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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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mit der Hand hin und her. »Zwei Kunden nehmen haufenweise Beruhigungsmittel, aber ich schätze mal, das geht eher aufs Konto des Arztes als auf das der Patienten.«
    Das hörte sich für Brunetti ziemlich harmlos an. »Was Besseres habt ihr nicht zu bieten?« fragte er und erschrak selbst über seine Ausdrucksweise.
    »Ich hätte da vielleicht einen Fall«, meldete sich Pucetti bescheiden zu Wort.
    Gespannt wandten sich die beiden Dienstälteren dem jungen Beamten zu, der in den Akten auf seinem Schreibtisch herumwühlte und schließlich einen Ordner herausfischte. »Es handelt sich um eine Amerikanerin«, begann er.
    Ladendiebstahl, schoß es Brunetti durch den Kopf, doch dann sagte er sich, daß so ein Fehltritt wohl kaum einem Apotheker zu Ohren gekommen wäre.
    »Also eigentlich«, schob Pucetti zögernd nach, »geht es wohl mehr um den Ehemann.«
    Vianello seufzte vernehmlich, und Pucetti nahm einen neuen Anlauf. »Sie, die Amerikanerin, war in den letzten zwei Jahren fünfmal im Pronto Soccorso.«
    Keiner der beiden Älteren sagte etwas.
    »Beim ersten Mal war's eine gebrochene Nase.« Pucetti hatte den Ordner aufgeschlagen und fuhr mit dem Zeigefinger die erste Seite entlang. Dann blätterte er um und überflog die zweite. »Drei Monate später tauchte sie mit einer bösen Schnittwunde am Handgelenk auf. Angeblich hatte sie sich an einem Weinglas verletzt, das in die Spüle gefallen und zerbrochen war.«
    »Haha«, brummte Vianello.
    »Ein halbes Jahr war Ruhe, aber dann kam sie mit zwei gebrochenen Rippen daher.«
    »Ich nehme an, sie ist die Treppe runtergefallen?« warf Vianello ein.
    »Genau!« Pucetti blätterte eine Seite weiter. »Als nächstes war's das Knie: Bänderriß. Sie sei auf einer Brücke umgeknickt.«
    Brunetti und Vianello blieben stumm. Das Rascheln beim Umblättern zur nächsten Seite unterstrich ihr Schweigen.
    »Und kürzlich, letzten Monat erst, hat sie sich den Arm ausgerenkt.«
    »Wieder ein Treppensturz?« fragte Vianello.
    Pucetti klappte den Ordner zu. »Steht nicht drin.«
    »Sind diese Amerikaner hier ansässig?« erkundigte sich Brunetti.
    »Sie haben eine Wohnung in Venedig, aber sie gelten als Touristen«, antwortete Pucetti. »Die Frau zahlt ihre Krankenhausrechnungen in bar.«
    »Aber wie kommt sie dann in Franchis Computer?« wollte Brunetti wissen.
    »Beim ersten Mal«, sagte Pucetti, »hat sie sich bei ihm in der Apotheke Schmerzmittel besorgt, und -«
    »Bestimmt in rauhen Mengen«, warf Vianello ein.
    »... und so ist sie in Franchis Computer gelandet«, beendete Pucetti seine Erklärung.
    Brunetti überlegte, ob es sich lohnen würde, diesem Fall nachzugehen, entschied sich aber dagegen. »Ich schlage vor, wir fangen mit den Venezianern oder zumindest mit Italienern an und versuchen, jemanden zum Reden zu bringen. Wenn die Leute merken, daß wir schon wissen, womit Franchi sie erpreßt, macht sie das vielleicht gesprächiger. Und wer weiß, vielleicht finden wir bei den Befragungen auch heraus, wer in seine Apotheke eingebrochen ist.«
    »Dazu haben wir ja noch die Blutproben«, merkte Vianello an. »Wenn wir die mit der Blutgruppe möglicher Kandidaten aus der Computerdatei vergleichen könnten, hätten wir vielleicht eher eine Chance, fündig zu werden.« So, wie er das sagte, schien er sich keine Hoffnung auf bereits vorliegende Analysen zu machen. »Die Proben sind seit dem Einbruch bei Bocchese.«
    »Oder in irgendeinem Labor!« Brunetti griff zum Telefon und wählte Boccheses Nummer. Der Kriminaltechniker meldete sich prompt.
    »Wie weit bist du mit den Blutproben?« fragte Brunetti.
    »Danke der Nachfrage, Dottore. Mir geht's blendend. Freut mich, das gleiche von dir zu hören.«
    »Entschuldige, Bocchese, aber wir stehen hier ziemlich unter Druck.«
    »Das ist doch immer so bei dir, Guido. Aber wir Naturwissenschaftler haben gelernt, das Leben ein bißchen gelassener zu nehmen. Zum Beispiel müssen wir warten, bis eine Probe vom Labor zurückkommt, das ist eine gute Schulung in Geduld.«
    »Wann kriegst du sie denn?«
    »Die Ergebnisse hätten gestern hier sein sollen«, sagte Bocchese.
    »Kannst du das Labor anrufen?«
    »Um was zu fragen?«
    »Na, was sie in dieser Blutprobe gefunden haben.«
    »Wenn ich dort anrufe und die wirklich schon fertig sind, dann können sie mir das Ergebnis genausogut mailen.«
    »Würdest du dann anrufen« - Brunetti versuchte, so ruhig und höflich zu bleiben, wie es ihm eben möglich war - »und das Labor bitten, dir das

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