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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Notizbuch und schrieb sich den Namen des Arztes auf.
    Aber Rocich ließ nicht locker. »Warum Sie wollen wissen Doktor?«
    »Ihre Tochter war sehr krank«, sagte Brunetti. »Und der Polizeiarzt will Blutproben von den Männern hier im Lager haben.«
    Wie viel davon Rocich wohl verstanden hatte? Offenbar genug, um zu fragen: »Warum?« »Weil der Doktor, wenn er alle Blutgruppen vergleicht, feststellen kann, von wem Ariana ihre Krankheit hatte«, log Brunetti.
    Rocichs Augen weiteten sich. Hastig drehte er sich nach seinem Wagen um, doch zu spät. Als sein Blick über Tür und Fenster glitt, war dort niemand mehr zu sehen. Der Camper wirkte wie ausgestorben. Mit undurchdringlichem Gesicht wandte Rocich sich wieder Brunetti zu. »Ich nix verstehen.«
    »Egal«, sagte Brunetti. »Die Untersuchung findet auf jeden Fall statt.«
    Rocich machte wortlos kehrt und stieg die Stufen zu seinem Wohnwagen hinauf. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ließ Brunetti sich von seinem Fahrer zum Piazzale Roma zurückbringen.

25
    M einst du, er hat dir geglaubt?«, fragte Paola, als sie und Brunetti spätabends im Wohnzimmer beisammensaßen. Die Kinder waren schon zu Bett, und in den stillen Räumen breitete sich jene nächtliche Ruhe aus, die einem die Kraft gibt, den Tag loszulassen, bevor man schlafen geht.
    »Das kann ich schwer einschätzen.« Brunetti nippte an dem Pflaumenlikör, den einer seiner bezahlten Informanten ihm im Vorjahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Der Mann, ein Fischer aus Chioggia mit drei eigenen Booten, belieferte Brunetti und seine Kollegen von der Guardia di Finanza mit so wertvollen Informationen über den Zigarettenschmuggel aus Montenegro, dass sie wohlweislich nie nachgeforscht hatten, woher die scheinbar unerschöpflichen Vorräte an Hochprozentigem in ungekennzeichneten Flaschen stammten, mit denen er alljährlich so manchem Angehörigen der Polizei Streitkräfte das Weihnachtsfest versüßte. »Wiederhol mir noch mal, was du zu ihm gesagt hast«, bat Paola, unterbrach sich dann aber unvermittelt und hielt ihr Glas hoch: »Glaubst du, er macht den selbst?« »Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist er besser als alles, was ich je an verzollten Spirituosen getrunken habe.« »Dann ist's ein Jammer«, seufzte Paola. »Was denn?«
    »Na, dass der Mann schwarzbrennt.«
    »Wieso?«, fragte Brunetti verständnislos. »Weil er sonst mehr produzieren könnte?«
    »Das auch«, sagte Paola. »Und weil wir seinen Likör dann ganz legal kaufen könnten und du dich nicht jedes Mal, wenn er dir ein paar Flaschen schenkt, in seiner Schuld fühlen müsstest.«
    »Er kriegt genug bezahlt«, antwortete Brunetti, ohne sich näher zu erklären. »Außerdem wissen wir doch, wie schwer es ist, eine Firma zu gründen, noch dazu wenn man eine Alkohollizenz braucht. Nein, nein, da ist's schon besser, er macht weiter wie bisher.«
    »Unter Polizeischutz?«, stichelte sie.
    »Vergiss nicht die Guardia di Finanza«, konterte Brunetti gelassen.
    Seufzend gab Paola sich geschlagen: »Schon gut!« Sie leerte ihr Glas und stellte es auf den Tisch. »Aber noch mal zurück zu diesem Zigeuner: Was genau hast du ihm gesagt?«
    Brunetti umschloss sein Glas mit beiden Händen. »Dass seine Tochter sehr schlimm krank war. Was ja auch stimmt«, ergänzte er in dem Bewusstsein, dass Paola die Einzige war, mit der er unbefangen darüber reden konnte. »Und dass ein Arzt anhand eines Bluttests feststellen könne, wer sie infiziert hat.« Brunetti hatte darauf gebaut, dass Rocich von Arianas Erkrankung wusste und dass er genug Schauergeschichten über Geschlechtskrankheiten und ihre Übertragungswege aufgeschnappt hatte, um so einen medizinischen Nachweis für möglich zu halten.
    »Aber wer glaubt denn so was?«, fragte Paola mit unverhohlener Skepsis.
    Brunetti zuckte die Achseln. »Du würdest dich wundern, was die Leute alles glauben.«
    Paola dachte eine Weile darüber nach, dann sagte sie:
    »Wahrscheinlich hast du recht. Es ist oft wirklich unfassbar, was den Menschen im Kopf rumspukt.« Resigniert schüttelte sie den ihren. »Unter meinen Studentinnen gibt's welche, die bilden sich ein, beim ersten Geschlechtsverkehr könne man noch nicht schwanger werden.«
    »Und ich habe schon Typen festgenommen, die überzeugt waren, Aids sei durch eine Haarbürste übertragbar«, ergänzte Brunetti.
    »Aber was willst du nun machen?«
    »Bis jetzt hat noch niemand die Leiche abgeholt.« Es war keine Antwort auf ihre Frage, und er sagte es

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