und es fortführen, nicht nachdem ViceQuestore Patta erfahren hatte, daß er im Hause war.
    »Wenn ich in einer Viertelstunde nicht wieder draußen bin«, sagte er, »dann rufen Sie die Polizei.«
    Sie nickte und schlug ihre Zeitschrift auf.
    Patta saß an seinem Schreibtisch und wirkte weder zufrieden noch mißgestimmt, dafür aber, wie stets, derart prädestiniert für eine verantwortungsvolle und maßgebliche Position, daß seine Beförderung einem Naturgesetz hätte folgen können. Als er ihn so sitzen sah, merkte Brunetti, wie sehr er sich daran gewöhnt hatte, in Pattas Miene nach Hinweisen auf die bevorstehende Unterredung zu suchen, gleich einem Augur, der die Nieren eines frisch geschlachteten Huhns befragt.
    »Ja, Signore?« sagte er und nahm auf dem Stuhl Platz, zu dem Patta ihn mit einem Wink dirigierte.
    »Was ist das für eine Geschichte mit dem toten Mädchen, Brunetti?« Der herrische Kommandoton ging weit über eine Frage hinaus.
    »Die junge Frau wurde letzte Nacht erstochen, Signore. Über die genaue Todeszeit werde ich mehr wissen, sobald Dottor Rizzardi seinen Bericht vorlegt.«
    »Hatte sie einen Freund?«
    »Nach Aussage der Vermieterin und ihrer Mitbewohnerin nicht«, erwiderte Brunetti ruhig.
    »Haben Sie die Möglichkeit eines Raubüberfalls ausgeschlossen?« fragte Patta und überraschte Brunetti damit, daß er Claudias Tod nicht auf die naheliegendste Ursache zurückführen wollte.
    »Nein, Signore.«
    »Also, was haben Sie getan?« fragte Patta, mit auffälliger Betonung auf dem dritten Wort.
    Brunetti fand, der Vorsatz zähle für die Tat, zumindest gegenüber seinem Chef, und so antwortete er: »Ich habe Kollegen zur Vernehmung der Nachbarn abgestellt; sie sollen sich erkundigen, ob jemand gestern nacht etwas beobachtet hat; Signorina Elettra überprüft die Telefongespräche, die von der Wohnung des Mädchens aus geführt wurden; mit ihrer Mitbewohnerin habe ich bereits gesprochen, aber sie stand noch zu sehr unter Schock und konnte mir nicht viel weiterhelfen; und wir haben mit der Einvernahme ihrer Freunde an der Universität begonnen, um mehr über das Mädchen zu erfahren.« Brunetti hoffte, all dies noch heute nachmittag in die Wege leiten zu können.
    »Und was ist mit Ihrem Inspektor? Arbeitet der auch an dem Fall?« fragte Patta.
    Brunetti verkniff sich eine Spekulation darüber, wie es wohl um die Eigentumsrechte an Tenente Scarpa bestellt sei, und begnügte sich mit einem schlichten: »Jawohl, Signore.«
    »Gut, also ich wünsche, daß Sie diesen Fall so rasch wie möglich aufklären. Der Gazzettino wird ihn garantiert groß auf die Titelseite bringen; ich hoffe bloß, die überregionalen Blätter hängen sich nicht dran. Anderswo werden weiß Gott genug junge Mädchen erstochen, und kein Mensch schert sich darum. Aber für Venedig ist so was immer noch eine Sensation, also werden wir uns wohl auf schlechte Publicity gefaßt machen müssen, jedenfalls so lange, bis die Gemüter sich wieder beruhigt haben.« Mit einem resignierten Seufzer über diese neuerliche Bürde seines Amtes zog Patta sich ein paar Aktenordner heran und sagte: »Das wäre alles, Commissario.« Brunetti erhob sich, doch er konnte einfach nicht so gehen. Er stand so lange vor Pattas Schreibtisch, bis der endlich aufblickte und fragte: »Ja, was gibt's denn noch?«
    »Nichts,

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