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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Vitrinen. »Und diese Skulpturen gefallen mir besonders, weil sie so lebendig wirken. Also jedenfalls für mich.«
    »Dann haben Sie offenbar genau den richtigen Beruf gewählt«, sagte Brunetti.
    Assunta lächelte und schmiegte sich, wenn möglich, noch enger an ihren Mann. Brunetti hörte sie schon sagen, daß sie auch genau den richtigen Mann gefunden habe, doch statt dessen versetzte sie nachdenklich: »Hoffentlich kann ich ihn auch behalten.«
    »Wieso?« Paola klang unverhohlen besorgt. »Hast du etwa Angst um deinen Arbeitsplatz?«
    Da Paola sich ganz auf Assunta konzentrierte, entgingen ihr der warnende Blick aus schmalen Augen und das unmerkliche Kopfschütteln, womit Ribetti sie von weiteren Fragen abhalten wollte. Seine Frau aber hatte alles gesehen und reagierte sofort. »Nein, nein, natürlich nicht!« Brunetti sah, wie Assunta nach Worten rang; wie sie das, was sie ursprünglich hatte sagen wollen, zurückdrängte. Nach einer langen Pause bekannte sie: »Man wünscht sich halt nur, es könnte immer so weitergehen wie bisher.«
    »Ja, das ist wahr.« Lächelnd tat Brunetti so, als habe er weder Ribettis Blick aufgefangen noch bemerkt, wie die zuvor so herzliche Atmosphäre kippte und die Gesprächstemperatur gleichsam abfiel. Statt dessen faßte er Paola um die Schulter und sagte: »So leid es mir tut, aber wir müssen uns verabschieden.« Und mit einem Blick auf seine Uhr: »Wir sind nämlich zum Essen verabredet und jetzt schon spät dran.«
    Paola, die beneidenswert gut flunkern konnte, konsultierte ebenfalls ihre Armbanduhr und rief erschrocken: »O Gott, Guido, jetzt wird's aber wirklich höchste Zeit, wo wir doch noch bis nach Saraceno müssen!« Sie kramte fieberhaft in ihrer Handtasche, gab die Suche schließlich auf und bat Brunetti: »Kannst du Silvio und Veronica anrufen und Bescheid sagen, daß wir später kommen? Ich habe mein telefonino nicht dabei.«
    »Ja, ja, ich mach das schon«, sagte Brunetti scheinheilig, denn Paola hatte nie ein telefonino besessen, und von ihren Freunden hörte keiner auf den Namen Silvio. »Aber nicht hier drin. Draußen ist der Empfang besser.«
    Es folgte der übliche Austausch von Komplimenten; die beiden Frauen verabschiedeten sich mit Wangenkuß, während die Männer sich unbeholfen um die Wahl zwischen Lei und tu herummogelten.
    Erst als sie draußen auf der Uferpromenade standen, konnte Brunetti seiner Frau in die Augen sehen. »Silvio und Veronica?« fragte er spöttisch.
    »Jede Frau braucht einen Traum«, deklamierte sie andächtig und wandte sich dann in Richtung des Vaporettos, das sie heimbringen würde nach Venedig.

5
    M it dem Frühling waren auch die Touristen nach Venedig zurückgekehrt und zogen ihrerseits das übliche Gelichter nach; so unweigerlich wie der Wildwechsel der Gnus Schakale und Hyänen anlockt. Auf dem Scheitelpunkt der Brücken, wo ihre Späher sie vor nahenden Polizeistreifen warnen konnten, schlugen die Hütchenspieler aus Rumänien ihre fliegenden Spielcasinos auf. Die vu cumprà fischten aus den Tiefen ihrer geräumigen Plastiksäcke die neuesten Handtaschenmodelle namhafter Designer. Und sowohl Carabinieri wie Polizia Municipale hatten alle Hände voll zu tun, um die Opfer von Taschendieben und Trickbetrügern mit den richtigen Formularen zu versorgen. Frühling in Venedig!
    An einem Spätnachmittag schaute Brunetti in Signorina Elettras Büro vorbei, fand jedoch ihren Schreibtisch verwaist. Eigentlich hatte er auch kurz mit dem Vice-Questore sprechen wollen, doch da die Tür zu Pattas Zimmer offenstand, nahm er an, beide, der Chef und seine Sekretärin, hätten früher Schluß gemacht. In Pattas Fall ohnehin die Regel; aber für Signorina Elettra war dies der Wochentag, an dem sie immer erst nach Mittag erschien und dafür abends mindestens bis sieben blieb.
    Brunetti wollte sich schon zurückziehen und die Papiere, die er dabeihatte, wieder mit nach oben nehmen, doch der Wunsch, sich Gewißheit zu verschaffen, war stärker und zog ihn wie ein Magnet immer näher an Pattas Tür. Bis er zu seinem Erstaunen von drinnen Signorina Elettras Stimme hörte. Seltsamerweise sprach sie englisch, und zwar sehr langsam und jedes Wort so überdeutlich betonend, als wolle sie sich einem Schwerhörigen verständlich machen. »May I have some strawberry jam with my scones, please?«
    Nach längerer Pause ließ sich Pattas Stimme mit einer holprig entstellten Wiederholung vernehmen: »May E ev som strubbry cham per mio sgonzes,

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