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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Brunetti als nächstes die Büronummer von Elio Pelusso, einem befreundeten Journalisten beim Gazzettino. Und verfügte binnen weniger Minuten nicht nur über Namen, Adressen, Alter und Beruf der Festgenommenen, sondern erfuhr auch, in welcher Klinik in Verona einige von ihnen sich hatten behandeln lassen.
    Brunetti ging mit diesen Angaben hinunter zu Signorina Elettra und wiederholte ihr bei der Gelegenheit, was Signora Marcolini ihm über ihre und ihres Mannes verzweifelte Versuche, ein Kind zu bekommen, erzählt hatte. Sie nickte, während sie sich Notizen machte, und sagte dann: »Darüber gibt es ein Buch, wissen Sie.«
    »Wie bitte?«
    »Einen Roman aus England, den Autor weiß ich nicht mehr. Es geht um eine Gesellschaft, in der keine Kinder mehr geboren werden, und darum, was die Menschen alles anstellen, um doch welche zu bekommen.«
    »Also eine Art Gegenentwurf zu der Bevölkerungsexplosion, vor der Malthus gewarnt hat?« fragte Brunetti.
    »Ja. Es ist beinahe so, als ob wir in zwei verschiedenen Welten lebten. Die eine klagt über ein Zuviel an Nachwuchs, den sie nicht ernähren kann, weshalb die Kinder krank werden oder gar verhungern, und hier in unserer Wohlstandsgesellschaft hätten die Leute gern Kinder, können aber keine kriegen.«
    »Und sind zu allem bereit, um doch welche zu bekommen?« ergänzte Brunetti.
    Signorina Elettra tippte mit dem Finger auf die Papiere, die vor ihr lagen, und sagte: »Sieht ganz danach aus.«
    In sein Büro zurückgekehrt, rief Brunetti bei sich zu Hause an. Als Paola sich mit jenem lakonischen Sì? meldete, das ihn vermuten ließ, er habe sie an einer besonders fesselnden Stelle aus ihrer Lektüre herausgerissen, fragte Brunetti: »Kann ich dich für eine Internetrecherche anwerben?«
    »Kommt auf das Thema an.«
    »Therapiemöglichkeiten bei Infertilität.«
    Es entstand eine lange Pause, dann fragte Paola: »Hat das mit deinem neuen Fall zu tun?«
    »Ja.«
    »Und warum ich?«
    »Weil du dich mit dem Internet auskennst.«
    Nach einem übermäßig lauten Seufzer bemerkte Paola: »Ich könnte es dir ganz leicht beibringen.«
    »Das erzählst du mir schon seit Jahren«, entgegnete Brunetti.
    »Genau wie Signorina Elettra und Vianello, nicht zu vergessen deine Kinder.«
    »Ja, ja.«
    »Und? Nützt es was?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    Wieder blieb es lange still in der Leitung, bis Paola endlich sagte: »Na schön. Ich opfere dir zwei Stunden meiner Zeit und werde alles, was mir interessant erscheint, für dich ausdrucken.«
    »Danke, Paola!«
    »Und was bekomme ich dafür?«
    »Ewige Hingabe.«
    »Ich dachte, die hätte ich schon.«
    »Ewige Hingabe, und ich bringe dir eine Woche lang morgens den Kaffee ans Bett.«
    »Heute hat man dich früh um zwei aus dem Bett geholt«, erinnerte sie ihn.
    »Ich werde mir was ausdenken«, versprach Brunetti und merkte selbst, wie wenig überzeugend das klang.
    »Das möchte ich dir auch geraten haben«, sagte sie. »Also abgemacht, zwei Stunden, aber vor morgen geht's nicht.«
    »Wieso?«
    »Weil ich erst dieses Buch fertiglesen muß.«
    »Welches denn?«
    »Die Gesandten«, antwortete sie.
    »Hast du die nicht schon gelesen?«
    »Doch. Viermal.«
    Ein Mann ohne seine Erfahrungen mit Geisteswissenschaftlern, der Ehe und dem weisen Umgang mit ihr hätte hier vielleicht Einwände erhoben. Brunetti dagegen kapitulierte, sagte nur: »Also dann«, und legte auf.
    Kaum hatte er das Gespräch beendet, fiel Brunetti ein, daß er sich ja auch an Vianello oder Pucetti hätte wenden können und wahrscheinlich an so gut wie jeden der jüngeren Beamten im Haus. Er selbst war mit bedrucktem Papier aufgewachsen, hatte in der Schule von gedrucktem Papier gelernt und sich den Glauben ans bedruckte Papier bis heute bewahrt. Die wenigen Male, die er jemandem gestattet hatte, ihn in der Informationssuche im Internet zu unterweisen, war er schier ertrunken in allen möglichen Werbeangeboten und sogar über eine Porno-Website gestolpert. Und die wenigen Male, die er seitdem seine zaghaften Fühler ins Netz auszustrecken wagte, hatte sein verwirrter Kopf jedesmal rasch kapituliert. Er kam einfach nicht dahinter, wie das mit den Links zwischen den jeweiligen Webseiten funktionierte.
    Der Gedanke hallte in seinem Kopf wider. Links! Verknüpfungen. Was war das für ein Link, der von der Questura in Venedig zur Carabinieri-Zentrale in Verona führte, und wie hatte man sich dort die Genehmigung für eine Razzia in Dottor Pedrollis Haus beschafft?
    Hätte einer

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