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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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die dazugehörigen Wohnwagen. Manche aus Metall, andere aus Holz, einige ganz schnittig und modern. Bei einem thronte auf dem spitzen Dach ein blecherner, kurzer Schornstein, der Brunetti an die Zeichnungen in Kinderbüchern erinnerte. Neben den Campern und bis weit in die Durchgänge hinein stapelten sich Plastikbehälter, Pappkartons, Klapptische, Grillständer sowie zahllose zerfetzte und durchlöcherte Plastiktüten. Hinter dem Lager erstreckte sich eine Brachfläche, in die man ein paar Trampelpfade geschlagen hatte, die allerdings nach einer kurzen Wegstrecke alsbald wieder von hohem Gras und Brennnesseln überwuchert wurden. Zwischen dem Gestrüpp entdeckte Brunetti hie und da rostigen Sperrmüll: einen Kühlschrank, eine altmodische Waschmaschine mit Handschleuder, mindestens zwei Sprungfedermatratzen und ein abgewracktes Auto.
    Die Autos vor den Wohnwagen waren in wesentlich besserem Zustand, die meisten sogar neu, soweit Brunetti, der auf dem Gebiet kein Fachmann war, das beurteilen konnte.
    Insofern sich diesem bunt zusammengewürfelten Fuhrpark ein Zentrum zuordnen ließ, lenkte der Fahrer den Kombi exakt dort hinein und stellte den Motor ab. Brunetti hörte das leise Pfeifen und Summen der Kühlung, dann das Quietschen der Scharniere, als Steiner seine Tür aufstieß. Gefolgt von Vogelgezwitscher, das vielleicht aus den Bäumen jenseits des Zauns kam, der das Lager umgab.
    Von seinem Platz aus beobachtete er, wie an vier Wohnwagen nacheinander die Türen aufgingen, Männer auf die Schwelle traten und langsam die Stufen herunterstiegen. Sie sagten nichts, schienen sich auch untereinander nicht zu verständigen, kamen aber allesamt näher und nahmen vor dem Kombi Aufstellung.
    Nun stießen auch Vianello und der Fahrer ihre Tür auf und kletterten aus dem Carabinieri-Fahrzeug. Als Brunetti sich wieder den Männern vor ihnen zuwandte, standen drei mehr in der Reihe. Und die Vögel waren verstummt.

21
    D ie Männer standen unbeweglich da, während die Vögel ihren Gesang zögernd wieder anstimmten. Die Luft war mild, und die sanften Strahlen der Nachmittagssonne tauchten die ganze Versammlung in ein weiches Licht. Brunetti betrachtete das frisch begrünte, hügelige Gelände jenseits des Zauns, das von einem kleinen Kastanienhain gekrönt war: Bestimmt kam das Vogelgezwitscher von dort. Wie schön das Leben doch war, dachte er.
    Er senkte den Blick von den Baumwipfeln zu den Männern, die ihm und seinen Begleitern mittlerweile zu neunt gegenüberstanden. Auffallend war, dass alle Hüte trugen, schmuddelige Filzhüte, deren ursprüngliche Farben sich inzwischen alle in ein angestaubtes, stumpfes Braun verwandelt hatten. Die Männer hatten einen dunklen Teint und dunkle Augen; keiner war glattrasiert. Doch während Italiener aller Altersgruppen mit ihrem Dreitagebart ein modisches Statement abgeben wollten - auch wenn Brunetti nie verstanden hatte, welches -, war diesen Männern das Rasieren vermutlich bloß lästig, wenn sie es nicht sogar unmännlich fanden. Einige Bärte waren schütter, manche länger als andere; besonders gepflegt wirkte keiner.
    Die Männer trugen wollene Hosen, grobe Pullover und dunkle Jacken, der eine oder andere mit einem Hemd darunter. Ihre Füße steckten in abgetretenen Schuhen mit klobigen Sohlen. Steiner und sein Fahrer zogen mit ihren Carabinieri-Uniformen aller Augen auf sich, aber vereinzelt streifte auch Brunetti und Vianello ein neugieriger Blick.
    Ein dumpfes Geräusch zu seiner Rechten ließ Brunetti zusammenzucken. Steiner, der es offenbar auch gehört hatte, umklammerte den Schaft seiner Pistole. Sein sichernder Blick in die Runde blieb an Dottoressa Pitteri hängen. Sie stand neben dem Kombi, und ihre Hand lag noch auf dem Griff der Tür, die sie soeben zugeschlagen hatte. Ein dünnes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Ich wollte Sie nicht erschrecken, Maresciallo.« Das Lächeln gefror. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung.«
    Steiner wandte sich wortlos wieder den Roma zu. Er ließ die Hand sinken, aber sein instinktiver Griff zur Waffe war nicht unbemerkt geblieben. Ja, zwei der Männer konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen, das eindeutig auf Steiners Kosten ging.
    Jetzt näherte sich auch Dottoressa Pitteri der Gruppe, die ihr mit ausdruckslosen Gesichtern entgegen blickte. Kein Zeichen des Wiedererkennens, geschweige denn der Freude, als sie das Wort an die Männer richtete. Brunetti konnte zunächst nicht hören, was sie sagte. Da ihr niemand antwortete,

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