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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hätte, Commissario.«
    »Auch bei der Deutschen Bank?« fragte Vianello.
    Sie schüttelte verächtlich den Kopf. »Es war so simpel, daß selbst Sie es geschafft hätten, Ispettore«, erklärte sie und fuhr womöglich noch abfälliger fort: »Schuld ist vermutlich diese leidige Europäisierung: Früher waren deutsche Banken absolut zuverlässig. Aber heute hat man das Gefühl, sie vergessen bei Büroschluß die Tür hinter sich abzusperren. Mich schaudert bei dem Gedanken, was aus der Schweiz werden soll, falls die eines Tages der Europäischen Union beitritt.«
    Ohne sich von ihrer Sorge um das Bankgeheimnis auf dem europäischen Kontinent beeindrucken zu lassen, fragte Brunetti lakonisch: »Und weiter?«
    »Eröffnet wurden die Konten alle in dem Jahr, bevor Signor Battestini starb«, erwiderte sie, »und zwar in einem Zeitraum von nur drei Tagen und mit einem Startguthaben von je einer halben Million Lire. Seitdem wurden jeden Monat pro Konto hunderttausend Lire einbezahlt, ausgenommen eine kurze Phase unmittelbar nach dem Tod des Sohnes, in der keine Einzahlungen erfolgten.« Die verblüfften Mienen ihrer Zuhörer entlockten ihr ein triumphierendes Lächeln. »Aber der Ausfall wurde gründlich wettgemacht, als die Zahlungen zwei Monate später wieder einsetzten.« Sie ließ den beiden einen Augenblick Zeit zum Nachdenken, bevor sie weitersprach. »Die letzten, sagen wir mal durchschnittlichen Einzahlungen erfolgten Anfang Juli, und sie eingerechnet beläuft sich das Gesamtguthaben, inklusive Zinsen, auf fast dreißigtausend Euro. Diesen Monat ist allerdings nichts eingegangen.«
    Alle drei erwogen, was das zu bedeuten habe, doch es war Brunetti, der das Ergebnis in Worte faßte: »Das heißt, mit ihrem Ableben erlosch der Grund oder das Motiv für die Zahlungen.«
    »So scheint es«, bestätigte Signorina Elettra und fügte dann hinzu: »Aber das Merkwürdige daran ist, daß das Geld nie angerührt wurde: Es lag einfach auf der Bank und sammelte Zinsen.« Sie klappte den Ordner auf, hielt ihn so, daß beide Männer die Zahlen einsehen konnten, und erklärte: »Das sind die jeweiligen Gesamtbeträge der Konten, die übrigens alle auf den Namen der Signora liefen.«
    »Und was geschah damit nach ihrem Tod?« fragte Brunetti.
    »Sie starb an einem Freitag; am Montag wurden sämtliche Guthaben auf die Kanalinseln transferiert«, lautete die Antwort, der Signorina Elettra ein vielsagendes »und ...« hinterhersandte, das prompt den gewünschten Erfolg zeitigte. Beide Männer hingen gespannt an ihren Lippen. »Und obwohl diese Transaktionen anonym erfolgten, konnte ich bei allen Banken jeweils zwei Bevollmächtigte ermitteln, die Zugriff auf die Konten hatten, nämlich Roberta Marieschi und Graziella Simionato.«
    »Als ich die Anwältin heute morgen fragte, wieviel Geld Signora Battestini hinterlassen habe, sprach sie nur von den zehn Millionen Lire bei der Uni Credit.«
    »Steuerhinterziehung?« lautete Vianellos naheliegende Vermutung. Wenn die Erblasser die Gelder umgehend außer Landes geschafft hatten, bestand, im Vertrauen auf den üblichen bürokratischen Schlendrian, die nicht unberechtigte Hoffnung, daß der Transfer vom Fiskus unentdeckt blieb, besonders da die Konten auf mehrere Banken verteilt gewesen waren.
    »Und die Nichte?« fragte Brunetti.
    »Bei der bin ich noch am Anfang« war alles, was Signorina Elettra darauf erwiderte.
    »Das macht alles in allem über sechzig Millionen«, staunte Vianello, der wie die meisten seiner Landsleute noch immer in der alten Währung dachte.
    »Für eine Witwe mit einer Drei-Zimmer-Wohnung ein ganz hübsches Sümmchen«, ergänzte Signorina Elettra.
    »Erst recht, wenn man es an der Steuer vorbeilanciert«, fügte Vianello nicht ohne hörbare Bewunderung hinzu. »Aber«, forschte er mit einem fragenden Blick auf Signorina Elettra, »geht denn das überhaupt?«
    Sie dachte so angestrengt nach, daß sie unwillkürlich das Kinn vorschob. Brunetti, der das sah, geriet ins Wanken. War ihre Kenntnis illegaler Tricks und Schliche am Ende doch nicht unbegrenzt? Die Zeit bei der Nationalbank war gewiß eine exzellente Schulung gewesen; allein er hegte den Verdacht, daß ihre Künste sich erst im Dienste der Questura zur vollen Blüte entfaltet hatten.
    Wie die heilige Katharina, die aus einer göttlichen Vision erwacht, ließ Signorina Elettra das Reich spekulativer Straftaten hinter sich und kehrte zu Brunetti und Vianello in die Realität zurück. »Ja«, erklärte sie,

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