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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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getötet.«
    Die Hand mit der Zigarette sank wie vergessen herab. Signora Jacobs schloß die Augen, und wenn ihr verkrümmtes Rückgrat es zugelassen hätte, wäre ihr Kopf gegen die Sessellehne gefallen. Statt dessen bog er sich nur so weit zurück, daß sie dem Commissario gerade ins Gesicht sah. Als er merkte, wie anstrengend diese Haltung für sie war, rückte Brunetti einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber, so daß sie den Kopf senken und trotzdem noch Augenkontakt zu ihm halten konnte.
    »O Gott! Ich ahnte ja nicht, daß es soweit kommt«, murmelte sie und wußte vielleicht nicht einmal, daß sie es laut gesagt hatte. Einen Moment lang starrte sie Brunetti noch an, dann hob sie mühsam die Hand und bedeckte ihre Augen.
    Brunetti wollte eben fragen, was sie damit meinte, als er neben ihr Rauch aufsteigen sah. Mit einem Satz sprang er hinzu, während sie völlig teilnahmslos blieb. Brunetti hob die Zigarette auf und scharrte mit dem Fuß über das schwelende Fleckchen Seide.
    Signora Jacobs schien gar nicht zu merken, daß er da war oder was er tat. »Ist Ihnen nicht wohl, Signora?« fragte er und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Kein Anzeichen, daß sie ihn gehört hatte. »Signora?« wiederholte er und verstärkte den Druck auf ihre Schulter.
    Die Hand, mit der sie ihre Augen bedeckt hielt, fiel in ihren Schoß, doch die Augen blieben geschlossen. Brunetti, der sie dazu bringen wollte, ihn anzusehen, trat ein wenig zurück. Als sie die Augen aufschlug, sagte sie: »In der Küche. Tabletten - auf dem Tisch.«
    Brunetti lief in den hinteren Teil der Wohnung und hastete einen anderen Flur entlang, der mit Bücherregalen gesäumt war. Durch eine offene Tür zur Linken sah er ein Spülbecken, warf die Zigarette hinein und schnappte sich die Medizin auf dem Tisch. Rasch ließ er noch ein Glas Wasser ein und eilte zurück zu Signora Jacobs. Er reichte ihr das Arzneifläschchen und wartete, während sie es aufschraubte, zwei weiße Tabletten in der Größe von Aspirin herausschüttelte und in den Mund steckte. Das dargebotene Glas Wasser wies sie mit erhobener Hand zurück, schloß erneut die Augen und saß vollkommen regungslos in ihrem Sessel. Erst nach einer ganzen Weile, als sie sich allmählich entspannte und ein Hauch von Farbe in ihre Wangen zurückkehrte, wagte Brunetti wieder einen Blick auf die Kostbarkeiten an den Wänden.
    Er war an die Zurschaustellung großen Reichtums gewöhnt, auch wenn sein unbeugsames Beharren darauf, daß die Familie sich mit ihrem eigenen Einkommen begnüge, die Opulenz der Paliers im Hause Brunetti auf Distanz hielt. Trotzdem hatten ein paar Gemälde aus Paolas persönlichem Besitz - wie der Canaletto in der Küche - es geschafft, sich nach Art streunender Katzen in verregneten Nächten ins Haus zu schleichen. Er kannte die Sammlung seines Schwiegervaters ebenso wie die der Freunde des Grafen, ganz zu schweigen von den Kunstschätzen, die ihm bei seinen Vernehmungen in den Häusern betuchter Verdächtiger begegnet waren. Doch nichts, was er bisher gesehen hatte, reichte an diese überbordende Fülle heran: Gemälde, Keramiken, Schnitzereien, Drucke drängten sich aneinander, als wetteiferten sie alle um den Ehrenplatz. Ordnung war keine vorhanden, aber eine Schönheit, die ihn überwältigte.
    Er blickte zurück zu Signora Jacobs und sah, daß sie ihn beobachtete, während sie nach ihren Zigaretten tastete. Er ging um ihren Sessel herum und setzte sich wieder, indes sie sich eine Zigarette ansteckte und den Rauch tief, fast trotzig einsog. »Was ist passiert?«
    »Ihre Mitbewohnerin kam heute morgen heim und fand sie tot in der Wohnung. Wahrscheinlich ist sie irgendwann gestern abend getötet worden.«
    »Wie?«
    »Erstochen.«
    »Wer hat es getan?«
    »Es könnte ein Dieb oder ein Einbrecher gewesen sein.« Noch während er sprach, merkte Brunetti, wie wenig überzeugend das klang.
    »So etwas kommt hier nicht vor«, sagte sie. Ohne nachzusehen, ob ein Aschenbecher in Reichweite sei, schnippte sie die Asche ihrer Zigarette auf den Teppich.
    »Nein, normalerweise nicht, Signora. Aber bis jetzt haben wir nichts gefunden, was auf eine andere Erklärung schließen läßt.«
    »Und was haben Sie gefunden?« fragte sie gebieterisch. Brunetti war verblüfft, wie rasch sie ihre Fassung wiedergefunden hatte.
    »Ihr Adreßbuch.«
    Erkenntnis blitzte in ihren hellen Augen auf. »Und von allen, die da drinstanden, bin ich zufällig die erste, die Sie aufsuchen?«
    »Nein,

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