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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ausreden, dann sagte sie: »Weißt du, seit unsere Kinder zur Schule gehen, habe ich mir anhören müssen, wie die Eltern ihrer Freunde über die schlechten Noten ihrer Sprößlinge klagen. Schuld daran waren immer die Lehrer. Ganz gleich um welches Fach es sich handelt oder um welchen Schüler: Die Schuld trifft immer den Lehrer.« Paola tunkte eine Keksecke in ihren Caffè latte, biß sie ab und fuhr fort. »Nicht ein einziges Mal habe ich einen Elternteil sagen hören: ›Ja, Gemma ist wirklich nicht die Hellste, und ich kann verstehen, daß sie in Mathe nicht so gut abgeschnitten hat‹, oder: ›Stimmt, Nanni ist ein bißchen begriffsstutzig, besonders was Sprachen anbelangt.‹ Kein Gedanke! Ihre Kinder sind stets die besten und die gescheitesten, verbringen in der Wahrnehmung ihrer Eltern jeden wachen Moment über ihren Büchern, und kein Lehrer hat es je geschafft, ihren sprühenden Geist auch nur mit einem schwachen Fünkchen zu befeuern. Und doch sind das dieselben Kinder, die, wenn Chiara oder Raffi sie mit heimbringen, über nichts als Popmusik und Actionfilme reden, ja offenkundig auch nichts anderes kennen; und sollten sie sich doch einmal davon losreißen, fällt ihnen nichts weiter ein, als sich gegenseitig auf ihren telefonini anzurufen oder SMS zu verschicken, vor deren barbarischer Grammatik und Syntax mich der Himmel verschonen möge.«
    Brunetti aß einen Keks, nahm sich einen zweiten, sah Paola prüfend an und fragte: »Legst du dir diese Reden beim Geschirrspülen zurecht, oder stellen sich solche blumigen Formulierungen bei dir von alleine ein?«
    Paola behandelte seine Frage in dem Sinn, in dem sie gestellt war. »Ich würde sagen, sie fliegen mir einfach so zu, wobei mir sicher zugute kommt, daß ich mich als Sprachpolizistin verstehe und ständig Jagd mache auf unglückliche Formulierungen und sonstige Ausrutscher.«
    »Viel Arbeit?« fragte er.
    »Ohne Ende.« Paola lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. »Kurz und gut: Ich kann mir nicht erklären, wo Chiara ihre Ansichten herhat.«
    Während dieser ganzen Unterhaltung waren Brunettis Gedanken nie weit von dem toten vucumprà entfernt gewesen, und so nutzte er jetzt spontan eine Gesprächspause und fragte: »Wenn deine Patrouillen im Dienste der Sprachreinheit dir ein bißchen Zeit übriglassen, könntest du mir dann jemanden an der Universität empfehlen, der vielleicht imstande wäre, einen Afrikaner nach einem Foto zu identifizieren? Ich meine natürlich nicht die Einzelperson, sondern den Stamm oder die Region, der er angehört.«
    »Es geht um den jungen Schwarzen vom Campo Santo Stefano, der erschossen wurde, ja?« entgegnete Paola.
    Brunetti nickte. »Wir wissen lediglich, daß er Afrikaner ist - vermutlich aus dem Senegal, doch nicht mal das ist bewiesen. Wüßtest du jemanden, der uns weiterhelfen könnte?«
    Paola tunkte noch einen Keks in ihren Caffè, trank einen Schluck und sagte: »Ich kenne einen Dozenten in der Archäologie, der die Hälfte des Jahres in Afrika verbringt. Den könnte ich fragen.«
    »Danke. Ich werde Signorina Elettra bitten, dir die Fotos in die Universität zu schicken.«
    »Könntest du sie nicht einfach mit nach Hause bringen?«
    »Sie sind im Computer gespeichert«, erwiderte Brunetti so gleichmütig, daß man hätte glauben können, er verstünde, wie das möglich war.
    Paola warf ihm einen erstaunten Blick zu. Doch als sie seinen Gesichtsausdruck sah, fragte sie lächelnd: »Ach, und wer ist denn hier das Computergenie?«
    Brunetti lächelte betreten zurück. »Wie hast du's gemerkt?«
    »Auch das lernt man bei der Sprachpolizei. Wir entlarven jeden Schwindler.«
    Brunetti trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse ab. »Wenn nichts dazwischenkommt, bin ich zum Mittagessen wieder da«, sagte er, erhob sich und küßte seine Frau auf den Scheitel. »Von Polizist zu Polizist«, erklärte er schmunzelnd und machte sich auf den Weg zur Questura.
    Als er in sein Büro kam, fand er auf dem Schreibtisch mehrere Computerausdrucke vor, die Signorina Elettra für ihn bereitgelegt hatte. Auf dem ersten Blatt waren die Adressen der Wohnungen aufgelistet, die Renato Bertolli und Alessandro Cuzzoni gehörten; dazu ein Vermerk, daß Cuzzoni ledig und Bertollis Frau einzig an der Wohnung, die das Ehepaar selbst nutzte, zur Hälfte beteiligt sei.
    Bertolli, dessen Privatanschrift in Santa Croce angegeben war, besaß insgesamt sechs Wohnungen. Für zwei davon waren Mietverträge beim Ufficio delle Entrate

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