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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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arbeitete und wie sie, angeregt durch seine Worte, verschiedene Möglichkeiten durchspielte. Ohne die schlimmste davon direkt anzusprechen, sagte er: »Es wäre auch und vor allem in Ihrem Interesse, daß wir den Täter finden, Avvocatessa.«
    Mit gepreßter Stimme fragte sie: »Könnte derjenige auch sie getötet haben?« Und als er nicht antwortete, setzte sie hinzu: »Ich meine, Poppi.«
    Er nickte, obwohl er in Wahrheit überzeugt war, daß der Mann, der den brutalen Mord an Signora Battestini begangen hatte, sich nicht damit aufhalten würde, zur Warnung seines nächsten Opfers erst einmal einen Hund zu töten.
    Als ihr bewußt wurde, in welcher Gefahr sie schwebte, brach Roberta Marieschis Widerstand jäh in sich zusammen. »Ich weiß nicht, von wem das Geld kam«, beteuerte sie. »Ehrlich nicht. Sie hat es mir nie gesagt.«
    Brunetti wartete fast eine volle Minute, aber als sie stumm blieb, fragte er: »Was hat sie Ihnen denn erzählt?«
    »Gar nichts. Nur, daß die Einzahlungen monatlich erfolgten.«
    »Wissen Sie wenigstens, wozu sie das Geld brauchte oder wie sie es anlegen wollte?«
    Die Anwältin schüttelte den Kopf. »Nein, ich wußte bloß, daß es regelmäßig auf die betreffenden Konten eingezahlt wurde.« Sie überlegte einen Moment, und als sie weitersprach, verriet ihr Tonfall, daß auch sie sich oft über das Verhalten der Alten gewundert hatte: »Ich glaube, ihr lag gar nichts daran, das Geld auszugeben oder sich etwas dafür zu gönnen. Sie wollte es einfach horten und wissen, daß es da war.« Ihr Blick schweifte unstet durch den Raum, wie auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, einer Erklärung. »Mir hat sie erst vor drei Jahren davon erzählt, als sie anfing, sich Gedanken über ein Testament zu machen.«
    »Und was hat sie da gesagt?« fragte er noch einmal.
    »Nur, daß es diese Konten gab.«
    »Hat sie Ihnen mitgeteilt, wem sie das Geld vermachen wollte?«
    Die Anwältin stellte sich ahnungslos, und Brunetti wiederholte: »Hat sie Ihnen gesagt, wer als Erbe vorgesehen war? Wenn Sie ihr Testament aufgesetzt haben, dann werden Sie doch auch wissen, was mit diesen Konten geschehen sollte.«
    »Nein«, behauptete die Marieschi - und das war ganz klar eine Lüge.
    »Warum hat sie Ihnen Vollmacht erteilt?« fragte er.
    Sie nahm sich lange Zeit mit der Antwort, wohl um ihm einen glaubhaften Grund zu präsentieren. »Sie wollte, daß ich bestimmte Dinge für sie regle.« Eine vage Auskunft, doch sie schien nicht gewillt, mehr preiszugeben.
    »Zum Beispiel?« hakte er nach.
    »Ich habe die Frauen engagiert, die ihr den Haushalt besorgten, und sie entlohnt. Wir dachten, es wäre eine Erleichterung, wenn ich sie nicht ständig bitten müßte, irgendwelche Schecks zu unterschreiben. Zu der Zeit war sie schon stark gehbehindert und konnte nicht mehr selber auf die Bank.« Signora Marieschi hielt inne, um seine Reaktion abzuschätzen, und als er schwieg, ergänzte sie noch einmal: »Die Vollmacht vereinfachte und erleichterte vieles.«
    Sie mußte ihn für sehr dumm halten, wenn sie dachte, sie könne ihm weismachen, eine Frau wie Signora Battestini würde einer Anwältin so ohne weiteres ihr ganzes Geld anvertrauen. Brunetti hätte zu gern gewußt, wie die Marieschi der Signora die Vollmacht abgeluchst hatte oder was die Alte statt dessen zu unterzeichnen glaubte. Wer mochte die Unterschrift bezeugt haben? Allein, ihn interessierte tatsächlich nicht, wohin das Geld geflossen war, sondern nur, woher es stammte. »Dann haben Sie also von diesen Konten die Haushaltshilfen der Signora bezahlt?«
    »Ja. Strom- und Wasserrechnungen sowie alle anderen laufenden Kosten wurden bei ihrer Hausbank abgebucht.«
    »Es waren lauter Illegale, stimmt's?« fragte er unvermittelt.
    Wieder stellte sie sich ahnungslos: »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Commissario.«
    »Aber ich bitte Sie, Avvocatessa: eine Anwältin, die in diesem Land praktiziert und noch nie etwas von Schwarzarbeit gehört haben will?«
    Da vergaß sie sich vollends und rief aufgebracht: »Sie können nicht beweisen, daß ich davon gewußt habe.«
    Die Gelassenheit, mit der er darüber hinwegging, war perfekt einstudiert. »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß ich Ihnen ein paar Dinge erkläre. Solange ich in einem Mordfall ermittle, interessiert es mich zunächst einmal überhaupt nicht, ob Sie mit Schwarzarbeitern oder gefälschten Pässen Geschäfte machen. Aber wenn Sie mich weiter belügen oder ständig mit Halbwahrheiten abspeisen, dann sorge

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