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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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war.
    Nachdem Brunetti allen die Hand gegeben hatte, holte Dr. Crowley ihm einen Stuhl vom Nebentisch. Als die Herren nacheinander Platz genommen hatten, faßte der Commissario die versammelten Amerikaner ins Auge und sagte auf englisch: »Ich danke Ihnen für die Bereitschaft, mich noch so kurz vor Ihrer Abreise zu empfangen.«
    »Das ist doch selbstverständlich«, antwortete Dottoressa Crowley. »Wenn Ihnen das, was wir gesehen haben, weiterhilft.« Die anderen nickten zustimmend.
    Ihr Mann ergriff als nächster das Wort. »Wir haben uns heute morgen schon darüber unterhalten, Commissario«, sagte er. Und mit einer Geste, die seine Tischnachbarn einschloß, setzte er hinzu: »Vielleicht ist es am besten, wir erzählen Ihnen der Reihe nach, was jeder beobachtet hat.«
    Dr. Peterson räusperte sich mehrmals und begann dann mit jener übertriebenen Deutlichkeit zu sprechen, die angeblich dazu dient, sich Ausländern gegenüber besser verständlich zu machen. »Also, nachdem wir auf diesen Platz oder campo, wie es in Ihrer Sprache heißt, gelangt waren, schauten wir uns die Waren der fliegenden Händler an. Meine Frau und ich, wir standen ziemlich weit vorn, links neben Fred und Martha, und ein Mann - nicht der, den Martha gesehen hat, sondern einer von meiner Größe -, also der drängte sich so beharrlich durch die Menge, bis er knapp hinter mir war. Er stand linkerhand, aber ich habe nicht weiter auf ihn geachtet, weil ich ja mit den Taschen beschäftigt war. Und dann hörte ich das Geräusch, so eine Art Zischen - ich hatte keine Ahnung, was es war -, klang wie eine Tackerpistole oder wie dieses Gerät, mit dem sie einem in der Werkstatt die Reifen abmontieren. Außerdem spielten hinter uns ja auch noch diese Straßenmusikanten. Und dann, ganz plötzlich, machte der Kerl sich rückwärts davon, ohne zu gucken, wo er hintrat, und war im nächsten Moment verschwunden. Ich dachte mir nichts dabei, außer daß ich es ungehörig fand, so rücksichtslos zu drängeln und die Leute hinter ihm anzurempeln.
    Jedenfalls, als ich wieder nach vorn schaute, da lag dieser Taschenverkäufer schon am Boden, und Martha kniete neben ihm und gleich darauf auch Fred, und beide sagten, er sei tot.« Dr. Peterson sah erst Brunetti an und blickte dann wie fragend in die Runde.
    »In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nicht gesehen«, fuhr er fort. Es klang fast entrüstet und beinahe so, als ob Brunetti ihm eine Erklärung schulde. »Nun ja, wir haben eine Weile gewartet, eine halbe Stunde vielleicht, aber nichts geschah. Keiner kam. Und es war so schrecklich kalt, außerdem hatten wir noch nicht zu Abend gegessen, und da sind wir schließlich ins Hotel zurück.«
    Ein Kellner erschien an ihrem Tisch, und Dr. Peterson wandte sich kurz von Brunetti ab, um eine Kanne frischen Kaffee zu bestellen. Der Ober nickte, und als sein Blick auf Brunetti fiel, erkundigte er sich, ob der Commissario un caffè wünsche. Eine Frage, welche die Amerikaner im gleichen Maße zu verstören schien, wie sie Brunetti erleichterte. Er hatte die Staaten bereist und kannte den Unterschied zwischen amerikanischem und italienischem Kaffee zur Genüge.
    Dr. Peterson deutete auf seine Gattin und sagte zu Brunetti: »Meine Frau stand rechts von mir, sie hat also nichts gesehen. Stimmt doch, Schatz?«
    Mrs. Peterson schüttelte den Kopf. »Ja, mein Lieber«, sagte sie leise.
    »Gar nichts, Signora?« fragte Brunetti und wandte sich über ihren Mann hinweg direkt an sie. »Vielleicht irgendeine Kleinigkeit, egal wie belanglos sie Ihnen erscheinen mag?« Als die Frau stumm blieb, half er nach: »Hat der Mann geraucht, irgendwas gesagt, ist Ihnen an seiner Kleidung etwas aufgefallen?«
    Mrs. Peterson lächelte schüchtern, und ihr Blick suchte den ihres Mannes, als könne er ihr sagen, ob sie tatsächlich eins dieser Details wahrgenommen habe. Doch dann senkte sie die Lider und schüttelte den Kopf.
    Zum erstenmal meldete sich die Rothaarige zu Wort. »Einer von den beiden hatte stark behaarte Hände.«
    Lächelnd wandte Brunetti sich ihr zu. »War das der Große neben Dottoressa Crowley oder der andere, der hinter Dr. Peterson?«
    »Der Große«, antwortete sie, »der bei Martha. Den anderen habe ich gar nicht gesehen, oder wenn, dann habe ich nicht auf ihn geachtet. Mein Schuhband war nämlich aufgegangen, wissen Sie.« Und auf Brunettis verdutzte Miene hin fuhr sie fort: »Ja, und irgendwer muß auf den Schnürsenkel getreten sein. Denn als ich das Geräusch

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