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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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»wenn der Betreffende auf die Inkompetenz der Finanza setzt und auf die Chance, daß die Transfers unentdeckt bleiben, dann wäre es, denke ich, gar nicht mal so schwer.« Ehe Vianello und Brunetti die Erfolgsaussichten eines solchen Vabanquespiels abschätzen konnten, unterbrach Signorina Elettra sie mit der Frage: »Aber was hatte die Signora von dem vielen Geld, wenn es all die Jahre nur auf der Bank lag und sie nichts davon angerührt hat?«
    Für Brunetti, dem in lebhafter Erinnerung war, wie verschlagen und raffgierig Balzac seine Bauern schilderte, lag die Antwort auf der Hand. »Ihr wird es genügt haben, zuzusehen, wie ihr Kapital sich vermehrte«, sagte er. Vianellos Erfahrungen mit französischen Romanen hielten sich in Grenzen, aber dafür hatte er geraume Zeit auf dem Land gelebt und konnte Brunetti gleichwohl folgen.
    »Ich war auf ihrem Dachboden und habe gesehen, was die Signora so alles aufzuheben pflegte«, sagte Brunetti und dachte insbesondere an ein Paar Filzpantoffeln, die so abgetragen waren, daß nicht einmal die Caritas gewagt hätte, sie ihren bedürftigen Schützlingen anzubieten; oder an die Geschirrtücher mit den ausgefransten Rändern und eingezogenen Flecken. »Ich wette, sie hat sich ganz allein an den steigenden Bilanzen ergötzt.«
    »Aber wo sind die Originale dieser Kontoauszüge?« fragte Vianello.
    »Wer hat den Haushalt aufgelöst?« konterte Brunetti.
    »Die Nichte ist die Alleinerbin, also wäre das ihre Aufgabe gewesen«, meinte Signorina Elettra. »Natürlich hätte die Anwältin sich leicht vorher Zutritt verschaffen und die Unterlagen wegnehmen können. Immer vorausgesetzt«, fügte sie hinzu, »daß der Mörder sie nicht hat mitgehen lassen.«
    »Zumindest wird er danach gesucht haben«, fiel Vianello ein. »Das erklärt die Unordnung am Tatort. Aber«, fuhr er fort, und seine Miene erhellte sich, »falls wir Beweise brauchen, haben wir ja die Computerbelege.«
    Wie weiland die Parzen Lachesis und Atropos die blinden Augen auf ihre Schwester Klotho, die Spinnerin, richteten, so wandten Brunetti und Signorina Elettra sich jetzt starren Blicks an Vianello. »Damit kämen wir doch niemals durch, Ispettore«, sagte Signorina Elettra so vorwurfsvoll, als wäre er verantwortlich für den Erlaß, demzufolge Bankbelege nur noch im Original beweiskräftig und weder durch Fotokopien noch Computerauszüge zu ersetzen waren.
    Sah Brunetti den Inspektor wirklich erröten? »Das hatte ich nicht bedacht«, gestand Vianello, dem nun auch klar war, daß ihre Erkenntnisse nur dann vor Gericht bestehen würden, wenn und falls die zuständigen Bankbeamten die Originalbelege jener Konten herausrückten, die über zehn Jahre unangetastet vor sich hin geschlummert hatten - bis zu ihrem mysteriösen Umzug in ein Steuerparadies, das mit seiner sprichwörtlichen Diskretion gewiß auch einer Anwältin in einer so verschlafenen Provinzstadt wie Venedig ein Begriff war.
    Brunetti wechselte das Thema und fragte: »Was ist mit dem Ehemann, Signorina? Haben Sie über den etwas herausgefunden?«
    »Nichts, was für uns von Interesse wäre«, erwiderte sie bedauernd. »Er wurde 1925 hier in Venedig geboren und starb im Januar 1993 im Ospedale Civile. An Lungenkrebs. Über zweiunddreißig Jahre war er in verschiedenen städtischen Ämtern tätig, zuletzt bei der Schulbehörde - genauer gesagt in deren Personalbüro, so ungefähr das Eintönigste, was ich mir vorstellen kann. Sein Sohn war eine Zeitlang ebenfalls dort beschäftigt. Ein paar Jahre haben sie gemeinsam im selben Haus gearbeitet.«
    »Sonst noch was?« fragte Brunetti. Wie traurig, daß von einem Mann, der drei Jahrzehnte und mehr in der städtischen Bürokratie zugebracht hatte, am Ende nur diese wenigen dürren Fakten übrigblieben.
    »Mehr habe ich nicht gefunden, Commissario. An Daten, die über zehn Jahre zurückliegen, ist sehr schwer heranzukommen: Die sind noch nicht im Computer erfaßt.«
    »Und wann wird es soweit sein?« fragte Vianello hoffnungsvoll.
    Signorina Elettra zuckte so heftig mit den Schultern, daß die Glieder ihrer Bernsteinkette aneinanderklackten, als wollten auch sie seiner Blauäugigkeit hohnsprechen.

12
    B runetti wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. »Ein paar ehemalige Kollegen der Battestinis sind sicher noch im Dienst«, sagte er zu Vianello. »Gehen Sie doch mal hin, reden Sie mit den Leuten und finden Sie raus, woran die sich erinnern.«
    Vianellos Miene verriet, wie aussichtslos ihm dieser Auftrag

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