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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ein grollendes »Mag sein« abringen, was die beiden anderen daran erinnerte, daß er zwei Kinder hatte, die gerade erst ins Teenageralter kamen.
    Ein unbehagliches Schweigen senkte sich über das Trio. Doch bevor es allzu drückend werden konnte, sagte Brunetti: »Vianello hat sich bei den Nachbarn umgehört und bei den Arbeitskollegen, überall mit dem gleichen Resultat: Sobald Paolos Name fiel, herrschte Funkstille. Die Mutter war einhellig als böser Drachen verschrien, der Vater galt als netter Kerl, der gern in der Bar hockte und seinen Wein trank, aber sobald man den Sohn erwähnt, blocken alle ab.«
    Er ließ ihr einen Augenblick Zeit zum Nachdenken und fragte dann: »Wie würden Sie sich das erklären, Signorina?«
    Sie drückte eine Taste an ihrem Computer, und der Bildschirm wurde dunkel. Dann stützte sie den Ellbogen auf die Tischplatte und das Kinn in die Hand. Während sie so dasaß, reglos wie eine Statue, hätte man fast glauben mögen, ihr Geist sei unbemerkt entschwebt und habe nur die weißgewandete Hülle zurückgelassen.
    Endlich klärte sich ihr verschleierter Blick, sie sah Vianello an und sagte: »Die Nachbarn schweigen vielleicht aus Respekt. Seine Mutter ist gerade einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer gefallen, und er hat einen qualvollen Tod erlitten, da will ihm niemand etwas Schlechtes nachsagen.« Sie hob die freie Hand und kratzte sich gedankenverloren die Stirn. »Und was die Arbeitskollegen angeht - wenn er seit fünf Jahren tot ist, haben die ihn womöglich schon vergessen.«
    »Nein«, widersprach Vianello. »Da steckt mehr dahinter. Denen war es regelrecht unangenehm, auf ihn angesprochen zu werden.«
    »Wollten sie nur nicht über ihn reden, oder hatten sie vielleicht Angst vor Ihren Fragen?« hakte Brunetti nach.
    »Ich habe ihnen keine Pistole an die Schläfe gehalten«, gab Vianello gekränkt zurück. »Nein, die wollten einfach nicht über ihn sprechen.«
    »Wie viele Mitarbeiter hat das Amt?« fragte Brunetti.
    »Sie meinen die ganze Schulbehörde?«
    » Ja .«
    »Keine Ahnung«, sagte Vianello. »Das Personalbüro erstreckt sich über zwei Stockwerke, das macht vielleicht dreißig Leute. In seiner ehemaligen Abteilung sind es meiner Schätzung nach höchstens fünf oder sechs.«
    »Ich könnte das leicht überprüfen, Commissario«, erbot sich Signorina Elettra. Aber Brunetti, den diese Mauer des Schweigens um Signora Battestinis Sohn neugierig gemacht hatte, war schon entschlossen, sich am Nachmittag selber einmal in der Schulbehörde umzusehen.
    Er erwähnte noch sein Telefonat mit Lalli und versprach, den beiden Bescheid zu sagen, sobald er wieder von ihm hörte. »In der Zwischenzeit würde ich Sie bitten, sich einmal die Herren Luca Sardelli und Renato Fedi vorzunehmen, Signorina. Das sind die einzigen noch lebenden unter den ehemaligen Direktoren der Schulbehörde.«
    Daß diese Recherche nur eine Verlegenheitslösung mangels anderer Perspektiven war, behielt er tunlichst für sich.
    »Wollen Sie die beiden verhören, Commissario?« fragte Vianello.
    An Signorina Elettra gewandt, bat Brunetti: »Würden Sie sich erst mal kundig machen?« Und als sie nickte, fuhr er fort: »Ich bin ziemlich sicher, daß Sardelli beim Assessorato dello Sport arbeitet, und Fedi leitet eine Baufirma in Mestre. Außerdem ist er Eurodeputato, allerdings weiß ich nicht, für welche Partei.« Signorina Elettra, der beide Männer unbekannt waren, machte sich Notizen, versprach, sofort an die Arbeit zu gehen, und stellte ihnen für den Nachmittag erste Ergebnisse in Aussicht.
    Da es ihm zu zeitaufwendig schien, zum Essen nach Hause zu fahren, wenn er gleich nach der Mittagspause bei der Schulbehörde sein wollte, erkundigte sich Brunetti, ob Vianello schon etwas vorhabe. Der Ispettore zögerte nur kurz, dann schüttelte er den Kopf und willigte ein, den Commissario zehn Minuten später vor dem Haupteingang zu treffen. Zuvor rief Brunetti noch Paola an, um sich fürs Mittagessen abzumelden.
    »Schade«, sagte sie. »Die Kinder sind da, und es gibt ...«
    Hier stockte sie.
    »Nur zu«, drängte er, »ich bin ein Mann. Ich kann's verkraften.«
    »Gegrilltes Gemüse als Antipasto und als Hauptgericht Kalbsbraten mit Zitrone und Rosmarin.«
    Brunetti stieß einen theatralischen Seufzer aus.
    »Und selbstgemachtes Zitronensorbet mit Feigensauce zum Nachtisch«, ergänzte sie.
    »Ist das wahr?« forschte er, plötzlich mißtrauisch geworden. »Oder willst du mich nur bestrafen, weil ich nicht

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