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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hatte mir zwischenzeitlich jemand erzählt, er würde an die vucumprà vermieten, und da wollte ich mal hören, ob das immer noch gilt. Bevor ich meinem Neffen den Mund wäßrig mache, verstehen Sie?« Und bevor die Händlerin mißtrauisch werden konnte gegen ihn und seine Fragerei, setzte er noch schnell hinzu: »Ach ja, meine Frau hat mir aufgetragen, auch ein paar melanzane mitzubringen, aber die langen, bitte.«
    »Ich hab leider nur die runden«, erwiderte sie, und man merkte ihr an, daß sie sich entschieden lieber über Gemüse unterhielt als über die Geschäfte ihrer Kunden.
    »Auch gut. Dann sage ich meiner Frau eben, ich hätte nichts anderes gefunden. Also bitte noch ein Kilo von den runden melanzane.«
    Die Händlerin nahm eine zweite Papiertüte vom Stapel, wählte drei violett glänzende Auberginen aus, und als flöße das Hantieren mit den prallen, festen Früchten ihr Vertrauen ein, sagte sie: »Ich glaube nicht, daß es noch zum Verkauf steht, das Haus an der Ecke.«
    »Schade, aber da kann man nichts machen. Haben Sie vielen Dank«, entgegnete Brunetti, der damit indirekt auch Antwort auf seine eigentliche Frage erhalten hatte. Die Händlerin reichte ihm die Tüten, und er zahlte; hoffentlich würde Paola für alles Verwendung finden.
    Als der Commissario aus dem Laden trat, entschied er, es sei Zeit, nach Hause zu gehen. Dort freute sich Paola über die frischen Endivien und versprach, sie noch am selben Abend zuzubereiten. Zu den Auberginen sagte sie nichts, und er verzichtete darauf zu erklären, daß sie in gewissem Sinne Teil seiner Ermittlungen waren.
    Da die Kinder zum Mittagessen nicht nach Hause kamen, fiel die Mahlzeit, zumindest für Brunettis Verhältnisse, recht spartanisch aus: nichts weiter als Risotto mit radicchio di Treviso und eine Käseplatte. Als sie seine kaum verhohlene Enttäuschung über die Käseauswahl sah, stand Paola auf und legte den Arm um ihn. »Also gut, Guido. Heute abend mache ich Schweinebraten.«
    Brunetti schnitt sich ein großes Stück taleggio ab und legte es auf seinen Teller. Dann sah er zu ihr auf und fragte gespannt: »Welchen denn?«
    »Den mit Oliven und Tomatensauce.«
    »Und dazu die Endivien?«
    Paola verdrehte die Augen und klagte der Lampenfassung an der Decke ihr Leid: »Wie konnte das nur passieren? Ich habe einen Mann geheiratet, und nun lebe ich mit einem wandelnden Magen an meiner Seite.«
    »Die Endivien mit Butter und parmigiano?« fragte Brunetti und verteilte den halbweichen Käse auf einer Scheibe Brot.
    Als der Commissario um Viertel nach drei seine Wohnung verließ, machte er sich, ungeachtet seines Versprechens an Gravini, auf den Weg zum Juwelier Cuzzoni. Er ging vor bis Sant' Aponal und kam über einen Schlenker am Wasser entlang zurück zu den Fondamenta Businello, wo er bald die gesuchte Hausnummer fand und auch ein Klingelschild mit dem Namen Cuzzoni. Brunetti läutete, wartete einen Moment und läutete noch einmal.
    »Sì?« meldete sich endlich eine Männerstimme über die Sprechanlage.
    »Signor Cuzzoni?«
    »Ja? Was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen reden. Hier ist die Kriminalpolizei.«
    »Und worüber wollen Sie mit mir sprechen?« fragte die Stimme unbeeindruckt.
    »Über eine Ihrer Immobilien«, erwiderte Brunetti ebenso gleichmütig.
    »Schön, dann kommen Sie rauf«, sagte der Mann, und das Schloß schnappte auf.
    Brunetti stieß die Tür zurück und betrat einen großen Garten, dem man selbst jetzt, wo er im Winterschlaf lag, ansah, mit welch liebevoller Hingabe er gepflegt wurde. Zwei Norfolktannen flankierten einen gepflasterten Weg, der von hüfthohen, noch ziemlich dicht belaubten Hecken gesäumt wurde. Inmitten der Rasenfläche waren zwei rautenförmige, steingefaßte Beete eingelassen, in denen, geschützt von riesigen Plastikplanen, zarte Winterstiefmütterchen blühten. Am Ende des Weges sah Brunetti ein Portal, umrahmt von hohen Fenstern, die mit massiven Eisengittern gesichert waren.
    Da die Tür offenstand, trat er ein und stieg über eine breite Treppe mit flachen Marmorstufen hinauf zum piano nobile. Auf dem obersten Treppenabsatz empfing ihn der Hausherr, und Brunetti schaute aus nächster Nähe in das Gesicht eines Nachbarn, den er schon seit Jahren vom Sehen kannte.
    Signor Cuzzoni war wohl um einiges jünger als er; trotzdem stellte Brunetti befriedigt fest, daß sich die Haare des Juweliers schon weit stärker gelichtet hatten als seine eigenen: ein Verdacht, den er aus der Entfernung seit langem gehegt

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