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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Mord in der Zeitung stand, erwähnte er nicht. Für Reue war es jetzt zu spät. Aber die Berichterstattung hätte ihn mißtrauisch machen müssen und mehr noch die Antworten, die man ihm gab, als er in der Questura anrief, um sich nach dem Fall zu erkundigen, und erfuhr, daß der bereits gelöst sei. Sie waren zu viert an der irischen Küste gewesen, wo Raffi und Chiara eine Hälfte der Zeit mit Segeln und dem Erkunden der Gezeitenpools verbracht und die andere dem Essen gewidmet hatten, während er und Paola zum wiederholten Male in das Werk von Gibbon beziehungsweise Charles Palliser eintauchten. Und in dieser Idylle hatte er einfach nicht den Mut aufgebracht, eine vorzeitige Rückkehr nach Venedig vorzuschlagen.
    Während er wartete, daß der Commissario seinen Faden wieder aufnahm, verzehrte Vianello sein zweites Sandwich, trank aus und hielt dem Barmann hinter der Theke die leere Flasche hin.
    »Unsere Frauen«, begann Brunetti, »würden das beide als sexistisches Vorurteil abtun, aber ich bin trotzdem überzeugt, daß diesen Mord keine Frau begangen hat.« Vianello nickte zum Zeichen, daß er so ein schlichtes sexistisches Vorurteil mittrage, und Brunetti fuhr fort: »Also suchen wir nach einem Mann, der Grund hatte, die Battestini zu töten. Und der sich entweder Zugang zu ihrer Wohnung verschaffen konnte oder dem sie so vertraute, daß sie ihn selbst hereinließ.« Der Barmann brachte eine neue Flasche Wasser, und Brunetti füllte beide Gläser, ehe er weitersprach: »Bisher haben wir nur ein Indiz, das nicht ins Bild paßt, nämlich diese vier ominösen Konten. Die Zahlungen wurden mit dem Tod der Alten eingestellt, und ihre Anwältin hat sie mir gegenüber verschwiegen. Ob die Nichte etwas darüber wußte und wenn ja, wieviel, müssen wir erst noch herausfinden.« Er goß sich etwas Wein ein, rührte das Glas jedoch nicht an. »Allerdings mache ich mir wenig Hoffnung, daß die Marieschi uns helfen wird, schon gar nicht, wenn sie selber mit drinsteckt«, schloß er resigniert.
    »Könnte sie das Geld kassiert haben?« fragte Vianello.
    »Ja, sicher.«
    Brunetti hatte ihm von Poppi erzählt, und so kam es nicht von ungefähr, daß Vianello sagte: »Ich weiß, es klingt komisch, aber jemanden, der so rührend an seinem Hund hängt, kann ich mir kaum als Betrüger vorstellen.« Er nippte an seinem Wein, hob dem Barmann den leeren Sandwichteller entgegen und sagte, als er ihn wieder abgestellt hatte: »Obwohl, von den Leuten, die wir verhaften, haben die meisten Kinder, und wir kämen trotzdem nicht auf die Idee, ihnen deshalb kein Verbrechen zuzutrauen.«
    Als Brunetti nichts darauf erwiderte, kehrte Vianello zum eigentlichen Thema zurück und sagte: »Genausogut wie die Anwältin könnte auch die Nichte das Geld außer Landes geschafft haben.«
    Eingedenk seiner Erfahrungen mit den gehobenen Ständen ergänzte Brunetti: »Oder einer von den Bankern hat es sich, sobald er vom Tod der Alten erfuhr, unter den Nagel gerissen.«
    »Gut möglich.«
    Die zweite Runde Sandwiches kam, aber Brunetti schaffte nur noch ein halbes und legte den Rest auf den Teller zurück.
    Ohne Signorina Elettra beim Namen zu nennen, denn Vianello wußte auch so, wer gemeint war, fragte Brunetti: »Glauben Sie, sie kann herausbekommen, wer das Geld ins Ausland transferiert hat?«
    Vianello trank seinen Wein aus, machte jedoch keine Anstalten, sich nachzuschenken. Nach reiflicher Überlegung antwortete er: »Falls es im Datenspeicher der Banken irgendwo einen Vermerk gibt, dann findet sie ihn.«
    »Eigentlich erschreckend, oder?« fragte Brunetti.
    »Für einen Banker schon, ja«, pflichtete Vianello ihm bei.
    Auf dem Rückweg zur Questura litten sie gleichermaßen unter den stetig steigenden Temperaturen und dem Verdruß über den unzulänglichen Ersatz für ein gutes Mittagessen. Signorina Elettra dagegen sah aus, als hätte sie die Mittagspause in angenehm klimatisierten Räumen verbracht und sich nebenbei ihr Kleid aufbügeln lassen. Um so verwunderlicher war die ungewohnt finstere Miene, mit der sie die beiden Männer begrüßte.
    Vianello, der ein feines Gespür für ihre Stimmungsschwankungen hatte, fragte besorgt: »Die Transfers?«
    »Ich komme einfach nicht weiter«, bestätigte sie unwirsch.
    Vor Brunettis innerem Auge tauchte plötzlich, er wußte selbst nicht wie, die Anwältin auf: eine hochgewachsene Gestalt, sportlich, fester Händedruck. Doch als er sich vorzustellen versuchte, wie sie mit weit ausholender Bewegung über

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